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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt
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machten ihnen Andrew, Melvin und Jonathan Chandler vor. Sie verlangten nichts, was sie nicht selbst zu tun bereit waren, und in ihren Rationen, die sie den Sträflingen zuwiesen, waren sie großzügiger als viele andere Siedler. Wer konnte also so unvernünftig sein, ein solches Verbrechen zu begehen, für das man hingerichtet werden konnte?
    Abby wälzte sich auf die Seite und kam mit der Hand an das kleine ledergebundene Buch, das Andrew ihr einst geschenkt hatte und das immer unter ihrem Kissen lag. Seine beiden grünen Bänder lagen in der Mitte zwischen den Seiten.
    Andrew!
    Sie seufzte wehmütig und setzte sich auf. Sie war völlig durchgeschwitzt und dürstete nach einem Schluck Wasser. Am liebsten wäre ihr jetzt ein Bad gewesen.
    Warum eigentlich nicht? fragte sie sich. Vielleicht gelang es ihr einzuschlafen, wenn sie sich im Fluss abgekühlt hatte und mit noch nassen Sachen wieder aufs Bett legte. Einen Versuch war es allemal wert und auf jeden Fall besser, als sich schweißgebadet und schlaflos von einer Seite auf die andere zu wälzen.
    Sie stand auf, nahm drei, vier gierige Schlucke aus der Wasserkanne, die sie in den heißen Sommermonaten immer auf dem dreibeinigen Holzschemel neben der Tür stehen hatten, und trat vor die Hütte. Bis auf Rosannas kehliges Schnarchen war es still und dunkel auf dem Hof. Längst waren alle Lichter gelöscht.
    Hier draußen waren die Temperaturen auch nicht viel erträglicher als in ihrer Lehmhütte. Dennoch fühlte sie sich gleich besser, als sie zum Sternenhimmel hochblickte, der so klar und fern war. Sie war froh, aufgestanden und hinausgegangen zu sein. Schon das Bewusstsein, nicht von den Lehmmauern umschlossen zu sein und den weiten Himmel über sich zu haben, ließ sie freier atmen.
    Ohne Eile ging sie an Scheune und Stallungen vorbei und wandte sich dann nach links, um dem Pfad zu folgen, der hinter dem Geräteschuppen zur Anlegestelle hinunterführte. Es war nicht nötig, zu dieser einsamen Stunde ihr verschwiegenes Plätzchen weiter oberhalb aufzusuchen. Sie brauchte jetzt keine Beobachter zu fürchten. Außerdem war der Bootssteg nachts auch sicherer. Der Weg war breit und sandig, sodass sie eine Schlange, die sich da herumtreiben sollte, zehnmal leichter bemerken würde als auf dem schmalen Pfad, der sich durch hohes Gras und mancherlei Dickicht schlängelte.
    Doch sie gelangte nicht bis zum Bootssteg.
    Abby ging durch den tiefschwarzen Schlagschatten, den der Geräteschuppen warf, als sich vor ihr plötzlich ein Schatten aus dem offen stehenden Tor löste und sie ansprang. Sie schrie vor Schreck auf. Doch eine schwielige stinkende Hand, die ihr brutal den Mund verschloss und fast ihr ganzes Gesicht bedeckte, erstickte den Schrei in ihrer Kehle. Andere Hände packten sie an den Armen und zerrten sie in den Schuppen.
    »Es ist diese verfluchte Abby, Melvins Liebchen!«, zischte eine Männerstimme wütend, die Sean Oxley gehörte. »Habe ich mich also doch nicht getäuscht. Und ihr habt schon gedacht, ich sehe Gespenster!«
    »Aber warum Abby?«, raunte eine andere Stimme, die Abby als die von Nat O’Connor erkannte.
    »Frag das Melvin-Liebchen doch!«, forderte ihn ein dritter Mann auf. Es war Aron Shawn.
    »Das mach ich schon!«, knurrte Sean Oxley, der Abby noch immer den Mund zuhielt. In der anderen Hand hielt er plötzlich ein Messer, das er ihr an die Kehle setzte. »Versuch nur, einen Muckser von dir zu geben, Täubchen, und ich stech dich ab, bevor du auch nur Amen sagen kannst!«
    Abby erstarrte.
    Sean nahm nun ganz langsam seine Hand von ihrem Mund.
    »Du bist uns gefolgt, nicht wahr?«, fauchte er sie an. »Los, rede! Oder ich helfe mit der Klinge nach, dass sich deine Zunge lockert!«
    »Ich … ich … bin keinem gefolgt!«, stieß Abby zu Tode erschrocken hervor.
    »Natürlich nicht. Du bist ‘ne Schlafwandlerin, was?«, höhnte Sean.
    »Vielleicht will sie sich mit dem Hurensohn Melvin Chandler zu einer Liebesstunde treffen«, spottete Nat.
    »Halt das Maul, Nat! Wir haben keine Zeit für dummes Gequatsche!«, herrschte Sean seinen Komplizen an und verstärkte den Druck des Messers. »Los, raus mit der Sprache. Ihr habt heute Nachmittag die Stelle unten am Ufer entdeckt, nicht wahr?«
    »Ja«, hauchte Abby, zu verängstigt, um zu lügen.
    Sean schnaubte grimmig. »Hab ich’s mir doch gedacht. Und was genau habt ihr da entdeckt, he?«
    »Blut … und Wolle an den Dornenbüschen … Jemand hat da Tiere geschlachtet … vermutlich mehrere
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