Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt
Autoren: Dennis Lehane
Vom Netzwerk:
die Eingabe eines Schuldgeständnisses für den Anklagepunkt der Justizbehinderung, damit im Gegenzug die Anklage wegen Mordes fallengelassen würde. Alec Hardimans Anwalt ersuchte den Obersten Gerichtshof um unverzügliche Annullierung des Urteils gegen seinen Klienten und unverzügliche Aufhebung der Haftstrafe aufgrund der inzwischen gegen Timpson und den EES erhobenen Vorwürfe bezüglich des Mordes an Rugglestone.
Dann erhob er eine zweite Klage vor dem Zivilgericht gegen den Staat Massachusetts, den jetzigen Gouverneur und Polizeichef sowie gegen die Männer, die diese Positionen im Jahre 1974 innegehabt hatten. Aufgrund der widerrechtlichen Haftstrafe, argumentierte der Anwalt, habe Alec Hardiman Anspruch auf 60 Millionen Dollar Schadenersatz, drei Millionen Dollar für jedes Jahr hinter Gittern. Seinem Klient, führte der Anwalt an, sei vom Staat ein weiteres Mal Schaden zugefügt worden, als er sich infolge unzureichender Bewachung seiner Mithäftlinge den Aids-Virus zuzog. Er solle unverzüglich entlassen werden, solange er noch etwas vom Leben habe.
Eine Aufhebung des Hardiman-Urteils ist momentan anhängig. Jack Rouse und Kevin Hurlihy verstecken sich angeblich auf den Kaiman-Inseln.
Ein anderes Gerücht, das aber nur selten in den Zeitungen auftauchte, besagte, sie seien auf Anordnung von Fat Freddy Constantine ermordet worden. Lieutenant John Kevosky von der Einheit für Schwerverbrechen sagte: „Negativ. Sowohl Kevin als auch Jack sind immer dann verschwunden, wenn es zu heiß wurde. Außerdem hatte Freddy keinen Grund, sie umzubringen. Sie haben ihm Geld eingebracht. Sie verstecken sich irgendwo in der Karibik. „ Oder auch nicht.
Diandra Warren gab ihre Beratertätigkeit in Bryce auf und schloss fürs erste ihre Privatpraxis.
Eric Gault unterrichtet weiterhin in Bryce, sein Geheimnis ist noch unentdeckt.
Evandro Arujos Eltern verkauften ein Tagebuch ihres Sohnes, das dieser als Jugendlicher verfasst hatte, für 20 000 Dollar an einen Privatsender. Später klagten die Produzenten auf Rückgabe des Geldes, da sich in dem Tagebuch nur die stinknormalen Aufzeichnungen eines damals noch vollkommen gesunden Hirns befanden. Die Eltern von Peter Stimovich und Pamela Stokes taten sich zu einer zweiten Gemeinschaftsklage gegen den Staat, den Gouverneur und die Strafanstalt Walpole zusammen, da diese Evandro Arujo auf freien Fuß gesetzt hatten.
Wie ein Wunder, sagten die Ärzte, trug Campbell Rawson keine bleibenden Schäden von der Überdosis Chloroform davon, die Gerry Glynn ihm verabreicht hatte. Eigentlich hätte er einen irreparablen Hirnschaden erleiden müssen, doch wachte er lediglich mit ein wenig Kopfweh auf.
Seine Mutter Danielle schickte mir eine Weihnachtskarte mit überschwenglichen Dankesbekundungen und lud mich ein, wann immer ich in Reading sei, bei ihr vorbeizukommen und die Gastfreundschaft ihrer Familie zu genießen.
Zwei Tage nach Gerrys Tod kehrten Grace und Mae aus dem abgesicherten Haus im Staat New York zurück. Grace bekam ihre Stelle im Beth-Israel-Krankenhaus zurück und rief mich an, als ich aus dem Hospital entlassen wurde.
Es war eins dieser merkwürdigen Gespräche, in denen höfliche Reserviertheit die frühere Intimität ersetzt, und als es sich seinem Ende näherte, fragte ich sie, ob sie irgendwann noch mal mit mir ausgehen würde.
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre, Patrick.“ „Ausgeschlossen?“ hakte ich nach.
Es folgte eine lange Pause, die schon an sich eine Antwort war. Dann sagte sie: „Du wirst mir immer etwas bedeuten.“
„Aber?“
„Aber meine Tochter kommt an erster Stelle, und ich kann sie nicht noch einmal deinem Leben aussetzen.“
Ich fühlte eine abgrundtiefe Leere in mir.
„Kann ich mit ihr sprechen? Mich von ihr verabschieden?“ „Ich glaube, das wäre nicht sehr gut. Für euch beide nicht.“ Ihre Stimme brach, sie atmete schnell, es klang wie ein feuchtes Zischen. „Manchmal ist es besser, die Dinge einfach ausklingen zu lassen.“
Ich schloss die Augen und senkte kurz den Kopf.
„Grace, ich…“
„Ich muss Schluss machen, Patrick. Pass gut auf dich auf! Das meine ich ernst. Pass auf, dass dein Job dich nicht Fertigmacht. Okay?“
„Okay.“
„Versprochen?“
„Ich verspreche es dir, Grace. Ich…“
„Tschüs, Patrick.“
„Tschüs.“
Angie verschwand einen Tag nach Phils Beerdigung.
„Er ist tot, weil er uns zu sehr liebte und wir ihn nicht genug liebten“, sagte sie.
„Wie kommst du darauf?“ Ich starrte auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher