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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt
Autoren: Hiltrud Leenders
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weiter.
    Ackermann wollte es gar nicht glauben. »Steht da manchmal auch irgendwat Nettes, irgendwat von Liebe vielleicht?«
    Es dauerte eine ganze Zeit, bis er sich einigermaßen beruhigt hatte, dann stellte er endlich seine Fragen zu dem Angriff auf den Jungen, aber die Lehrerin wusste nur, was Herr Weller ihr erzählt hatte. Heute Morgen hatte sie Gregors Klassenkameraden gefragt, ob irgendjemand den Vorfall beobachtet hatte. »Aber niemand will etwas gesehen haben. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen. Gregor ist in seiner Klasse nicht sehr beliebt, ach, eigentlich in der ganzen Schule nicht. In den anderen Klassen habe ich mich noch nicht umgehört. Sie sollten vielleicht am Montag früh mal selbst mit den Kindern sprechen.«
    »Kann ich gerne machen, wenn Sie meinen, dat dat wat bringt.«
    »Ja«, sagte sie bestimmt. »Ich habe das Gefühl, dass die Kinder mir etwas verschweigen, aber vielleicht täusche ich mich auch.«
    Sie verabredeten sich für Montag um zehn, nach der großen Pause, und Ackermann machte sich grübelnd auf den Rückweg.
    Gregor Weller war ja vielleicht ein Fiesling, obwohl man sich das gar nicht vorstellen konnte, wenn man den so sah. Egal! Wenn er ein Fiesling war und seine Klassenkameraden hätten ihn deshalb verkloppt, das könnte man ja noch verstehen. Aber angeblich waren es ja Jugendliche gewesen. Hatten die einfach Bock gehabt, jemanden zu vertrimmen? War Gregor nur zufällig das Opfer gewesen? Oder waren es vielleicht ältere Geschwister von seinen Klassenkameraden gewesen? Nur, wieso hätten die sich maskieren sollen? Eigentlich musste er noch mal mit dem Jungen sprechen, wenn der Vater nicht dabei war. Aber das würde dieser Arsch bestimmt nicht erlauben.
    Als der Lebensmittelmarkt an der linken Seite auftauchte, blieb Ackermann stehen. »Famka ... Famka ...«, murmelte er vor sich hin. »Da war doch noch wat ... Die Grillwürstkes!«
    Er hatte der Mutti versprochen, noch ein paar Ersatzwürste mitzubringen. Heute Abend würde die legendäre alljährliche Ackermann’sche Grillfete steigen. War ja echt Klasse bei dem Wetter! Gut, dass er noch die Plane in der Garage hatte. Wenn er die vom Nussbaum bis zur Hausecke spannte und von da rüber zu Hünnekes an das Garagendach ...

    Es regnete ohne Pause, aber Ackermann machte das nichts aus. Er sah sich höchst zufrieden um: Die Plane hatte er fast schon profimäßig gespannt. Den ganzen Rasen hatte er überdacht und auch er stand hier schön im Trockenen an seinem großen Schwenkgrill, den ihm Theo letztes Jahr geschweißt hatte.
    Richtig voll war es geworden. Gut, dass er die Reservewürste besorgt hatte. Sein holländischer Schwager hatte noch ein paar Leute aus Cuijk mitgebracht, die Nachbarn waren alle gekommen, womit bei dem Wetter kein Mensch gerechnet hatte, und seine drei Töchter hatten Freunde dazugeholt.
    So, die Specklappen waren durch. Noch ein bisschen Bier drüberpinseln, dann waren sie perfekt. Ach verdammt, Bier! Das Fass war immer noch nicht angeschlagen. Die Begrüßungsschnäpskes hatten die Jungs längst weggeschluckt und von den schönen bunten Cocktails, die die Mutti für die Frauen gemixt hatte, war auch nichts mehr zu sehen.
    »Schätzeken!«, rief er und sah sich um, aber er konnte seine Frau in dem Gewimmel nicht entdecken. Ein bisschen dunkel war es ja doch unter der Plane, aber er hatte es einfach nicht mehr geschafft, die Partylichterketten aufzuhängen. Vielleicht konnte er bei den Nachbarn noch ein paar Arbeitslampen organisieren. Zwei hatte er selbst im Keller.
    »Mutti!«
    »Huhu«, hörte er sie antworten und dann war sie bei ihm. Bombig sah sie wieder aus in der engen, goldenen Hose und dem schwarzen Hemdchen mit all den dicken Schleifkes drauf.
    »Wird doch noch ein schöner Abend, nicht?« Sie strahlte und umarmte ihn.
    Sie war einen halben Kopf größer als er, aber das störte Ackermann überhaupt nicht und von ihrer üppigen Figur kriegte er nie genug.
    »Bleibs’ du ma’ ebkes beim Fleisch. Ich müsst’ dat Fässken anschlagen ...«
    »Ach, das kann Henk doch machen.« Dass sie Holländerin war, konnte man nur hören, wenn sie richtig in Wut geriet, und das passierte ausgesprochen selten.
    »Bloß nich’! Dat gibt ’ne Riesensauerei, vors’ Ma’ auch. Wat kennt so ’n Kaaskopp schon von Bierfässer? Frach lieber den Franz, der is’ da Fachmann drin.«
    Sie lachte nur und verschwand in der Menge.
    Nadine, seine Älteste, kam mit einem Teller voller Paprikastücke und
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