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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt
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soll einer von den Leuten drei, vier geschlachtete Schafe verstecken? Es wäre bei der Hitze auch ganz unmöglich. Fleisch hält sich doch bestenfalls im kühlen Steinkeller unter der Küche. Wer würde also so verrückt sein, gleich mehrere Tiere auf einmal zu schlachten, wo er doch schon Schwierigkeiten genug haben würde, eine einzige Hammelkeule vor den anderen zu verbergen?«
    Andrew blickte finster drein. »Das stimmt. Die Kadaver würden bei dieser Hitze schon nach einem halben Tag anfangen zu verwesen und zu stinken. Aber ich irre mich nicht, Abby!
    Hier hat jemand mehrere Schafe abgestochen und gleich an Ort und Stelle ausgenommen. Nur, wo sind sie geblieben?«
    Abby blickte über den Fluss. »Wenn die Wilderer das Fleisch gleich eingepökelt haben …«
    Andrew unterbrach sie unwillig. »Unsinn! Dafür hätten sie viel Salz, Fässer und viel Zeit gebraucht. Und wo hätten sie die Fässer hinschaffen können, ohne dass einer von uns das mitbekommen hätte?«
    »Auf ein Boot! Gleich hier.«
    Andrew blickte sie verdutzt an. Dann schlug er sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Natürlich! Sie müssen das Fleisch an einen der Flussschiffer verkauft haben. Vermutlich an Captain Hatherby, den gottverdammten Halsabschneider! Ja, das würde sogar passen. Vor drei Tagen ist er doch mit seiner Fellow hier vorbeigekommen! Er muss mit diesen Mistkerlen unter einer Decke stecken! Und das sieht ihm ähnlich, ist er doch bekannt dafür, dass er seine Finger in einer Menge unsauberer Geschäfte hat.«
    »Was werden Sie jetzt tun, Andrew?«
    Er trat wütend gegen einen Stein. »Was soll ich schon tun ohne Beweise? An Captain Hatherby komme ich sowieso nicht ran. Der hat zu viele Freunde unter den Offizieren, für die er den Rum-Handel auf dem Hawkesbury organisiert hat. Der wird vorgeben, von nichts was zu wissen. Und wo findet ein Chandler zur Zeit ein faires Gericht in Sydney? Nein, das brauchen wir erst gar nicht ins Auge zu fassen. Aber ich werde mir die Burschen schnappen, die hier die Schafe abgeschlachtet haben, Abby. Bestimmt haben sie ein gutes Geschäft mit Hatherby gemacht, und das wird ihre Gier wecken. Sie werden es wieder versuchen, und dann …« Er brach ab und starrte mit zusammengepressten Lippen auf das verkrustete Blut zu seinen Füßen.
    »Aber das wird schwierig sein«, wandte Abby ein. »Wenn Sie jeden im Auge behalten wollen …«
    »Das brauche ich gar nicht«, brummte Andrew. »Für Glenn, Lester und Vernon würde ich die Hand ins Feuer legen, dass sie es nicht gewesen sind. Es bleiben also nur ein paar, die dafür in Frage kommen. Und sie werden erst wieder zuschlagen, wenn Hatherby mit seiner Fellow in der Nähe ist. Und dann werden sie mir in die Falle gehen, das schwöre ich dir! So, und jetzt komm, wir müssen mit dem Wasser zurück. Aber zu keinem ein Wort von dem, was wir entdeckt haben, verstanden? Kann ich mich da auf dich verlassen?«
    »Sie können sich immer auf mich verlassen, Andrew«, erwiderte sie.
     

Sechsundzwanzigstes Kapitel
     
    Abby lag auf ihrer Pritsche, starrte in die Dunkelheit und lauschte auf Rosannas lautes Schnarchen, das man sicher noch zwei Hütten weiter hören konnte. Es war ihr unverständlich, wie die Köchin so gut und so tief schlafen konnte, und sie beneidete sie darum. Sie selbst bekam kein Auge zu, obwohl sie sich so erschöpft fühlte, wie schon seit Monaten nicht mehr.
    Erst als sie die Feuerschneise bis ans Ufer des Flusses gelegt hatten, hatten sie mit der Arbeit aufgehört, und da war es schon lange dunkel gewesen. Doch Andrew hatte den ersten Bogen noch unbedingt an diesem Tag fertig wissen wollen. Wie sehr hatte sie sich die letzten quälenden Stunden danach gesehnt, sich auf ihr Bett fallen zu lassen und zu schlafen.
    Doch der Schlaf wollte und wollte sich einfach nicht einstellen. Die Hitze, die sich in der kleinen Hütte staute, obwohl die Tür weit geöffnet stand und nichts vor dem Fensterloch hing, lag ihr wie eine Felsplatte auf der Brust. Sie hatte das Gefühl, in dem engen, stickigen Raum keine Luft zu bekommen.
    Sie dachte an die Entdeckung, die sie am Nachmittag gemacht hatte, und an Andrews verständlichen Zorn. Wer mochten die Wilderer sein, die gewagt hatten, die Schafe von der Herde wegzutreiben und dort am Ufer abzustechen? Sie verstand nicht, wie man so etwas tun konnte. Den Sträflingen ging es auf Yulara doch gut. Sie wurden weder schikaniert noch sonst irgendwie schlecht behandelt. Sie mussten zwar hart arbeiten, aber das
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