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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden
Autoren: Faye Kellerman
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parallel am Park vorbei. Könntest du mir einen Gefallen tun, Marge? Wo wir schon rausfahren mußten, mach doch bitte einen Schlenker nach rechts auf den Los Feliz Boulevard – ich hab’ in Hollywood was zu erledigen, was ich gern hinter mich bringen würde. Macht’s dir was aus, wenn wir eine halbe Stunde später da sind?«
    »Der Schießstand läuft uns ja nicht weg.«
    »Danke.« Aber Marges Gesicht wirkte angespannt. Decker sagte sich, sie würde schon darüber hinwegkommen. Sie war halt ein bißchen nervös, wie sie nach dieser Erfahrung mit ihrem Job zurechtkommen würde. Mußte sich selbst beweisen. Ihm war erst richtig klar geworden, wie verunsichert sie war, als sie diesen Ausflug zum Schießstand vorschlug. Sie hatte versuchte, sich locker anzuhören, doch ihre Stimme war voller Zweifel gewesen. Decker hatte sich bereit erklärt mitzukommen.
    Marge fuhr die kurvige und leicht hügelige Straße durch den Park, vorbei an schattigen Picknickplätzen und altmodischen Reitställen – meilenweit durch grüne Landschaft, bis die gewundene Straße schließlich in den Los Feliz Boulevard mündete. Dort bog sie nach Westen ab, und sie kamen in eine Gegend, die von gepflegten Wohnhäusern geprägt war. Der Hang dahinter war mit terrassenartig angelegten Häusern bebaut. Hinter der Vermont Avenue sah man statt der Apartmentblocks prächtige Villen, die auf riesigen Grundstücken an Grashängen standen. Links von ihnen lagen abgesperrte Gemeinden, in denen einst der alte Geldadel von Hollywood residierte. Doch diese Gegend, die im smogverseuchten Becken von L. A. lag, hatte viel von ihrem alten Glanz verloren und kämpfte wie eine ehemalige Filmdiva gegen das Altern an.
    »Wohin, Jiggs?« fragte Marge.
    »Fahr den Los Feliz Boulevard immer weiter, bis er Western Avenue heißt.«
    »Wann ist die Anklageverlesung im Fall Darcy?«
    »Lou Nixon hat gesagt, irgendwann am späten Nachmittag.«
    »Dann sind wir ja nicht rechtzeitig zurück.«
    »Hollander wird da sein«, sagte Decker.
    »Worauf ist Lou aus?«
    »Letztlich Bewährung für Pappy und Earl. Und daß Earl und Katie in die Obhut von Sue Beth gegeben werden. Und Granny Darcy?« Decker zuckte die Achseln. »Irgendein psychologisches Gutachten und dann Therapie, Die ganze Familie ist völlig im Eimer. Der einzige, der von dem Ganzen profitiert, ist Manfred. Sue Beth hat mir erzählt, daß die Howards gleich nach den Darcys verkauft haben. Firma Manfred bringt schon die ganze Ausrüstung dorthin. Offenbar hatten die schon lange die Bohrrechte beantragt, noch bevor ihnen das Land gehörte. Der ganze Papierkram ist bereits erledigt. Jetzt warten die nur noch auf die offizielle Genehmigung.«
    »Es könnte jemand Einspruch erheben.«
    »Wer denn?« fragte Decker. »Ist ja niemand mehr da. Selbst Chip hat an Manfred verkauft. Und wer sollte es ihm verdenken? Ist ja auch nicht gerade das Allertollste, sein Leben lang vollgedröhnte Motorradfahrer mit Bier abzufüllen. Alle haben das Geld eingesackt und sind abgehauen.«
    Die Western Avenue war eine Ansammlung von billigen Motels, Imbißbuden und Spirituosenläden. Der abgerissenste Teil von Hollywood. Der perfekte Ort, wenn man sein Leben in chronischer Depression verbringen wollte. Der Plymouth schlängelte sich durch den Verkehr.
    »Daß Manfred auf diese Weise reinkommt, das stinkt zum Himmel«, sagte Marge.
    »So was nennt man im Geschäftsleben eine günstige Gelegenheit«, sagte Decker. »Bieg am Hollywood Freeway nach rechts ab.«
    Der Plymouth raste an mit Brettern verbarrikadierten Gebäuden vorbei, die mit Kinoplakaten beklebt waren, und an einer leeren Spielhalle, in der Minderjährige willkommen waren und die Spaß für groß und klein versprach. An der Überführung Sunset Boulevard bat Decker Marge, langsamer zu fahren.
    »Bieg an der nächsten Ampel links ab und stell dich auf den Parkplatz. Ich zahle.«
    Marge fuhr den Plymouth in eine Lücke und nahm von dem iranischen Parkwächter den Parkschein entgegen. »Beeil dich, ja? Dein alter Kumpel ist kein guter Umgang für dich.«
    »Du willst dir bloß nicht den Hintern in dem heißen Auto verbrennen«, sagte Decker.
    »Das auch.«
    »Willst du mitkommen?«
    »Und was würdest du tun, wenn ich ja sagte?«
    Decker lächelte. »Dann würd’ ich dumm aus der Wäsche gucken.«
    Sie stiegen beide aus. »Ich glaub’, ich mach’ ’nen Spaziergang und kauf mir ’ne Cola«, sagte Marge. »Kann ich dir was mitbringen?«
    Decker schüttelte den Kopf. »Sei
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