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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata
Autoren: Andrea Bannert
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Beine erreicht und begannen sich schwanzpeitschend an Abraxmata hochzukrallen. Dann spürte dieser, wie der ganze Schmerz von ihm wich. Er wagte es, zu Boden zu schauen, wo nun um ihn herum überall verstreut die leeren Heinekinblätter lagen, die ihm Askan am Morgen gegeben hatte. Schnell bückte er sich und sammelte sie alle zusammen, bevor er sich auf den Weg zu seiner Höhle machte.
    In den nächsten Tagen hatte Abraxmata es nicht gewagt, die Heinekinblätter, die er sicher unter seinem Blätternest versteckt hatte, wieder hervorzuholen, um an seiner Aufgabe weiterzuarbeiten. Stattdessen vergnügte er sich mit Murus beim Begumenjagen oder beim Verstecken im Wald. Auch Penton hatten sie einmal besucht.
    Abraxmata hatte ihm erklärt, dass sie mit seiner Ausbildung gut vorankämen und dass Askan sehr zufrieden mit ihm sei.
    Am Tag nach diesem Gespräch mit Penton packte Abraxmata allmählich doch das schlechte Gewissen und er zog, nachdem er den neugierigen Murus endlich dazu gebracht hatte, ihn alleine zu lassen, den Stapel Heinekinblätter wieder unter seinem Bett hervor. Wenn er es geschafft hatte, aus diesen lappigen, alten Blättern Krokodilwesen zu machen, dann musste es doch auch möglich sein, auf ihnen die Schriften der alten Sagen erscheinen zu lassen. Also konzentrierte er sich so fest es ging auf Gilkos. Er stellte sich Hevea und die anderen Gilkomädchen, die er aus dem Wald kannte, vor und versuchte gleichzeitig, einfach nur an den Begriff Vergangenheit zu denken. Auf einmal überkam ihn ein seltsames Gefühl, als ob ein großer Sturm, wie bei dem Unwetter vor zwölf Jahren, über den Mondschattenwald fegte und ihn wild hin und her riss. Dann wurde es ganz warm um ihn herum und er sah soweit er blicken konnte eine weiße Flüssigkeit, die ihn umschloss, bevor er, als ob irgendetwas ihn ausgespuckt hätte, mit einem lauten Knall auf den Boden aufschlug. Er rieb sich mit schmerzverzogenem Gesicht sein linkes Hinterbein, auf das er bei dem Sturz gefallen war, und sah sich suchend um. Neben ihm lag friedlich der Mondschattensee und er saß auf der Wiese daneben. War er aus der Höhle gefallen? Den Wasserfall hinunter? Er sah sich an, doch er war vollkommen trocken. Dann blickte er hinauf in die Baumkronen. Irgendetwas war anders. Irgendetwas hatte sich verändert.
    Hinter einem Baum vernahm er ein summendes Geräusch. Ein Gilkomädchen lugte vorsichtig hinter dem Stamm hervor, blickte hastig in alle Richtungen und flog dann laut schnaufend hinter den nächsten Baum. Abraxmata hechtete ihr hinterher, um sie zu fragen, was ihr solche Angst bereitete. Er schlich um den Baum herum, hinter den sie gerade geflogen war, und setzte zu seiner Frage an, als sie einfach weiterflog. Erneut folgte Abraxmata ihr hinter den nächsten Baum und fragte sie: »He, wieso fliegst du ständig von einem Baum zum nächsten? Spielt ihr Verstecken? Ist Hevea auch dabei?« Auf ihre Antwort wartend, sah er das Gilkomädchen an. Doch diese reagierte überhaupt nicht auf ihn, sondern flog mit einem angsterfüllten Stöhnen weiter, hinter einen besonders dickstämmigen Baum.
    Abraxmata hatte es aufgegeben, ihr weiter zu folgen, als etwas mit riesiger Geschwindigkeit ganz dicht an seinem Ohr vorbeisauste und Abraxmata ein lautes Brummen vernahm. Er sah ein Wesen, das in etwa die gleiche Größe wie ein Gilko besaß, jedoch mit diesen schimmernden, zerbrechlichen Geschöpfen ansonsten absolut keine Ähnlichkeit hatte. So ein Wesen war Abraxmata im Mondschattenwald bisher noch niemals begegnet. Vielleicht war es auch ein Besucher wie Askan oder Impala aus dem Morgentauwald. So viel wie Abraxmata in der Kürze wahrnehmen konnte, hatte dieses Wesen keine blau schimmernden, schmetterlingsähnlichen, großen Flügel wie die Gilkos, sondern im Verhältnis sehr kleine, klobige, dunkelgrüne Flügel, die ein brummendes Geräusch von sich gaben. Auch der Körper wirkte weitaus plumper, als der von Gilkos, aber irgendwo schien doch eine gewisse Ähnlichkeit da zu sein. Noch bevor Abraxmata sich auf den Weg zurück in seine Höhle machen konnte, sausten sechs weitere dieser geflügelten Wesen an ihm vorbei. Neugierig beschloss Abraxmata ihnen zu folgen, um mehr über sie herauszufinden. Den Kopf nach oben gerichtet, um nicht die Fährte zu verlieren, galoppierte er am Bach entlang, bis zu einer vermoosten Gumpe, die Abraxmata nicht kannte, obwohl er an dieser Stelle des Waldes schon oft vorbeigekommen war. Staunend beobachtete er, wie die Geschöpfe
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