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Ach, du faules Ei

Ach, du faules Ei

Titel: Ach, du faules Ei
Autoren: Harald Tonollo
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wohl mit Maden gemeint haben könnte. Sicherlich hatte sie sich versprochen.
    Vielleicht hatte sie Fladen sagen wollen. Fladenbrot. Fladenbrotstücke – in die Suppe gebröckelt. Natürlich! Das ergab Sinn. Und schmeckte bestimmt vorzüglich. Oh, was für eine Frau!
    »Vielleicht möchten Sie noch auf ein Glas Wein hereinkommen?«, fragte Alfons Karla, als sie vor dem Büro standen.

     
    Karla schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nein! Ich muss schlafen!« Dann lächelte sie verschwörerisch, beugte sich zu Alfons Krummbiegel vor und flüsterte: »Und vorher noch ein Gläschen von Krötenmatschlikör trinken.« Sie kicherte und ging in Richtung Küchenzelt davon.
    »Bis dann!«, rief Alfons ihr mit gerunzelter Stirn nach. Hatte sie tatsächlich »Krötenmatschlikör« gesagt? Was sie damit wohl wieder gemeint hatte?
    Am nächsten Morgen war es Polly, die an dem entlegenen Seitenflügel von Burg Rabenstein stand und unsicher durch das hohe verschlossene Gittertor in den kleinen Vorhof schaute. Sie atmete einmal tief durch und drückte auf die Klingel.
    Aus der Sprechanlage drang die Stimme einer Frau. »Ja, bitte?«
    »Guten Tag«, antwortete Polly. »Mein Name ist Polly Rottentodd. Es geht um meinen Opa. Also, besser gesagt, um eine Überraschung zu seinem 90. Geburtstag.« Polly überlegte kurz. »Und wir wissen nicht, wie lange er noch lebt … er ist nämlich schon sehr gebrechlich, müssen Sie wissen. Und sein Herz, also, ich meine sein Herzenswunsch ist ein Buch …«
    »Magia Zwei?«, unterbrach die Frauenstimme sie barsch.
    Polly hielt die Luft an. »Wo … woher …?«
    In diesem Moment summte der Türöffner und Polly betrat den kleinen Hof.
    An der Haustür stand eine hellblonde Frau mittleren Alters und blickte Polly forschend an.
    »Hallo«, sagte Polly eingeschüchtert, »mein Name ist Polly.«
    »Das habe ich schon verstanden. Ich bin Frau von Rabenstein. Und ich werde heute bereits zum zweiten Mal nach diesem Buch gefragt.«
    »Zum zweiten Mal?«, wiederholte Polly verdutzt.
    Frau von Rabenstein nickte. »Und mein Sohn hat mir erzählt, dass gestern ein Junge in der Burg war – angeblich von einer Schülerzeitung – und auffällig viele Fotos von unseren Bücherregalen gemacht hat.«
    Polly schluckte. »Sicher ein Zufall.«
    »Aber es ist doch sicher
kein
Zufall, dass heute schon ein Mann hier war, der nach demselben Buch gefragt hat wie du?!«
    »Ein … alter Mann?«, fragte Polly vorsichtig.
    Frau von Rabenstein nickte.
    »Mit Glatze?«, bohrte Polly weiter.
    »Du scheinst ihn zu kennen.«
    »Und Spitzbart?«
    »Ja!«, antwortete Frau von Rabenstein ungehalten.
    Debilius’ Vater, dachte Polly und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    »Er sagte, er käme von irgendeinem Museum«, fuhr Frau von Rabenstein fort. »Dieses Buch Magia Zwei würde eine Sammlung des Museums vervollständigen. Und gegen einen gewissen Betrag …«
    »… haben Sie ihm das Buch gegeben!«, beendete Polly den Satz mit entsetztem Gesichtsausdruck.
    Frau von Rabenstein musterte Polly und versuchte, sich einen Reim auf das Ganze zu machen. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Nein!«
    Pollys Miene hellte sich auf. »Das heißt, ich könnte … Opa würde sich riesig freuen!«
    »Also«, sagte Frau von Rabenstein verärgert. »Erstens: Die Geschichte mit deinem Großvater glaube ich dir nicht…!« Polly spürte, wie sie rot wurde.
    »Und zweitens: Wir konnten diesem Herrn mit Glatze das Buch nicht aushändigen, weil es nicht mehr in unserem Besitz war!«
    »Was?! Magia Zwei ist nicht mehr hier?«
    Frau von Rabenstein schüttelte den Kopf. »Heute Vormittag waren zwei Damen von der Kirchengemeinde bei uns und baten um Spenden für einen Basar – die Einnahmen kämen der Entwicklungshilfe in Afrika zugute.« Sie hielt inne und überlegte kurz. »Oder der in Asien?«
    »Und da haben Sie ihnen das Buch gegeben?«
    »Oh, nicht nur dieses. Einige andere auch und noch ein paar alte …«
    »Wo findet dieser Basar statt?«, rief Polly aufgeregt. »Und wann?«
    »Morgen um zehn Uhr geht es los«, antwortete Frau von Rabenstein sichtlich irritiert. »Vor dem Gemeindezentrum unten im Ort.«
    »Haben Sie dem Mann mit der Glatze das auch gesagt?«
    »Ja! Warum denn nicht?«
    Polly machte auf dem Absatz kehrt und rannte den staubigen Weg zurück in Richtung Campingplatz.
    »Na, hör mal!«, rief ihr Frau von Rabenstein hinterher. »Das gehört sich aber nicht!«

     

Herr und Frau Schroff geben nicht auf
     
    Alfons Krummbiegel
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