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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata
Autoren: Andrea Bannert
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Kräfte?«
    »Bisher war es nicht notwendig, dich zu lehren, deine Waffen zu benutzen«, antwortete Penton und legte seine Stirn in Falten. »Azillos haben große Kräfte, die sie aber nicht einzusetzen wissen und auch nicht benutzen dürfen. Nur der Wächter des Schatzes kann in die Geheimnisse der Kräfte der Azillos eingewiesen werden, wenn es nötig ist.«
    Bei diesen Worten klappte Abraxmata der Unterkiefer herunter. »Und jetzt … ist es … nötig?«, stammelte er.
    »Ja«, entgegnete Penton ruhig. »Ich werde dir deinen Lehrer vorstellen.«
    Auf der Wasseroberfläche der Gumpe, in die Abraxmatas Blick abgeschweift war, erschien plötzlich der Umriss eines besonders großen Azillos, der offenbar zu ihnen herangetreten war. Abraxmata sah auf und musterte den Neuankömmling von oben bis unten. Er schien sehr alt zu sein. Seine Haut, besonders an der Stirn und am Hals, warf große Falten. Seine Vorderpfote war auf einen seltsam geschwungenen Holzstock gestützt. Er sah Abraxmata an und wartete, um von seinem Schüler begrüßt zu werden. Ein auffordernder Blick von Penton traf Abraxmata von der Seite. Er sah den Fremden an und grüßte ihn.
    »Sehr erfreut, Abraxmata«, entgegnete dieser und sein steinerner Gesichtsausdruck verzog sich zu einem leichten Lächeln.
    »Darf ich dir deinen Lehrer Askan vorstellen. Er ist extra aus dem Morgentauwald angereist, um dir alles Nötige beizubringen«, sagte Penton, erhob sich vom Felsen und fügte dann etwas besorgt hinzu: »Bevor es zu spät ist.« Dann entfernte er sich in Richtung Festplatz und ließ Abraxmata mit seinem neuen Lehrer, der Abraxmata noch sehr befremdlich vorkam, zurück.
    Abraxmata stand Askan völlig perplex gegenüber und wusste nicht, was er sagen sollte. Für eine Zeit lang trat eine peinliche Stille ein. Abraxmata dachte für einen Moment an den Tag, an dem der alte und weise Assia gestorben war und das Blumenorakel ihn als neuen Hüter für den Schatz des Mondschattenwaldes auserwählt hatte. Damals hatte er sich gefragt, was er gegen einen möglichen Feind ausrichten könnte, aber als die Jahre vergingen und keiner danach trachtete, den Schatz zu stehlen, vergaß Abraxmata seine Sorgen.
    »Nun denn«, begann Askan und sah Abraxmata aus seinen großen Augen über den dicken Tränensäcken an, »Abraxmata … die Kräfte eines Azillos sind keine einfachen Zauberkräfte, wie sie zum Beispiel die Waldfeen besitzen. Ich kann dir nicht einfach einen albernen Zauberstab in die Hand drücken und dich einen Spruch auswendig lernen lassen und Simsalabim bist du schon unsichtbar.«
    Askan machte eine kurze Pause und lächelte verschmitzt. Dann wurde er wieder ernst und fuhr fort: »Nein, nein, mein Lieber, so einfach ist das mit den Kräften der Azillos nicht. Die Schule ist sehr hart, anstrengend und gefährlich. Ich kann dir nicht erklären, wie du deine Kräfte benutzen sollst, ich muss dich dazu bringen, es zu tun. Erst dann kann ich dich lehren, sie klug und richtig einzusetzen. Wir treffen uns morgen am Mondschattensee. Bis dann!« Askan kehrte Abraxmata den Rücken zu und entfernte sich von ihm.
    »Oh, mein großer Waldgeist, worauf habe ich mich da bloß eingelassen?«, murmelte Abraxmata vor sich hin, legte die Stirn in Falten und vergrub sein Gesicht tief in seiner Vorderpfote.
    »Also, wenn du mich fragst«, ertönte eine laute, krächzende Stimme von hinten, und Murus kam angehüpft, »dann solltest du stolz auf dich sein. Das ist doch eine riesige Chance, du bekommst deinen eigenen Lehrmeister. Wenn ich richtig fliegen könnte, dann hätte das Blumenorakel bestimmt mich ausgewählt und ich wäre jetzt vollkommen aus dem Häuschen«, triumphierte er und hüpfte aufgeregt auf dem Felsen neben Abraxmata auf und ab.
    »Du bist vollkommen aus dem Häuschen«, entgegnete Abraxmata und sah Murus kopfschüttelnd an. »Außerdem hätte dich das Orakel nie gewählt, weil es seit altersher den Azillos vorbehalten ist, den Schatz des Waldes zu hüten.« Und nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: »Jetzt weiß ich auch warum.« Abraxmata drehte sich um und ging in Richtung der Lichtung, auf der an diesem Abend das Fest stattfinden sollte, davon.
    Das Damajantifest
    Ohne sich nach irgendjemandem umzudrehen oder auf Pentons Frage, wie er mit Askan zurechtkam, zu antworten, marschierte Abraxmata über den Festplatz in den Wald. Diesmal nahm er einen einfacheren Weg zurück zu seiner Höhle, nämlich den Trampelpfad durch den Wald. Dort begegnete ihm noch der
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