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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
Autoren: Vina Jackson
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dennoch nahm er mir zuliebe diese Position ein. Und weil von Beginn an das leise Gefühl an mir nagte, dass mir etwas in unserer Beziehung fehlte, war er ständig zerknirscht. Es war wie eine Wunde, die nicht heilen wollte, ein Stich, der nicht aufhörte zu jucken.
    Was hätte ich darum gegeben, eine der Frauen zu sein, die mit dem Üblichen glücklich und zufrieden waren. Dabei bekam ich sogar mehr als das Übliche. Ich hatte nicht nur einen netten, sondern einen wundervollen Mann, und obendrein hatten wir tolle Freunde, waren bei bester Gesundheit und erfolgreich in unserem Beruf. Dennoch flüsterte mir unentwegt eine leise Stimme ins Ohr, dass dieses Leben nicht das war, das ich gewollt hatte, und auch nicht das, das zu mir passte.
    Simón wollte heiraten und Kinder haben, ich nicht. Es war das Einzige, worin sich unsere Ansichten grundlegend unterschieden und was sich nicht lösen lassen würde. Jedes Mal, wenn ich ihn vor einem Juweliergeschäft mit Verlobungsringen in der Auslage stehen sah oder er auf der Straße ein Kleinkind anlächelte, empfand ich den reinen Horror. All die Dinge, die ihn für immer glücklich und zufrieden machen würden, jagten mir Angst ein. Manchmal hatte ich mitten in der Nacht, wenn ich nicht durch meine Arbeit oder ein gesellschaftliches Ereignis oder das Joggen in kalter Luft abgelenkt war, das Gefühl, jemand habe mir ein Gewicht um den Hals gehängt oder einen Heiligenschein aufgesetzt, der zu schwer war, um ihn tragen zu können. Dann kam es mir so vor, als würde mich die Last meines Lebens zermalmen.
    Zwei Wochen vergingen, in denen ich immer wieder von tosendem Wasser und von Dominiks Stimme träumte.
    Morgens schreckte ich hoch, als hätte mich ein Löwe aus dem Schlaf gebrüllt.
    Trotz meiner Ängste und Befürchtungen verstrich die Zeit, wie sie es immer tat. Ich joggte täglich, übte, nahm mit anderen Paaren, meist aus der Welt der Musik, an Abendgesellschaften teil. Doch ich hatte das Gefühl, ziellos dahinzutreiben wie ein Schiff ohne Ruder, als würde sich mein Leben ganz allmählich immer mehr in nichts auflösen.
    Fran rief weiterhin zu den merkwürdigsten Tag- und Nachtzeiten an. Das war wohl ihre Art, zu überprüfen, wie es mir ging, überlegte ich. Wir hatten uns immer nahegestanden, aber keine von uns war übertrieben gefühlsbetont, und so dauerten die Gespräche meist auch nur ein paar Minuten. Sie hatte immer noch vor, Te Aroha den Rücken zu kehren, und sogar schon ihre Kündigung eingereicht und ein Visum für Großbritannien beantragt.
    In dieser Hinsicht hatten wir Glück, denn wir hatten britische Vorfahren. Von einer Seite her kamen meine Großeltern aus der Ukraine, von der anderen aus England. So war es uns schon in die Wiege gelegt, immer wieder, ob als Pioniere oder Reisende, zu neuen Ufern aufzubrechen.
    »Dann kommst du also nicht nach New York?«, fragte ich sie eines Abends, nachdem sie mir erzählt hatte, dass sie ihren Flug nach Großbritannien gebucht hatte.
    »Ich glaube, London liegt mir mehr. Außerdem kriege ich sowieso kein Visum für die USA.«
    »Du kannst bei mir wohnen, da brauchst du keinen Job. Komm als Touristin.«
    »Sei nicht albern. Du weißt so gut wie ich, dass ich es keine Minute ertragen könnte, mir den Lebensunterhalt nicht selbst zu verdienen. Da bin ich nicht anders als du.«
    »Na schön. Aber du kommst mich doch besuchen?«
    »Klar. Und du besuchst mich in London?«
    »Selbstverständlich. Eine Reise dorthin ist sowieso überfällig.«
    Je länger ich darüber nachdachte, desto deutlicher spürte ich, wie sehr ich die Stadt vermisste. Das kühle Wetter, die finsteren alten Gebäude, Straßen, die einen mal hierhin, mal dorthin führten, Wege, die sich wie Tentakel schlängelten und nicht schnurgerade an Wohnblocks vorbeiführten wie die Avenuen in New York.
    Seit ich mit Simón zusammen war, hatte ich nur einmal eine Stippvisite dorthin gemacht, denn wir waren beide beruflich sehr eingespannt. Allerdings hatte ich noch Kontakt zu Chris, meinem besten Freund in meinen Londoner Tagen. Seine Band Groucho Nights stand offenbar gerade kurz vor dem großen Durchbruch. Denn er und sein Cousin Ted, der Bandgitarrist, hatten bei einer Party zufällig Viggo Franck, Leadsänger der Holy Criminals, kennengelernt, und sie hatten sich auf Anhieb glänzend verstanden. Daraufhin war ihnen angeboten worden, sich als Vorgruppe der berühmten Rockgruppe bei ihrem Konzert in der Brixton Academy zu bewerben, eine Chance, von der Bands
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