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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition)
Autoren: James S. A. Corey
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der AAP zu kündigen und selbstständig zu arbeiten, war allerdings keiner davon gewesen. Seit die Rosinante als freiberuflicher Kurier und Begleitschiff auf dem Markt war, hatten sie sieben ausnahmslos profitable Aufträge erledigt. Sie hatten Geld ausgegeben, um das Schiff vom Bug bis zum Heck auf Vordermann zu bringen. Die letzten zwei Jahre waren stürmisch verlaufen, und das Schiff brauchte ein wenig Aufmerksamkeit.
    Als das erledigt war und auf dem allgemeinen Konto immer noch mehr Geld vorhanden war, als sie ausgeben konnten, hatte Holden die Crew gefragt, ob es noch weitere Wünsche gab. Naomi hatte dafür bezahlt, ihre beiden Räume mit einem Durchbruch zu verbinden. Jetzt hatten sie ein Bett, das für zwei Personen groß genug war, und außerdem reichlich Platz, um daneben herumzulaufen. Alex hatte darauf hingewiesen, wie schwierig es sei, neue militärische Torpedos für das Schiff zu kaufen, und vorgeschlagen, den Kiel der Rosinante mit einer Railgun zu bestücken. Das neue Geschütz war stärker als die Nahkampfkanonen und brauchte als Munition lediglich zwei Pfund schwere Wolframklumpen. Während eines Aufenthalts auf Callisto hatte Amos dreißig Riesen für eine hochmoderne Aufrüstung des Antriebs ausgegeben. Auf Holdens Frage, warum man solche Verbesserungen brauchte, obwohl die Rosinante sowieso schon schnell genug beschleunigen konnte, um die Mannschaft zu töten, hatte Amos nur erwidert: »Weil das Zeug der Wahnsinn ist.« Holden hatte nur genickt und lächelnd die Rechnung bezahlt.
    Selbst nach dem ersten Rausch des Geldausgebens hatten sie noch genug übrig, um sich Gehälter zu zahlen, die fünfmal höher waren als der Lohn auf der Canterbury , und es war trotzdem noch genug da, um das Schiff für die nächsten zehn Jahre mit Wasser, Luft und Treibstoffkapseln zu versorgen.
    Vermutlich war das nur ein vorübergehendes Hoch. Es würden schwierige Zeiten kommen, in denen sie keine Aufträge hatten und sparen mussten. Aber das lag in der Zukunft.
    Amos und Alex hatten die Chips durchgezählt und erklärten Naomi die strategischen Einzelheiten beim Blackjack, um sie zu bewegen, in ihr Spiel einzusteigen. Holden winkte dem Kellner, der sofort herbeischoss, um die Bestellung aufzunehmen. In der VIP-Lounge gab es natürlich keinen Bildschirm im Tisch, wo man die Bestellungen eintippen musste.
    »Haben Sie vielleicht einen Scotch, der aus echtem Getreide gebrannt wurde?«, fragte Holden.
    »Wir haben mehrere Sorten von Ganymed«, erklärte der Kellner. Er beherrschte den Trick, sich trotz des Lärms Gehör zu verschaffen, ohne die Stimme zu heben. Lächelnd stand er vor Holden. »Aber für einen Herrn mit gutem Geschmack von der Erde haben wir auch noch einige Flaschen sechzehn Jahre alten Lagavulin beiseite gelegt.«
    »Sie meinen, Sie haben echten Scotch aus Schottland?«
    »Von der Insel Islay, um es genau zu sagen. Er kostet zwölfhundert pro Flasche.«
    »Den will ich haben.«
    »Jawohl, Sir, und dazu vier Gläser.« Er tippte sich an die Schläfe und entfernte sich Richtung Bar.
    »Wir spielen jetzt Blackjack«, erklärte Naomi lachend. Amos nahm einen Stapel Chips vom Tablett und schob sie ihr hinüber. »Kommst du mit?«
    Die Band im benachbarten Raum hörte zu spielen auf, und der Hintergrundlärm sank ein paar Sekunden lang auf ein fast erträgliches Maß, bis jemand elektronische Musik in die Lautsprecher einspeiste.
    »Leute, wartet noch einen Augenblick«, sagte Holden. »Ich habe einen schönen Tropfen bestellt und will einen letzten Toast ausbringen, bevor sich unsere Wege für den Rest des Abends trennen.«
    Amos wartete ungeduldig auf die Flasche und verbrachte dann mehrere Sekunden damit, das Etikett zu bewundern. »Ja, na gut, dafür hat sich das Warten gelohnt.«
    Holden schenkte ihnen ein und hob sein Glas. »Auf das beste Schiff und die beste Crew, die man sich nur wünschen kann, und auf das nächste Honorar.«
    »Auf das nächste Honorar!«, wiederholte Amos, und schon waren die Gläser geleert.
    »Verdammt auch, Käpt’n.« Alex hob die Flasche und betrachtete sie gründlich. »Können wir was davon auf der Rosinante einlagern? Du darfst es von meinem Gehalt abziehen.«
    »Ich bin dafür.« Naomi schnappte sich die Flasche und schenkte ihnen nach.
    Ein paar Minuten lang waren die Stapel mit Chips und die Verlockungen des Kartenspiels vergessen. Mehr hatte Holden sich nicht gewünscht. Er hatte seine Leute noch einen Moment zusammenhalten wollen. Auf jedem anderen Schiff, auf
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