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Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt
Autoren: Dennis Lehane
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die Gläser. „Soll angeblich die Nerven beruhigen.“ Er schüttete seinen Wodka herunter.
Meine Nerven beruhigten sich. Nach Angies geschlossenen Augen zu urteilen, wirkte er auch bei ihr. Bubba zeigte keine Reaktion, aber er hat ja keine Nerven und auch sonst nichts, was Menschen so zum Leben brauchen.
Er ließ seine gut 230 Pfund auf eins der Sofas plumpsen. „Also, warum müsst ihr Jack Rouse treffen?“
Wir erzählten es ihm.
„Hört sich nicht gerade nach ihm an. Die Scheisse mit dem Bild – ich meine, die wirkt vielleicht, aber die ist viel zu ausgebufft für einen wie Jack.“
„Was ist mit Kevin Hurlihy?“ hakte Angie nach.
„Wenn das zu ausgebufft für Jack ist“, erwiderte Bubba, „dann ist es erst recht nichts für Kevin.“ Er trank aus der Flasche. „Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es kaum irgendwas, das etwas für Kevin wäre. Plus und minus rechnen, das Alphabet und so’n Scheiss. Mensch, das müsst ihr doch noch von früher wissen!“ ^
„Wir dachten, er hätte sich vielleicht geändert.“
Bubba lachte. „Nee. Ist schlimmer geworden.“
„Dann ist er also gefährlich?“ fragte ich.
„Und wie“, antwortete Bubba. „Wie ein Hund auf dem Schrottplatz. Weiß, wie man jemandem an die Gurgel springt und kämpft, und macht den Leuten eine Heidenangst, aber das ist es auch schon. Aber darin ist er um so besser.“ Er reichte mir die Flasche, ich goss mir noch ein Glas ein.
„Also sind zwei Leute, die wissentlich einen Fall annehmen, bei dem sie es mit ihm und seinem Chef zu tun haben…“
„… absolute Schwachköpfe, ja.“ Er nahm die Flasche zurück. Ich sah Angie böse an, sie streckte mir die Zunge heraus. Bubba fragte: „Soll ich ihn für euch erledigen?“ und reckte sich auf der Couch.
Ich zwinkerte. „Ahm…“
Bubba gähnte. „Ist kein Problem.“
Angie strich ihm übers Kinn. „Im Moment besser nicht.“
„Echt“, beharrte er und richtete sich wieder auf, „ganz ohne Stress. Ich habe so’n neues Teil gebaut, das musst du dem Typen um den Kopf klemmen, hier, genau so, und dann…“
„Wir sagen dir früh genug Bescheid“, lenkte ich ein.
„Cool.“ Er lehnte sich wieder zurück und sah uns kurze Zeit an. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass son Freak wie Kevin ‘ne Freundin hat. Für mich ist er ein Typ, der entweder dafür zahlt oder sich einfach eine nimmt.“
„Das hat mich auch gewundert“, bestätigte ich.
„Egal“, sagte Bubba, „auf jeden Fall trefft ihr Jack Rouse und Kevin nicht allein.“
„Nicht?“
Er schüttelte den Kopf. „Wenn ihr zu denen sagt: >Lasst unsere Klientin in Ruhe!<, dann bringen sie euch um. Müssen sie. Die sind nicht gerade charakterfest.“
Ein Kerl, der sein Haus mit einem Minenfeld absichert, erzählt uns, Jack und Kevin seien nicht charakterfest. Nun, da ich wusste, wie gefährlich die beiden wirklich waren, überlegte ich mir, es wäre vielleicht besser, einfach zurück zum Minenfeld zu gehen und einmal kurz zu hüpfen. Dann wäre es wenigstens schnell vorbei. „Wir gehen über Fat Freddy“, entschied Bubba.
„Meinst du das ernst?“ fragte Angie.
Fat Freddy Constantine ist der Pate der Bostoner Mafia; er hatte der früher führenden Clique aus Providence die Kontrolle entrissen und seine Macht dann ausgebaut. Jack Rouse, Kevin Hurlihy und jeder, der in dieser Stadt nur ein einziges Gramm Stoff verkaufte, unterstand Fat Freddy.
„Das ist die einzige Möglichkeit“, erklärte Bubba. „Wenn ihr über Fat Freddy geht, erweist ihr ihm Respekt; und wenn ich ein Treffen arrangiere, wissen sie, dass ihr Freunde seid, dann schlagen sie euch nicht zusammen.“
„Spitze“, bemerkte ich.
„Wann wollt ihr ihn treffen?“
„So schnell wie möglich“, erwiderte Angie.
Er zuckte mit den Achseln und hob ein schnurloses Telefon vom Boden. Dann wählte er und nahm noch einen Schluck aus der Flasche, während er wartete. „Lou“, sprach er in den Hörer, „sag dem Boss, dass ich angerufen habe.“ Dann legte er auf.
„Dem Boss?“ wiederholte ich.
Bubba streckte die Hände aus. „Die gucken alle die Scorcese-Filme und Bullenserien und glauben, sie müssten so reden. Ich tue ihnen den Gefallen.“ Er beugte sich mit seinem gewaltigen Oberkörper vor und schenkte Angie noch einen Kurzen ein. „Bist du schon geschieden, Gennaro?“
Sie lächelte und stürzte das Glas runter. „Offiziell noch nicht.“ „Und wann ist es soweit?“ fragte Bubba mit erhobenen Augenbrauen.
Sie stellte die Füße auf dem Rand einer offenen
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