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Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Titel: Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters
Autoren: T Rammstedt
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skrupellosen Piloten. Man
braucht ein langes Seil, man braucht erprobte Aufhängevorrichtungen und klare
Absprachen oder wahlweise eine Gruppe bis an die Zähne bewaffneter Männer,
Rauchbomben, Gasmasken, man braucht Lagepläne. Man braucht Helfer draußen und
Helfer drinnen, einen Plan B, einen Plan C, womöglich sogar D. Vor allem
braucht man zunächst einmal einen Plan A, und ich bin es leid, keinen zu haben.
Ich bin es leid, mir ständig ausweglose Situationen zu suchen. Ich bin es leid,
mich als Einziger noch um das glückliche Ende zu bemühen, während alle anderen
lustlos Steine suchen oder in Gefängniskrankenbetten liegen oder einfach nicht
ans Telefon gehen, obwohl man doch nur in Ruhe mit ihnen alles besprechen
möchte. Ich bin es leid, dass nirgendwo ein gottverdammter Hubschrauber ist,
wenn man mal einen braucht, und ich bin es leid, dass selbst ein Hubschrauber
nie genügt.
    Ich hocke mich auf den Boden, rupfe die spärlichen Grashalme aus,
grabe meine Finger in die nasse Erde. Was das denn werde, wenn es fertig sei,
fragen Sie, mehr spöttisch als interessiert, das höre ich genau, aber ich
antworte trotzdem. »Ein Tunnel«, sage ich. »Ich grabe einen Tunnel.« Ich will
es ganz nüchtern sagen, aber das misslingt gehörig, meine Stimme überschlägt
sich. Ich sage es immer wieder, »Ich grabe einen Tunnel. Ich grabe einen Tunnel«,
bis es einmal richtig klingt, ich werfe mit Erde um mich, irgendetwas läuft mir
aus der Nase, und irgendetwas verschwimmt vor meinen Augen, und irgendjemand sitzt
auf einmal neben mir und legt seinen Arm um mich und sagt: »Ganz ruhig«, und
das sind wahrscheinlich Sie, Herr Willis. Wer denn auch sonst?
    Ihr
    Tilman Rammstedt
    Warum alles eigentlich immer so kompliziert sei, fragte mein
ehemaliger Bankberater, als wir an einer Fußgängerampel warteten, und zeigte
dabei wahllos auf Autos, seine Manschettenknöpfe, den Himmel und ein
Wohnungsgesuch, das an der Ampel klebte. »Vielleicht, weil einfache Dinge nie
funktionieren«, antwortete er sich selbst, da ich es nicht tat. »Das
wird es sein«, sagte er. Die Ampel wurde grün, wir gingen über die Straße. Wir
setzten einen Fuß vor den anderen. Wir stolperten nicht.

Sehr geehrter Herr Clooney, sehr geehrter Herr Stallone, sehr
geehrte Frau Thurman, sehr geehrter Herr van Damme, sehr geehrter Herr Craig,
sehr geehrter Herr Smith,
    zunächst einmal: Verzeihen Sie bitte diese Sammelmail.
    Wie geht es Ihnen?
    Hätten Sie vielleicht Interesse, in einer kurzen Szene meines neuen
Buches mitzuspielen? Über eine rasche Antwort würde ich mich sehr freuen,
    Ihr
    Tilman Rammstedt

Sehr geehrter Herr Polizeipräsident,
    wie geht es Ihnen?
    Gäbe es vielleicht die Möglichkeit, für ein Buchprojekt eine halbe
Stunde Ihre Justizvollzugsanstalt zu besichtigen? Wenn möglich ohne Wachmänner.
Und könnten Sie die Türen offen lassen? Wir finden dann selbst hinaus. Das wäre
ganz fantastisch.
    Ihr
    Tilman Rammstedt
    PS: Ich bin ein seriöser Schriftsteller.

Sehr geehrter Herr Dr. Hering,
    wie geht es Ihnen?
    Ich würde Ihnen gern meine Knirscherschiene zurückschicken. Ich bin
zu dem Schluss gekommen, dass ich das Konzept »Knirscherschiene« ablehne. Ich
knirsche nun einmal. Und ich habe allen Grund zu knirschen. Das lasse ich mir
von Ihnen und Ihrer Schiene nicht abgewöhnen. Dennoch vielen Dank für alles.
    Ihr
    Tilman Rammstedt
    PS: Und falls Sie zufällig die Adresse Ihres Kollegen Dr.
Lachmann haben, dann richten Sie ihm doch bitte aus, dass ich auch sehr gerne
kurzsichtig bin. Mit schönen Grüßen.

Sehr geehrter Herr Dr. Langard,
    wie geht es Ihnen?
    In unseren Sitzungen haben Sie immer so wissend genickt und mich
dann wieder nur gefragt, warum ich meiner Meinung nach so handele, wie ich eben
handele. Warum ich zum Beispiel glaube, mich ständig in ausweglosen Situationen
zu befinden. Wenn Sie die Antworten immer wussten und nur warten wollten, bis
ich selbst drauf komme, dann würde ich Sie jetzt bitten, sie mir einfach zu
verraten. Ich habe gerade keine Zeit für solche Spielchen. Ich will bitte
sofort das glückliche Ende. Der Weg dahin ist mir egal. Vielen Dank,
    Ihr
    Tilman Rammstedt

Liebe Susanne,
    wie geht es dir?
    Nur damit du dir keine Sorgen machst: Ich werde dich nachts nicht
mehr anrufen. Auch tagsüber nicht mehr. Ich werde stattdessen etwas anderes
tun. Ein Glas Wasser trinken oder Liegestütze machen oder Kreuzworträtsel. Und
es wird alles gut werden. Ich weiß noch nicht genau wie, aber das wird es.
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