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Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Titel: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)
Autoren: Ralf Boscher
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Portion Blut zum Kaffee. Musste ihre Halsschlagader getroffen haben. Der Rückschlag hatte es wirklich in sich. Meinen Kollegen ließ ich erst einmal vor seinem Kaffee sitzen. Sollte er ruhig noch ein wenig über sein verkorkstes Wochenende nachdenken. Erst die Freundin, dann das hier. Shit happens .
    Mittlerweile war Bewegung in die Gäste gekommen. Lili und ihren Typ entdeckte ich zunächst nicht. Es war aber auch einiges los, denn es war gutes altmodisches Schreien und Wegrennen angesagt. Es kam natürlich niemand sehr weit. BA-BA BA-BAA BAMM! Spätestens an der Tür war Schluss. Und als erst einmal ein paar Körper vor dem Eingang lagen, hätte es der Holzlatte auch nicht mehr bedurft. Schließlich war dies kein öffentliches Gebäude. Die Tür ging nach innen auf. Dann dachte ich, probier’ doch mal was anderes aus, und tauschte die Pistole gegen das Gewehr. BAMM! BAMM! Das hatte auch ‘was, war irgendwie chirurgischer.
    Einer versuchte, mich anzugreifen. Es wurde immer interessanter, denn es war doch tatsächlich der Midlife-Crisis -Kerl. Mit dem Tiefzielen funktionierte es bei ihm hervorragend, er klappte einfach in Körpermitte zusammen. Papa! rief da plötzlich jemand, und dann stürzte Lili herbei. Wohl nicht dein Tag heute! sagte ich zu ihr und probierte an ihr das Bajonett aus. Mit dem Herumdrehen klappte es zwar noch nicht so gut, aber ich muss sagen, rein und raus war ein Kinderspiel. Lili hatte schon mal besser ausgesehen.
    Jetzt versuchte sich niemand mehr im Widerstand. Was irgendwie schade war. Hätte dem Ganzen eine ganz eigene Note gegeben. Aber man soll zufrieden sein mit dem, was man hat. Und nach einem Paar, das sich ängstlich hinter einem Tisch aneinander geklammert hatte, hatte ich das mit dem Rumdrehen auch raus.
    Und wie die schrien. Ein Lob auf die Schallschutzfenster, die mein Chef wegen der nahen Bahngleise vor Jahren hatte einbauen lassen. Dass man noch so schreien kann, wenn einem der Körperinhalt durch die Hände gleitet. Ich hätte vermutet, dass da die Lunge nachrutscht und einem die Luft wegbleibt. Nun irgendwie schrien sie alle. Also alle noch Lebenden. Einen Höllenlärm machten die. Und da dachte ich, okay, Höllenlärm kann ich auch. War ja auch besser, langsam mal mit dem großen Finale zu beginnen. Hatte zwar mit meinen Anrufen von unterwegs ein wenig vorgesorgt. Hatte gedacht, wenn die Polizei aufgrund von einigen Falschmeldungen, dass auf diverse Kneipen im Stadtgebiet gerade Neonazi-Überfälle laufen, schon ein paar Mal umsonst ausgerückt ist, dann wird sie einen eventuellen Anruf der Anwohner hier vielleicht nicht mehr so ernst nehmen. Außerdem würde die Polizei aufgrund der telefonischen Drohung vom Aktionskreis Sauberes Vaterland , dass auf dem Werksgelände von Bayer zwei Bomben lägen, für eine Weile gut beschäftigt sein. Dachte: allzu viel Zeit darfst du aus lauter Lust und Laune dennoch nicht vertändeln. Und so warf ich die erste meiner Handgranaten knapp am Kopf meines Tequila-Kollegen vorbei, der erstaunlicherweise still und ruhig in seiner Kaffeetasse herumrührte, tief in die Küche hinein. Deckung, schrie ich, schließlich wollte ich ja keinen der bislang übrig gebliebenen mit einer Handgranate töten. Und dann explodierte das Mordsteil auch schon. Was für ein Radau, und was nicht alles durch die Gegend flog. Gehörte das jetzt zu Hans-Dieter oder zu meinem Chef? Und dann der ganze Staub. Das mit dem Staub hatte ich nicht bedacht, war auch nicht so gut, behinderte die Sicht doch sehr. Einer versuchte die Gelegenheit zu nutzen und durch ein Fenster, welches entweder in der Druckwelle zerbrochen oder von einem herumfliegenden Teil getroffen worden war, zu fliehen. Fast hätte ich das wegen meines Tequila-Kollegen übersehen. Aber nur fast. Bamm! Kurz und schmerzlos. Der Beinaheflüchtige fiel hinten herüber, und ich nagelte ihn förmlich mit meinem Bajonett auf dem Boden fest. Weil mein Gewehr nun eh leer geschossen war und es so lustig hin- und herwippte, ließ ich es stecken, wo es war, und nahm das Messer zur Hand. Damit bewaffnet ging ich kurz rüber zur Theke, um zu überprüfen, ob mein Eindruck richtig gewesen war.
    Die Küche war natürlich hinüber, und ein Teil der Theke auch. Doch mein Kollege saß wie die Unverwundbarkeit selbst immer noch vor seiner Kaffeetasse. Aber ich hatte richtig gesehen. Er war weg. Im ersten Augenblick hatte ich gedacht, dass es am Staub liegen würde, dass ich seinen Kopf nicht sehen konnte. Es hatte wohl doch
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