Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ach, du faules Ei

Ach, du faules Ei

Titel: Ach, du faules Ei
Autoren: Harald Tonollo
Vom Netzwerk:
kommen?«
    »Darum geht es doch überhaupt nicht!«, knurrte ihr Gemahl. Er hob die Tüten auf und trug sie, mürrisch vor sich hin grummelnd, in den Wohnwagen.

     
    Frau Rottentodd sah ihm nach, atmete einmal tief durch und wandte sich den Kindern zu. »Am besten, wir lassen ihn jetzt ein bisschen in Ruhe. Na, dann baut mal euer Zelt ab. Ich werde inzwischen die Taxis bestellen.«
    Frau Rottentodd betrat lächelnd das Büro von Alfons Krummbiegel, der wie so oft hinter seinem Schreibtisch saß. Er schaute von seinen Unterlagen auf, als er die Schritte vernahm, und sagte unfreundlich: »Sie möchten sicher zahlen?«
    »Gerne«, flötete Prospera mit unwiderstehlichem Augenaufschlag und einem kleinen Seufzer. »Auch die schönste Zeit geht irgendwann einmal zu Ende.«
    Alfons Krummbiegel räusperte sich geräuschvoll. Er hatte anderes erwartet. »So? Ja … äh, das macht dann …« Er suchte auf dem Monitor nach dem Ordner »Rottentodd«.
    »Es war wirklich wundervoll hier bei Ihnen«, säuselte Frau Rottentodd weiter.
    Der Campingplatzbesitzer schwieg irritiert.
    »Eine herrliche Anlage. Es fehlt einfach an nichts! Am liebsten würde man für immer bleiben.«
    Alfons Krummbiegel sah erschrocken auf.
    »Aber leider, leider …«, Prospera faltete entschuldigend die Hände vor ihrer Brust, »müssen wir heute abreisen.«

     
    »Also, das macht dann …« Weiter kam Alfons Krummbiegel nicht.
    Prospera Rottentodd schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, dass es krachte. Ihre Augen funkelten gefährlich. »Glauben Sie allen Ernstes, dass wir für Ihre Ungastlichkeitauch noch bezahlen?«, keifte sie den Campingplatzbesitzer an. »Sie werfen uns hier einfach raus und zerstören mutwillig unseren wohlverdienten Urlaub!«
    Alfons Krummbiegel fuhr aus seinem Stuhl hoch. »Auf diesem Campingplatz werden keine Blutegel und Kakerlaken verzehrt!«, schrie er und fuchtelte wild mit seinem rechten Zeigefinger in der Luft herum.
    »Und was wird
dann
auf diesem Campingplatz verzehrt?«, schrie Frau Rottentodd zurück und lieferte die Antwort gleich mit. »Schweine und Rinder! Schon das Schlachten dieser riesigen Tiere ist einfach ekelhaft! Sie sollten sich schämen!«
    Alfons Krummbiegel war für einen Augenblick sprachlos. Er ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen, schaute auf den Monitor und brummte: »Das sind dann …«
    »Keinen Cent ist uns diese Demütigung wert. Keinen Cent!« Prospera Rottentodd machte auf dem Absatz kehrt. »Bestellen Sie uns lieber zwei Taxis, sonst bleiben wir noch!« Damit knallte sie die Tür hinter sich zu.

Im letzten Augenblick
     
    »In fünf Minuten kommt unser Zug«, sagte Palme niedergeschlagen.
    »Wenn er pünktlich ist!«, ergänzte sein Zwillingsbruder.
    Die beiden saßen mit Polly und Pit auf einer der drei alten Holzbänke auf dem Bahnsteig. Karla hatte sich eine Bank weiter niedergelassen und pfiff gut gelaunt ein Lied vor sich hin. Auf der dritten Bank lag Debilius und machte ein Nickerchen. Das Abbauen der Zelte hatte ihn schrecklich mitgenommen.
    »Unsere Eltern müssten mit dem Leichenwagen schon zu Hause sein«, überlegte Polly laut, nur um etwas zu sagen.
    »Hm«, brummte Pit. Er hatte seine Hände unter die Oberschenkel geklemmt und starrte auf seine Füße.
    »So ein dämlicher Urlaub«, meinte Pampe. »Erst fliegen wir aus der Burg und dann vom Campingplatz.« Er kickte ein zusammengeknülltes Stück Papier über die Gleise.
    »Und statt eines Zauberbuches besitzen wir nun einen Ratgeber für Verlierer«, ergänzte Palme frustriert. Sie hatten dieAktentasche von Debilius’ Vater ohne das Buch wieder ins Schließfach gelegt.
    Polly schaute zu Karla hinüber. »Na, wenigstens eine, die sich freut!«
    Der kleine Bahnhof hatte drei Gleise und vier Bahnsteige, die durch eine Unterführung miteinander verbunden waren. Aus dieser tauchte jetzt auf der gegenüberliegenden Plattform ein Mann auf.
    Pampe traute seinen Augen nicht. »Das ist jetzt nicht wahr!«
    »Hast du was gesagt?«, fragte Polly.
    »Da drüben!« Pampe machte eine Kopfbewegung in Richtung von Debilius’ Vater.
    Polly erstarrte vor Schreck. Hektisch schaute sie zu ihrem Großcousin hinüber. Dieser war inzwischen fest eingeschlafen und schnarchte laut vor sich hin.
    Da stupste Palme seine Schwester an. »Hey, der Typ dort sieht ja aus wie …«
    Weiter kam er nicht, denn Polly hielt ihm den Mund zu. »Halt die Klappe!«, zischte sie. »Oder hast du Lust, dass der sich mit uns anlegt?«
    »Soll er doch!«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher