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Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Titel: Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
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Unglück. Sie werden erst begreifen, was Sie verloren haben, wenn es zu spät ist.«
    In dem Moment hörte ich den erlösenden Gong meiner Uhr, und der Kassettenrekorder schaltete sich ab. Ich war erleichtert. Diese Frau nahm gar nicht in sich auf, was ich ihr erklärte, und das fand ich reichlich frustrierend.
    Ich stand auf und sagte freundlich, aber bestimmt: »Und damit ist unsere Zeit auch schon um.«
    Ich ließ das Kassettenfach aufschnappen, nahm das Band heraus, steckte es in die Plastikhülle und gab es ihr zusammen mit einem Papiertaschentuch. Sharon folgte mir mit hängendem Kopf und gezwungen lächelnd zur Tür.
    Sie dankte mir für meine Zeit und fragte, wann sie wiederkommen dürfe, aber ich sagte: »Eigentlich wäre es mir lieber, wenn Sie sich einen Termin bei einer Freundin von mir geben lassen.« Ich ging zum Sideboard zurück und zog eine Visitenkarte aus einem Stapel. »Lori Seilers. Sie ist Psychotherapeutin, hat ihre Praxis drüben an der Eleven Mile. Sie ist sehr gut, und ich glaube, es würde Ihnen guttun, mit ihr über Ihre bevorstehenden Entscheidungen zu sprechen.« Ich drückte ihr die Karte in die ausgestreckte Hand. »Was den nächsten Termin bei mir anbelangt: Aufgrund praktischer Erfahrungen erlaube ich nur zwei Sitzungen pro Jahr. Man sollte nicht von Zukunftsdeuten abhängig werden. Machen Sie sich klar, dass alle Lösungen bereits in Ihnen stecken. Sie müssen sich nur selbst vertrauen und auf sich hören.«
    Sharon wirkte nicht überzeugt. Darum führte ich sie am Ellbogen behutsam zur Tür. »Jetzt sollten Sie nach Hause fahren, sich das Band anhören und über alles nachdenken, was ich gesagt habe. Sie sind mit einem freien Willen ausgestattet, und der ist eine gewaltige Kraft. Sie können Ihr Schicksal ändern, wenn Sie mit Verstand an die Sache herangehen. Seien Sie vorsichtig, okay? Ich meine, Sie sind wie lange verheiratet? Zehn Jahre?«
    Wieder überraschtes Luftholen. »Ja. Woher wissen Sie das?«
    Ich breitete lächelnd die Arme aus. »Ich bin ein Medium.«
    Als ich ihr hinterhersah, dachte ich zum hunderttausendsten Mal, wie schwer es mir fiel, dieses Wort über die Lippen zu bringen. Es klang mir zu sehr nach »Spinner«. Wenn ich nach meinem Beruf gefragt wurde, verlegte ich mich meistens auf eine unverfänglichere Bezeichnung wie »intuitiver Berater«, um ein bisschen seriöser zu klingen. Ich hatte mir sogar Visitenkarten drucken lassen, auf denen stand ABIGAIL COOPER, P. I., und darunter in winzigen Buchstaben PRIVATE INTUITIVBERATUNG. Die meisten Leute halten das für ein Zeichen von Cleverness. In Wirklichkeit bin ich bloß feige.
    Ich wollte nie ein Medium sein, weder hauptberuflich noch zum Vergnügen. Das wurde mir quasi aufgedrängt, und ich habe mich damit nie sonderlich wohlgefühlt. Nicht dass ich auf meine Tätigkeit nicht stolz wäre; mir ist nur ständig bewusst, dass ich anders bin .
    Es gibt zum Beispiel viele Leute, die mit mir ein Gespräch anfangen und mich sogar amüsant finden - bis sie hören, womit ich meine Brötchen verdiene. Dann ziehen sie sich von mir zurück wie die Flut vom Strand, und ich liege im Sand mit dem Gefühl, ein großes rotes Kreuz auf der Stirn zu tragen. Seit vier Jahren gehe ich diesem Beruf jetzt nach und warte noch immer, ob die Flut nicht doch mal zurückkommt.
    Gerade wollte ich hinter Sharon die Tür schließen, als eine meiner Stammkundinnen, Candice Fusco, mit einem großen braunen Umschlag den Flur entlangkam.
    »Hallo, Candice«, rief ich ihr entgegen.
    »Tag, Abby. Ich komme doch noch pünktlich, oder?« Sie sah auf die Uhr und beschleunigte ihren Schritt.
    »Jep. Habe die vorige Klientin gerade verabschiedet.« Ich trat zur Seite und zog die Tür weit auf, um sie hereinzulassen. Candice war höchstens einen Zoll größer als ich, aber mit ihren High Heels - ich hatte sie noch nie ohne gesehen - ragte sie ein gutes Stück über mich hinaus. Sie war eine elegante Frau mit einer Vorliebe für teure Kostüme. Heute trug sie cremefarbene Seide, die jede Bewegung schmeichelhaft unterstrich und die braune Haut und die hellblonden Haare gut zur Geltung brachte. Angesichts ihrer Weiblichkeit werde ich immer ein bisschen unsicher, aber nach ein, zwei Minuten habe ich das überwunden, wahrscheinlich auch, weil sie dabei so natürlich bleibt. Anhand von Aufmachung und Benehmen würde man kaum vermuten, dass sie Privatdetektivin ist, noch dazu eine echt gute - wobei ihre jüngsten Erfolge auch ein bisschen durch meine
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