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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition)
Autoren: Kwei Quartey
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sprang auf.
    »Was ist denn, Dark?«
    Dawson schlüpfte in seine Schuhe, steckte aber sein Hemd nicht wieder in die Hose. »Ich muss weg.« Er küsste sie. »Ich liebe dich mehr, als du erahnen kannst.«
    Als Dawson mit Christines Wagen wegfuhr, rief er Dr. Botswe an, den er etwas fragen musste. Es meldete sich niemand. Als Nächstes rief er Chikata an. Keine Antwort.
    Inzwischen war er am Obetsebi-Lamptey Circle. Er nahm die Ring Road West nach Jamestown.
    Chikata rief ihn binnen fünf Minuten zurück.
    »Ist Baidoo mit dem Jeep in der Nähe?«, fragte Dawson.
    »Ja, er wohnt in derselben Kaserne wie ich, und der Jeep steht hier.«
    »Wir treffen uns an der Feuerwache in Jamestown, ungefähr da, wo wir Tedamm geschnappt haben.«
    »Was ist los?«
    »Ich kann jetzt nicht reden, aber komm so schnell du kannst.«
    Dawson drosselte sein Tempo, als er an den Rand von Jamestown östlich der Feuerwache gelangte. Dann fuhr er an die Seite, parkte und holte seine Taschenlampe heraus, die er jedoch noch nicht anschaltete. Eine angenehme Meeresbrise schien den Gestank der Lagune von Dawson wegzuwehen, wofür er dankbar war. Er lief zum zweiten Gebäude an der Grenze zur unbebauten Zone. Es war die verrammelte Woodcrest-Services-Fabrik für Gips- und Dämmplatten. In einer engen Seitengasse rechts vom Gebäude sah Dawson einen geparkten schwarzen Pick-up. Er ging zur Vordertür der Fabrik. Sie wies zum Ostufer der Lagune und war mit einem starken Vorhängeschloss gesichert, das nicht einfach so zu knacken war. Wie komme ich da rein?
    Dawson drückte sein Ohr an die Tür, konnte jedoch nichts hören. Er ging links um das Gebäude herum und betete, ja, betete, dass es dort irgendwo einen Zugang gab.
    Nun schaltete er seine Taschenlampe an. Etwa dreißig Meter entfernt befand sich ein überquellender Abflusskanal, der von der Lagune wegführte, um die Überflutungen während der Regenzeit einzudämmen. Agbogbloshie lag direkt auf der anderen Seite des Kanals.
    Dawson konzentrierte sich wieder auf das Gebäude, wanderte es mit leuchtender Taschenlampe ab. Kein einziges Fenster. Aber es gab eine Tür. Sie war aus Holz und mit einem Querriegel gesichert, der in der Mauer verankert war. Da konnte Dawson rein gar nichts ausrichten.
    Er sprang zur Seite, als er eine fette Ratte sah, die aus dem Nichts auftauchte. Gott, wie er Ratten hasste! Das Tier huschte davon. Dawson ging ein Stück weiter, um nachzusehen, woher die Ratte gekommen war. Nahe dem Boden befand sich eine Öffnung in der Wand, wo vor langer Zeit das Mauerwerk beschädigt und nie ausgebessert worden war.
    Er kniete sich hin und neigte das Ohr zur Öffnung. Der Wind pfiff leise, was bedeutete, dass das Loch bis ins Innere ging. Doch so dünn Dawson auch war, würde er unmöglich durch dieses kleine Loch passen.
    Er zog an den Kanten, und ein paar Steinbrocken lösten sich. Mit frischem Optimismus zerrte und drückte er an dem Mauerwerk herum und konnte ein weiteres Stück wegbrechen. Die Öffnung war nun allerdings höher als breit, sodass er sich seitlich hindurchzwängen musste. Sein Oberkörper passte durch den Mauerspalt, doch an seinen Hüften war Schluss.
    Er hörte eine Frau stöhnen, reckte den Hals und erkannte einen fahlen Lichtschein, der aus einem Raum nebenan kam. Dawson wand sich und drückte.
    Mist!
    Er rutschte wieder zurück und nahm seinen Gürtel ab. Jeder Millimeter zählte. Dann versuchte er es noch einmal, stemmte die Füße auf den Boden, wiegte seine Hüften. Drücken, wiegen, drücken, wiegen.
    Er hatte es geschafft. In dem Raum stand alles voller dunkler, rostiger Maschinenteile, und auf dem Fußboden lagen Metallstücke sowie altes Rohmaterial für Gips- und Dämmplatten verteilt.
    Wieder hörte er die Frau stöhnen. Er bewegte sich so schnell er konnte, musste jedoch achtgeben, nicht über irgendetwas zu stolpern. Vorsichtig sah er um die Ecke.
    Der Nebenraum war klein und heiß, der Boden von einer dicken roten Farbschicht bedeckt. Nein, das war keine Farbe sondern getrocknetes Blut, wie in einem Schlachthaus. Eine nackte, geknebelte Frau war an die gegenüberliegende Wand gekettet, mit dem Rücken zu Dawson. Neben ihr lag ein Schlachtermesser mit einer langen, breiten Klinge.
    Obi war über den Kohleofen gebeugt, den er neu gekauft hatte, und befächelte die Holzkohle, die bereits rot glühte. Mit zwei Zangen nahm er den Grillrost hoch und wandte sich der Frau zu.
    »Runter damit«, sagte Dawson.
    Obi sah ihn, ließ alles fallen und rannte aus
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