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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden
Autoren: Faye Kellerman
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damit gemacht?« wiederholte Decker.
    »Ich hab’ sie Linda gegeben«, sagte Byron mit erstickter Stimme. »Sie ist vor ungefähr zwei Wochen zu mir gekommen … Hat gesagt … hat gesagt, daß sie sich von Luke trennen würde.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich war glücklich … Der Herr möge mir verzeihen, aber ich war glücklich. Dann …« Tränen liefen ihm die Wangen herunter. »Dann hat sie gefragt, ob sie sich Darlenes Waffe ausleihen könnte. Ich hab’ sie gefragt, wofür sie eine Waffe braucht, und sie hat zu mir gesagt, sie hätte Angst vor Luke. Ich hab’ ihr angeboten mitzukommen, wenn sie ihm sagen wollte, daß es aus ist, aber sie hat nein gesagt … diese starrköpfige Frau hat nein gesagt.«
    »Also haben Sie ihr die Waffe gegeben«, sagte Decker.
    »Ich hab’ nicht geglaubt, daß was passieren würde.«
    »Sie bittet Sie um eine Waffe«, sagte Decker. »Und Sie kommen nicht darauf, daß sie Luke damit erschießen könnte?«
    »Ich hab’ nicht geglaubt, daß sie was Schlimmes vorhatte.« Seine Stimme klang wie das Blöken eines Lammes.
    »Es war Ihnen egal!« brüllte Decker. »Sie wollten nur Luke aus dem Weg haben, damit Sie Linda haben konnten.«
    »Ich habe sie geliebt«, heulte Byron auf. Dann begrub er den Kopf in den Händen und schluchzte.
    »Okay«, flüsterte Decker vor sich hin. Was hatte es für einen Sinn, ihm zu sagen, daß Linda nur sein Sperma gewollt hatte? Daß Linda vermutlich ihn um die Waffe gebeten hatte, weil sie wußte, daß der liebeskranke Byron, falls man die Waffe je zu den Howards würde zurückverfolgen können, eher ins Gefängnis gegangen wäre als seine ehemalige Geliebte zu verraten. Menschen benutzen andere Menschen. Decker versuchte, ein wenig Empörung aufzubringen, doch seine Selbstgerechtigkeit kam ihm reichlich hohl vor.
    Und im Hintergrund hörte Decker immer nur das jämmerliche Heulen: Linda, Linda, Linda.

30
    Im Griffith Park waren Pferde ausgebrochen und galoppierten jetzt mitten zwischen den fahrenden Autos umher. Der Golden State Freeway wurde gesperrt, um sie zusammentreiben und auf Anhänger verladen zu können. Der gesamte Verkehr wurde auf Nebenstraßen umgeleitet. Unter lautem Gehupe kamen Autos, Lastwagen und Sattelschlepper quietschend zum Stehen. Nach einer halben Stunde gab die Klimaanlage des Plymouth den Geist auf. Marge sah Decker unauffällig von der Seite an. Er wirkte gelassen, aber sie hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn an seinem freien Tag in Anspruch nahm.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Ist ja nicht deine Schuld«, antwortete Decker.
    »Nicht grad die tollste Freizeitbeschäftigung.«
    »Da hast du recht«, sagte Decker. Doch seine Stimme klang unbeschwert.
    Trotz des Verkehrschaos war er gut gelaunt. Sein letztes Telefongespräch mit Rina war wunderbar gewesen. Noch einmal hatte sie ihm versichert, daß Abel nichts zwischen ihnen zerstört hätte, daß sie ihm sogar verziehen hätte. Jemand in einer so verzweifelten Situation verdiene keinen Haß, hatte sie traurig bemerkt. Es gab ihr außerdem ein gutes Gefühl, die Situation richtig eingeschätzt zu haben. Etwas in ihrem Inneren hatte ihr gesagt, daß er ihr nicht weh tun würde. Sie war froh, daß sie ihrer Intuition gefolgt war. Decker freute sich über ihre Haltung zu Abel, aber noch glücklicher war er darüber, daß sie sich eindeutig zu ihrer Liebe zu ihm bekannt hatte. Sie waren füreinander bestimmt. Es war bescheert – Schicksal. Das hatte sie sofort gewußt, als sie ihn das erste Mal sah. Sie hatte nur eine Zeitlang gebraucht, um es sich einzugestehen.
    Schon bei dem Gedanken an ihre Worte spürte er einen Kloß im Hals. Er starrte aus dem Fenster auf die bunte Blechlawine vor ihnen. »Scheiß drauf, Marge. Fahr auf den Seitenstreifen und laß uns sehen, daß wir hier rauskommen.«
    Genau das tat sie auch, bis sie von einem Wagen der Highway Patrol angehalten wurden. Sie hielten dem CHP Officer ihre goldenen Dienstmarken unter die Nase und erklärten, sie hätten gerade einen Notruf erhalten. Der Grünschnabel wollte seine Sache besonders gut machen und eskortierte sie mit äußerst ernster Miene zur nächsten Ausfahrt.
    Nachdem sie den Freeway verlassen hatten, mußten beide lachen.
    »Einer der wenigen Vorteile in diesem Job, was?« sagte Marge. »Weißt du, wo wir sind. In der Gegend hier verfahr’ ich mich immer.«
    »Wir sind gar nicht weit von der Akademie entfernt«, sagte Decker. »Fahr hier geradeaus, die Straße führt
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