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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden
Autoren: Faye Kellerman
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kümmern.«
    »Was ist dann passiert?« fragte Hollander.
    »Ganz genau weiß ich das nicht«, sagte Pappy Darcy. »Das nächste, woran ich mich erinnere, sind die Schüsse. Ich bin ins Haus gerannt. Aber …« Tränen liefen dem alten Mann die Wangen herunter. »Da war alles schon vorbei.«
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Pappy Darcy trocknete sich die Augen und sagte: »Meine Frau muß nach Hause gekommen sein, während ich draußen war. Sie hat gesagt, sie mußte es tun, um Earl zu schützen. Soweit ich es mir zusammenreimen konnte, hat Linda Luke offenbar erschossen, weil Luke … nach Earls Worten … ihr Katie wegnehmen wollte, weil Linda eine Hure wär’. Dann brüllte Rolland Mason Linda an, weil sie Luke erschossen hatte. Earl bekam Angst und brachte ihn um. Granny … sie hat die ganze Schießerei mitangesehen, hat gesagt, Linda sei inzwischen völlig außer sich gewesen, hätte angefangen, Granny anzuschreien und ihr mit der Waffe zu drohen.«
    »Mit welcher Waffe?« fragte Hollander.
    »Linda hielt eine Pistole in der Hand, den Finger am Abzug. Weiß der Himmel, wo sie die Waffe herhatte. Ich hab’ noch nie eine Pistole besessen.«
    »Wo ist die Waffe jetzt, Mr. Darcy?« fragte Decker.
    »Ich hab’ sie zusammen mit meiner Schrotflinte in der Nähe von Oceanside unten im Süden ins Meer geworfen.«
    »Linda hat also Ihre Frau mit einer Pistole bedroht«, sagte Hollander. »Was ist dann passiert?«
    »Granny hat gesagt, Linda wär’ völlig durchgedreht und hätte alle angebrüllt, einschließlich Earl, weil er Rolland erschossen hat. Hat ihm alle möglichen Schimpfnamen an den Kopf geschmissen. Earl fing an zu weinen, aber das machte Linda nur noch wütender. Meine Frau … sie bekam richtig Angst, weil Linda total verrückte Sachen sagte.«
    »Was für verrückte Sachen?« fragte Decker.
    »Daß sie alle erschießen würde, und dann sich selbst.« Pappy Darcy hielt mühsam die Tränen zurück. »Earl begriff überhaupt nichts, wußte nicht, was er tat. Er glaubte, Rolland hätte seinem Bruder weh getan und würde auch Linda weh tun. Also glaubte er, sie zu retten. Und was meine Frau angeht … ist doch wohl klar, daß Granny die Schrotflinte aus Notwehr benutzt hat. Linda hatte den Kopf verloren.«
    »Was ist mit Carla?« fragte Decker.
    »O Herr, vergib uns allen!« Pappy Darcy fing zu weinen an. »Granny D hat gesagt, es wär’ ein Unfall gewesen.«
    »Und das glauben Sie ihr?«
    »Du lieber Gott, natürlich tu’ ich das.«
    Decker wartete einen Augenblick, dann sagte er ganz ruhig: »Aber war denn Ihre Frau nicht wütend auf Carla, weil sie es so wild getrieben hat?«
    »Es war ein Unfall …«
    »Aber Ihre Frau mißbilligte doch Carlas wüsten Lebenswandel.« Decker ließ nicht locker. »Und dann verlangte Carla plötzlich ihren Anteil von dem Land …«
    »Es war ein Unfall!« beharrte Pappy Darcy. »Granny hat Linda aus Notwehr erschossen, und Carla ist unglücklicherweise dazwischengeraten.«
    »Muß doch hart für eine gute Christin wie Granny gewesen sein, mitzuerleben, wie Carla sich aufführte …«
    »Es war ein Unfall!« schrie Pappy. »Mein Gott, ist Ihnen denn in Ihrem ganzen Leben noch nie ein Unfall passiert?«
    Pappy Darcys Wangen waren gerötet. Seine Hände zitterten. Decker ließ von ihm ab. Er wußte nur zu gut, was es für ein Gefühl war, wenn einem ein Unfall passierte.
    Er zögerte einen Augenblick, dann fragte er: »Was ist mit Luke passiert? Wieso waren ihm die Beine weggeschossen worden?«
    »Das …« Pappy Darcy knickte in den Knien ein und ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Das hab’ ich getan. Luke war ohnehin tot. Ich hab’ mir gedacht, es könnte vielleicht so aussehen … um Earl und meine Frau zu schonen … ich weiß nicht, was ich mir gedacht habe. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch schon nicht mehr richtig im Kopf.«
    »Sie haben auf Luke geschossen?« sagte Hollander.
    »Nachdem er schon tot war«, flüsterte Pappy Darcy.
    »Wie ging es dann weiter, Mr. Darcy?« fragte Decker.
    »Der Rest von uns … wir sind alle zusammen hinausgegangen. Ich hab’ alle Brieftaschen mitgenommen … damit die Polizei vielleicht glaubt, es wär’ ein übel verlaufener Raubüberfall. Granny hat Katie aus ihrem Bettchen geholt …«
    »Katies Pyjama war voll Blut«, sagte Decker. »Wie ist das dahin gekommen?«
    Pappy murmelte mit gesenktem Kopf vor sich hin. »Sie ist meiner Frau in die Küche gefolgt, als Granny ihr das Fläschchen machte. Ist auf dem Fußboden
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