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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata
Autoren: Andrea Bannert
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Monolito Chamor, der ihm von einem hohen, alten, knorrigen Baum in den Weg sprang. Er hatte Abraxmatas düstere Gesichtszüge bemerkt und versuchte ihn aufzuheitern. Mit seiner grünen, unförmigen Gestalt schlich er um Abraxmata herum und schnitt Grimassen. Doch Abraxmata ließ sich nicht aufheitern, schubste ihn einfach zur Seite und setzte seinen Weg fort.
    Hinter dem großen Wasserfall, der in den Mondsee floss, an dem er sich morgen mit Askan treffen sollte, kletterte er durch den Geheimgang den Felsen empor, in seine Höhle. Er betrachtete den Schatz, der auf seiner grünen Moossäule lag und lila Funken sprühte. Seufzend rollte er sich in seinem Blätternest zusammen. Eigentlich wusste er gar nicht, wovor er Angst hatte, oder warum er von Askan nicht ausgebildet werden wollte. Besser vorbereitet dem Feind gegenüber stehen als unvorbereitet, dachte er bei sich und seine Gedanken kreisten wieder um den Tag des Orakelurteils, als ihn alle darum beneidet hatten, auserwählt zu sein. Und Atma hatte ihn mit diesen glühenden Augen angesehen und ihm zugelächelt. Über diesen Gedanken schlief er schließlich erschöpft von den Erlebnissen des Tages ein.
    Als er wieder aufwachte, schimmerte die Sonne feuerrot durch den Wasserfall und dann durch die Schlingpflanzen vor dem Eingang seiner Höhle und tauchte diese mit ihren feuchten, bemoosten Wänden in ein geheimnisvolles Licht. Abraxmata sprang blitzartig von seinem Nest auf.
    Wie lange hatte er geschlafen? Hatte er das Fest verpasst? Er lief zum Höhleneingang und spähte durch die Pflanzen nach draußen. »Dem Waldgeist sei Dank!«, keuchte er. »Die Sonne geht gerade unter und nicht auf.« Er hechtete durch den Felsen hinunter zum See.
    Unten saß auf einem Stein, den Kopf zwischen den Flügeln vergraben, Murus. Als er Abraxmata kommen hörte, blickte er auf und seine kleinen feuchten Augen weiteten sich.
    »Du kommst ja doch. Und ich habe schon gedacht, du lässt dieses Jahr sogar das Damajantifest sausen wegen dieser Sache.« Murus’ Gesicht erstrahlte.
    Abraxmata packte seinen Freund, setzte ihn auf seine Schulter und lief los, damit sie noch rechtzeitig zur Eröffnung des Carbos ankamen.
    Das Fest war bereits in vollem Gange. Auf der Bühne tanzten jede Menge Waldfeen, die sich bunte Kleider aus riesengroßen Blütenblättern gezaubert hatten, mit Monolitos. Abraxmata erkannte Chamor, dessen grünes Blättergesicht feuerrot angelaufen war und der seine Augen nicht von seiner Tanzpartnerin, der Waldfee Indora, nehmen konnte, die in ihrem hellblauen Kleid geradezu über die Tanzfläche schwebte. Die Feen hinterließen beim Tanzen glühende Sternchen in der Farbe ihrer Kleider, sodass die Waldlichtung in allen Farben leuchtete. Über den Tanzenden drehten einige Gilkos vergnügt ihre Kreise in der Luft und hinterließen kunstvolle blaue Bilder auf dem schwarzen Nachthimmel.
    Gegenüber der Tanzfläche bog sich ein langer Tisch unter der Last aller Köstlichkeiten, die der Mondschattenwald zu bieten hatte: ein großes Fass Cessienenbier, ein Gebräu aus einem Gewürz mit großen Blättern, das am Mondschattenbach wuchs, Holunderwein, Beerenschnaps, allerlei Salate, frisches Kräuterbrot und natürlich die Spezialität des Waldes: Caressa, ein Teiggebäck mit mindestens zwanzig verschiedenen Pilzsorten des Waldes und einem Blatt der gelb-rot schimmernden Pflanze der Insel im Mondschattenbach.
    Abraxmata und natürlich auch Murus waren erleichtert, denn sie waren noch rechtzeitig zur feierlichen Eröffnung des Carbos, des Festessens zur Ehrung des großen Waldgeistes, gekommen. Kurz nachdem sie sich an einem der Holztische, die Atma so hübsch geschmückt hatte, hinsetzten, stand Astro auf, um eine kurze Rede zu halten.
    »Liebe Bewohner des Mondschattenwaldes«, begann er, »es freut mich, dass ihr in diesem Jahr alle wieder so zahlreich zu unserem Damajantifest erschienen seid. Besonders freut es mich, Penton und Askan, einen Freund aus dem Morgentauwald, der sich Abraxmatas annehmen wird, in unserer Mitte begrüßen zu dürfen.« Alle drehten sich zu Penton und Askan um und klatschten, während Abraxmata bei diesen Worten schluckte. »Dann bitte ich die Waldfeen das Carbo zu eröffnen«, schloss Astro seine Ansprache.
    Sofort wirbelten die Waldfeen von der Tanzfläche zum Buffettisch herüber. Sie gingen alle ganz dicht zusammen, begannen sich im Kreis zu drehen, immer schneller, bis jede in ihrem Sternchenregen nicht mehr zu sehen war und sich für die Gäste
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