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Ach du lieber Schwesternschreck!

Ach du lieber Schwesternschreck!

Titel: Ach du lieber Schwesternschreck!
Autoren: Elisabeth Zöller
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mir:
     
    1. Eine Pickelcreme. Ich meine natürlich eine Gegen-Pickel-Creme. Heute morgen hab ich nämlich den ersten Pickel auf meiner Nase gesichtet.
    2. Einen Bettkasten, der doppelt so groß ist wie meiner. Für meine Würmer. Wenn sie sich wirklich so rasend schnell vermehren, wie Flo behauptet, brauchen sie Platz.
    3. Eine eigene Zimmerlinde. Mama glaubt nicht mehr an Herbst.
    Aber bis Weihnachten, das sind noch mindestens 6485 Stunden. Nur so geschätzt.
    Ich muss aufpassen. Mein Mathelehrer nähert sich mit atemberaubender Geschwindigkeit.
     

KLAR!
     
    Wir müssen Flos große Liebe übrigens völlig geheim halten, weil in der Klasse die meisten Jungen Mädchen saublöd finden. Schon seit der zweiten Klasse ist das so. Die spielen dann immer Weiberärgern. Weiberärgern ist, wenn man von weitem etwas Böses hinter den Mädchen herruft. Weiberärgern ist auch An-den-Haaren-Ziehen. Als Mama mal mitbekam, dass wir Weiberärgern machen, machte sie mit mir Jochenärgern. Ich musste einen ganzen Nachmittag in meinem Zimmer bleiben und über Weiberärgern nachdenken. Obschon das sonst gar nicht Mamas Art ist. Aber Mama wollte mir zeigen, dass Weiberärgern ganz doof ist. Mama hat auch mit mir darüber gesprochen. Aber wenn die anderen das alle machen? »Trotzdem«, hat sie gesagt. »Das geht nicht. Wenn die anderen vom Dach springen, springst du ja auch nicht hinterher.«
    Aber es ist doch ganz schön blöd. Wenn wir nämlich jetzt sagen, wir finden Mädchen gut, dann sind die Jungen sicher stinkesauer auf uns. Das ist dann wie ein Verrat an den anderen Jungen. Flo und Jo, genannt Felix, halten nicht zu ihnen.
    Dabei wäre das doch viel ehrlicher. Aber Flo wäre dann der Weiberheld, würde gemieden und ausgelacht. So ähnlich, als wenn er Spitzentanz machte und Ballett. Das stört einen echten Verliebten. Weil’s dadurch noch schwieriger wird. Dabei ist Liebe allein ja schon verdammt schwierig.
    »Ich bin bestimmt nicht der Einzige, der verliebt ist«, flüstert Flo mir in der nächsten Stunde zu. »Aber der Einzige, der’s am liebsten sagen würde.«
    Da bin ich nicht so sicher!
    »Die wollen doch bloß cool sein!«, sagt Flo.
    Gefühle sind nicht angesagt. Auf jeden Fall nicht für einen Jungen. Der lässt tolle Sprüche ab, tut, als wenn nichts wäre, und alles, was er darf, ist zu den Weibern rüberzuschielen. Und überlegen, welche er am besten findet.
    Da liegt auf einmal eine Wimper vor mir auf dem Tisch. Ich schenke sie Flo. Wenn man eine Wimper vorsichtig vom Handrücken fortbläst, dann darf man sich etwas wünschen. Man darf es aber nicht verraten, denn sonst geht es nicht in Erfüllung.
    Flo bläst. Er wünscht sich etwas. Ich weiß, was er sich wünscht. Ob es trotzdem wirkt? Ob es dann auch in Erfüllung geht? Ich bin nicht sicher. Auf jeden Fall ist die Wimper fort und das Glück kann kommen. Das ist was für echte Verliebte und auch für ihre Kumpels.
     
    Im Textilunterricht stößt Flo mich plötzlich an. »Könntest du nicht Werber spielen für mich?«
    »Wie bitte?«, möchte ich fragen oder eher: »Was ist denn ein Werber?«
    Aber da guckt die Mücke mich scharf an, weil ich seit zehn Minuten nicht mehr die Häkelnadel bewegt habe. Die Mücke, unsere Textillehrerin, ist ziemlich großzügig. Aber sie achtet darauf, dass alle recht geordnet auf ihren Plätzen sitzen und der rechte Arm - es kann auch der linke sein, das ist der Mücke egal -, dass dieser Arm auf jeden Fall von Zeit zu Zeit zu einer Bewegung ausholt, die zur Herstellung einer Luftmasche oder bei Könnern zur Herstellung weiterer hochkomplizierter Maschenmuster dient. Fehlt diese regelmäßige Bewegung, merkt die Mücke das. Leider. Ich häkel also wieder.
    Flo und ich sind übrigens nur deshalb im Häkelunterricht, weil Flo, dieser Wahnsinnsknabe, bei den Mädchen sein wollte. Wir konnten nämlich wählen zwischen Werken und Textil. Ich hätte lieber Werken genommen, obschon ich da auch kein Weltmeister bin. Aber Flo meinte, da wäre wirklich mal Gelegenheit, mit Mädchen zusammen zu sein, ohne ausgelacht zu werden, und sie »intensiv zu beobachten«. (Der Ausdruck stammt wahrscheinlich wieder von seinen Eltern.)

    Und jetzt häkeln wir. Flo häkelt Topflappen, ich häkel Luftmaschenschnüre. Ich will Papa eine schenken, damit er die Briefe auf seinem Schreibtisch damit zusammenbinden kann. Eine in Rosa für die schönen und eine in Schwarz für die verhassten Briefe. Mama soll eine gehäkelte Hundeleine bekommen,
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