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Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Titel: Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
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Einkommen. Bunt gemischt wie bei den Vereinten Nationen.
    Meine Praxis befindet sich im Washington Square Building am nördlichen Zipfel der Innenstadt kurz vor der Eleven Mile. Ich teile mir die vier Räume mit meiner besten Freundin Theresa, die ebenfalls medial veranlagt ist. Wir haben uns dieses Haus ausgesucht, weil es nicht nur das größte, sondern auch das sonderbarste Bauwerk in Royal Oak ist. Es ist ein Wunderwerk architektonischer Unentschlossenheit: Ein Mischmasch aus Ziegel und Mörtel in kreidigem Braun, bei dem die kastenförmige Flächenaufteilung einen drastischen Kontrast zu den spitzwinkligen Verzierungen bildet und die Fenster je nach Stockwerk von eckig bis bogenförmig rangieren. Ein riesiger Neonschriftzug, der für ein lokales Blatt Reklame macht, läuft am Dachsims entlang wie ein Halsband und ist meilenweit zu erkennen, was Theresa und mir die Wegbeschreibung für neue Klienten erleichtert.
    Im Erdgeschoss sind kleine Läden, Galerien und Restaurants untergebracht, in den oberen Stockwerken Büros und Geschäftsräume. Theresa und ich sitzen auf der Nordseite zwischen einer Steuerberaterkanzlei und einer Computergrafikfirma. Die Miete ist erträglich, das Gebäude gepflegt, und von den Nachbarbüros sind nie Klagen wegen unseres großzügigen Einsatzes von Kerzen und Räucherstäbchen gekommen. Seit vier Jahren schon ist dies der perfekte Standort.
    Nachdem ich die kühle Luft der Eingangshalle ausreichend genossen hatte, ging ich tapfer nach draußen in die Gluthitze des Julitages. Ich schwenkte nach rechts in Richtung Zentrum und holte mein Handy aus der Tasche. Nachdem ich es aufgeklappt hatte, rief ich die Mailbox ab und hörte konzentriert hin, während ich drei Blocks weit die Washington entlang zu dem Pic-A-Deli-Restaurant lief, um mir ein Thunfischsandwich mit Honigsoße und extrascharfen Peperoni zu holen. Ich hatte eine Nachricht von Theresa.
    Theresa und ich hatten uns vor viereinhalb Jahren unter sehr ungewöhnlichen Umständen kennengelernt, und bis heute staune ich über die Stärke ihrer Gabe, die sie zu mir geführt hat.
    Ich arbeitete damals in einer Bank und gab mir alle Mühe, mich in eine Welt einzufügen, die mich nie so richtig akzeptieren wollte. In meiner Kindheit hatte es eine Reihe ungewöhnlicher Vorkommnisse gegeben, die meine Familie und ich jedoch leicht ignorieren konnten, da sie im Abstand von etlichen Jahren und nur vereinzelt auftraten: meine Ankündigung eines Brandes in unserem Keller, eine Woche bevor die Rauchmelder uns aus dem Tiefschlaf rissen; meine Vorahnung vom Tod meines Großvaters, zehn Minuten bevor der Anruf meiner Tante kam; und schließlich, zum Verdruss meiner aufstrebenden Eltern, meine Erklärung, dass die hoch bezahlte Stelle meines Vaters der Firmenverkleinerung zum Opfer fallen werde, einen Monat vor seinem Entlassungsschreiben.
    Für Eltern, die alles Übernatürliche beargwöhnen, war das, als ob ich mit meinen Vorhersagen das Unglück erst herbeiführte und als hätte es uns erspart bleiben können, wenn ich bloß den Mund gehalten hätte. Ich begriff ziemlich schnell, dass es besser war, meine Vorahnungen für mich zu behalten.
    Als ich älter wurde, kam es viel häufiger zu solchen »Episoden«, wie ich sie schließlich nannte, und sie wurden auch eindrücklicher Eines Tagees im Collage überfiel mich ein Gefühl, das mich zwang, wider besseres Wissen kurz vor dem Unterricht meinen Statistikprofessor anzusprechen. Ich stand hinter ihm, trat nervös von einem Fuß auf den anderen, und als er sich schließlich zu mir herumdrehte, platzte ich überstürzt damit heraus, dass er sofort zum Arzt gehen müsse, weil ich bei ihm ein Herzproblem sähe.
    Einen Moment lang blickte er mich sonderbar an und forderte mich dann auf, zu meinem Platz zu gehen, damit er mit der Vorlesung beginnen könne. Eine Woche später fiel der Unterricht aus, weil unser Professor gestorben war. Sie können es sich denken - an einem Herzinfarkt.
    Dieser Vorfall überzeugte mich weit mehr als die Unterstellungen meiner Eltern, dass ich diese schreckliche Geschichte irgendwie verursacht hatte. Indem ich es laut aussprach, führte ich das vorzeitige Ableben meines Professors herbei, so glaubte ich. Ich wusste damals nichts über mediale Intuition und wie sie funktionierte oder wie sie sich anfühlte. Ich kannte nur das Verhältnis von Ursache und Wirkung: Ich sah Dinge vor meinem geistigen Auge, ich sprach sie laut aus, sie passierten - folglich löste ich sie
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