Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Titel: Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
A. Du kannst mich besuchen und ich dich ... wirklich, das wird halb so wild.«
    Ich war vor dem Pic-A-Deli angelangt, aber mein Appetit war verflogen. Ich ging trotzdem rein und stellte mich an, schmollend wie eine Dreijährige. Mir war immer klar gewesen, dass dieser Tag kommen würde, aber der Gedanke half mir nicht - ich fand es trotzdem blöd. Während ich mir anhörte, wie Theresa von ihrer aufregenden Fernsehkarriere erzählte, tat ich interessiert und zwang meine Stimme in die Oktaven der Begeisterung.
    Ich glaube, meine schauspielerische Leistung war nicht besonders, denn am Ende sagte sie: »He, ich bin heute Abend zu Hause - ich rufe dich an, dann besprechen wir alles. Du könntest ja auch nach L. A. ziehen, weißt du.«
    Da Intuition eine Aktivität der rechten Hirnhälfte ist, stellte ich meine Frage dort - meine Technik, wenn ich eine Ja/Nein-Antwort brauchte: Soll ich nach Kalifornien ziehen? Ja und Nein kann ich unterscheiden, weil sich bei einem Ja ein Gefühl der Leichtigkeit in der rechten, bei einem Nein eine gewisse Schwere in der linken Körperhälfte einstellt. Auf meine Frage bekam ich links ein Schweregefühl.
    Ich schaltete wieder meine Schauspielstimme ein und sagte: »Klar, ruf mich heute Abend an, Theresa. Dann reden wir weiter.«
    Ich war die Nächste in der Schlange, und Theresa musste an Bord gehen, darum legten wir auf. Ich trat vor, sah den korpulenten weißhaarigen Mann hinter der Theke an und setzte ein Lächeln auf, das ich nicht empfand.
    »Abigail! Das Gleiche wie immer?«
    »Sicher, Mike, aber mit einer doppelten Portion Peperoni. Ich bin heute mal waghalsig.«
    Mike nickte lachend. Als er nach dem Brotmesser griff, huschte mir ein Gedanke durch den Kopf. Die meisten Leute glauben, als Medium sei man immer »eingeschaltet«, sodass wir unterwegs auf der Straße gute Menschen von schlechten unterscheiden können und über einen Wildfremden sofort alles wissen. In Wirklichkeit sind wir nur »eingeschaltet«, wenn wir das wollen. Das ist quasi wie ein fernes Telefonklingeln: Es läutet ständig, manchmal lauter, manchmal leiser. Wenn wir rangehen, erfahren wir etwas, und wenn wir nicht rangehen, erfahren wir nichts.
    Als Mike anfing, das Brot zu schneiden, klingelte mein intuitives Telefon sehr laut. Gereizt ging ich ran und bekam ein Bild und ein Gefühl übermittelt. Ich sah Mike an. Er wusste, womit ich mein Geld verdiente. Er schien sich nicht allzu sehr daran zu stören und ließ mich sogar meine Karte an seinem schwarzen Brett aushängen. Darum entschied ich mich, den Gedanken auszuplaudern, der mir durch den Kopf schwirrte.
    »Äh, Mike?«
    »Ja, Abby?«
    »Du fährst einen silbernen Wagen?«
    »Ja! Woher weißt du?«
    Ich tippte mir lächelnd an die Schläfe und zwinkerte verschwörerisch. »Ich glaube, dein Wagen verliert Öl oder Kühlwasser oder so etwas. Vielleicht überprüfst du das mal.«
    Mike starrte mich mit leicht geöffnetem Mund einen Moment lang an, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Abby, du bist gut! Mir ist heute Morgen in der Garage ein kleiner Fleck aufgefallen, und ich dachte, ich fahre am Wochenende deswegen mal zur Tankstelle. He, kannst du mir auch die Lottozahlen Vorhersagen?«
    Wenn ich von jedem, der mir diese Frage stellt, ein Fünfcentstück bekäme, bräuchte ich nicht mehr zu arbeiten. Ich wäre reich, reich, reich!
    »Junge, wenn ich die wüsste, würde ich einen Tippschein abgeben!«, sagte ich, als er mir mein Mittagessen eingewickelt über die Theke reichte. Ich bezahlte, ließ mir noch eine Cola und eine Tüte Chips geben und lief zurück zur Praxis.
    Als ich von der Treppe auf den Flur einbog, sah ich eine Frau ungeduldig vor meiner Tür auf und ab schreiten. Erschrocken schaute ich auf die Uhr. Es war kurz nach halb zwölf. Hatte ich im Terminbuch am falschen Tag nachgesehen? Hatte ich einen Termin nicht eingetragen?
    Ehrlich gesagt, war ich nicht die Beste, was den ganzen organisatorischen Bürokram anging. Der war für mich das Nervige an dem Job. Manchmal kam ich auch ein bisschen zu spät zu Terminen, oder ich vergaß sie sogar ganz.
    Mit schamrotem Gesicht ging ich rasch auf die Frau zu und setzte mein gewinnendstes Lächeln auf. »Hallo«, sagte ich. »Entschuldigen Sie - ich kann mich an keinen Termin für diese Uhrzeit erinnern. Habe ich etwas verschlampt?«
    Die Frau war groß und schlank, hatte schulterlange rotbraune Haare, eine Hornbrille und große braune Augen, die erschöpft und zugleich ängstlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher