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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata
Autoren: Andrea Bannert
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von hinten an ihn herantrat, mit einem Lächeln im Gesicht.
    »Sehr gut, sehr gut. Ich muss dich loben. Der Indira-Griff ist zwar nicht das, was man normalerweise gegen einen Zephur verwendet, aber es war trotzdem sehr wirksam«, sagte Askan und sah Abraxmata auf seinen Stock gestützt an.
    Dieser brauchte noch einige Sekunden, um sich zu fangen, bevor er lospolterte. »Soll das etwa heißen, dass mein Zusammentreffen mit diesem Ungetüm von Ihnen inszeniert war? Es hätte mich fast umgebracht!«
    »Ich wusste, dass es dich nicht umbringen würde. Du bist ein Azillo und du bist vom Blumenorakel auserwählt worden. Außerdem habe ich dir doch erklärt, dass es für die Kräfte der Azillos keine Anleitung gibt. Du musst sie erst selbst entdecken und dich gezwungenermaßen darin üben, bevor ich dir helfen kann, sie gezielt und überlegt einzusetzen sowie sie zu trainieren«, antwortete Askan mit ruhiger, dunkler Stimme. »Für heute hast du dich genug angestrengt, wir sehen uns morgen.«
    »Wenn ich nur ihn sehen würde, wäre ja alles in Ordnung. Bin ja mal gespannt, mit was er mich morgen versuchen wird umzubringen«, murmelte Abraxmata schimpfend vor sich hin, als Askan nicht mehr zu sehen war und er erschöpft in sein Blätterbett zurückstapfte.
    Die Begumenjagd
    Als Abraxmata sich einigermaßen erholt hatte, beschloss er, Murus zu besuchen. Irgendwie brauchte er jemanden, dem er von seinem Erlebnis erzählen konnte, um es besser zu verarbeiten.
    Murus wohnte in einem großen und bequemen Nest, das – zum Glück – am Boden zwischen den hohen Schilfrohren am Ufer des Baches gebaut war. Murus hatte dieses Meisterwerk aus Nadeln, Blättern und Stroh mit eingeflochtenen Blumen nicht selbst zustande gebracht. Noch vor vierundvierzig Jahren wurde es von einer Fee bewohnt, die es, wohl unter Zuhilfenahme ihrer Feenkräfte, geschaffen hatte. Sonst wäre das Material mit Sicherheit längst verblüht und verfault und schließlich alles auseinander gefallen. Murus lag noch unter seinen Flügeln vergraben am Boden des Nestes und schlief, als Abraxmata ankam. Der gestrige Abend war sehr lange gewesen und Murus hatte auch viel mehr Holunderwein und Beerenschnaps getrunken als Abraxmata.
    Der Azillo rüttelte Murus aus seinen Träumen und dieser schreckte gleich hellwach hoch. Seine kleinen Augen leuchteten vor Neugierde. »Und, wie war es?« Während ihm die erste Lehrstunde in allen ihren Einzelheiten genauestens geschildert wurde, öffnete sich sein spitzer Mund immer weiter vor Erstaunen. Als Abraxmata seine Ausführungen beendet hatte, brachte Murus kein Wort heraus. Es trat eine seltsame Stille ein, bis Murus von seinem Strohlager aufsprang und freudestrahlend verkündete: »Ich weiß, wir gehen zum Begumenjagen!« Und schon wehte er an Abraxmata vorbei, hinaus aus seinem Nest. Begumenjagen war Abraxmatas absolute Lieblingsbeschäftigung, besonders an einem so schönen und sonnigen Tag wie diesem.
    Die beiden hechteten hintereinander her und versuchten sich gegenseitig zu fangen, wobei Abraxmata, der sehr viel wendiger war als Murus und Haken wie ein Hase schlagen konnte, immer gewann. Schließlich erreichten sie einen Sumpfpfuhl, der von einer dunkelgrün glitzernden, schlammigen Moosschicht überzogen war. Vorsichtig schlichen die Freunde um die Lache herum, immer darauf bedacht, nicht in den Schlamm zu stolpern. Es war mucksmäuschenstill und man konnte nur das Rauschen des Windes in den Wipfeln der Bäume hören. Abraxmata gab Murus ein Zeichen, auf die andere Seite des Sumpfes zu gehen. Beide duckten sich ganz weit nach unten und lauerten angespannt auf die Moosoberfläche. Schon nach kurzer Zeit sah man, wie die grüne Schicht sich wölbte und ein tannenzapfengroßes Etwas sich darunter bewegte und in Abraxmatas Richtung lief. Abraxmata sah Murus tief in die Augen, nickte dreimal mit seinem Kopf und auf drei stürzten sich beide auf die Stelle, an der sich etwas bewegt hatte. Die grüne Decke riss auseinander und der braune Schlamm spritzte nach oben. Auf einmal sprangen Hunderte von kleinen golden leuchtenden Wesen mit roten Augen auf. Murus und Abraxmata warfen sich kopfüber auf die kleinen Tierchen in den Schlamm und sahen nach kürzester Zeit wie Moormonster aus.
    »Ich habe einen!«, schrie Murus triumphierend mit stolzgeschwellter Brust, weil diesmal er den ersten Begumen gefangen hatte. Er stolperte aus dem Sumpf hinaus auf den Waldboden und steckte das Tierchen in eine Holzschatulle, die sie mitgebracht
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