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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
Autoren: Vina Jackson
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aus langen Hosen, Hemd und Jacke gehörten zu dem Geschenk auch die teuersten Laufschuhe, die auf dem Markt waren, obwohl ich mir gerade erst selbst welche gekauft hatte.
    »Wenn du auf eine vereiste Stelle kommst, rutschst du aus«, hatte er gesagt.
    Ich trug die Schuhe, damit er glücklich war, ersetzte die weißen Schnürsenkel jedoch durch rote, damit wenigstens ein Schuss Farbe dabei war. Und ich zog die Handschuhe an. Doch die Thermojacke ließ ich meistens zu Hause. Selbst im Winter lief ich am liebsten nur im ärmellosen Trikot. Anfangs war es immer schrecklich kalt, und der Wind schnitt mir in die Haut wie ein Nagelbrett, doch bald wurde mir wärmer, und dann genoss ich das Gefühl der frischen Luft und den kalten Wind, der mich anspornte, schneller zu laufen.
    Wenn ich nach Hause kam, war meine Haut unweigerlich knallrot, und manchmal waren auch meine Finger trotz der Handschuhe geschwollen, als hätte ich mich in der Kälte verbrannt.
    Dann nahm mich Simón in die Arme, küsste mich, um mich zu wärmen, und rieb mir die bloßen Arme und Schultern, bis mir die Haut wehtat.
    Alles an ihm war warm: seine kaffeebraune Haut, die er seiner halbvenezolanischen Herkunft verdankte; seine großen braunen Augen; seine dichten Locken; sein großer Körper. Er maß beinahe 1,90 Meter und hatte, seit wir zusammen wohnten, ganz allmählich an Gewicht zugelegt. Das hieß keineswegs, dass er dick geworden war, doch die gemeinsamen Abendessen und die zusammen geleerten Flaschen Wein auf dem Sofa, wenn wir uns eine DVD ansahen, hatten den ehemals schlanken Mann stämmig werden lassen, und das leichte Polster ließ seinen Körper noch weicher erscheinen. Auf seiner Brust wucherte ein dichter dunkler Haarpelz, durch den ich ihm zu gern mit den Händen fuhr, wenn wir zusammen im Bett lagen, nachdem wir gevögelt hatten.
    Seine Erscheinung war fast schon übertrieben männlich, sein Verhalten ausgesprochen liebevoll. Unsere beiden gemeinsamen Jahre ließen sich am ehesten mit einem entspannenden Schaumbad vergleichen. Die Beziehung mit ihm war wie die Heimkehr nach einem langen Arbeitstag, wenn man den Flanellpyjama und alte Socken anzog. Es ist schon eine besondere Erfahrung, mit einem Mann zusammen zu sein, der einen bedingungslos und ohne jeden Zweifel liebt. Mit Simón hatte ich jemanden, der sich um mich kümmerte, mich beschützte, mich besänftigte.
    Und mich langweilte.
    Meine unterschwellige Unzufriedenheit mit unserer Beziehung bekämpfte ich mit meinen Hobbys. Ich arbeitete wie der Teufel. Spielte Geige, als ob jedes Konzert mein letztes wäre. Lief den New York Marathon. Ich lief und lief und lief. Ständig lief ich fort, doch stets kehrte ich nach Hause zurück.
    Bis ich Dominiks Buch gelesen hatte.
    Seither wollte seine Stimme in meinem Kopf nicht mehr verstummen.
    Angefangen hatte es, als ich seinen Roman verschlang und es mir so schien, als würde ich einem Hörbuch lauschen.
    Anschließend wurde ich von einer wahren Flutwelle von Erinnerungen überrollt.
    Unsere Beziehung war von Sex geprägt gewesen, jedoch nicht dem häufigen, liebevollen Sex, den ich mit Simón hatte.
    Dominik war ein Mann mit dunkleren Begierden als der Durchschnitt, und unser Zusammensein war wie eine Erleuchtung für mich gewesen. Wir setzten Fantasien in die Tat um, von denen ich zuvor nicht einmal geträumt hatte, und erlebten dabei unermessliche Lust. Er forderte mich auf, Dinge zu tun, die andere Menschen nicht einmal im Flüsterton erwähnten. Auf sein nachdrückliches Beharren hin – und nicht aus Wagemut – erlaubte ich ihm, meinen Körper nach Belieben zu benutzen; ich unterwarf mich eher mental als körperlich in einem seltsamen Spiel, in dem wir beide Komplizen waren, auch wenn es für Außenstehende so aussehen musste, als ließe ich mich von ihm beherrschen.
    Beim Sex war Simón das glatte Gegenteil von Dominik. Ihm gefiel es, wenn ich oben war, und so endeten die meisten unserer gemeinsamen Abende damit, dass ich ihn ritt und zugleich versuchte, mich nicht von Gedanken an meine Arbeit oder an Einkaufslisten ablenken zu lassen oder an die weiße Hochglanzwand hinter dem Kopfteil zu starren.
    Als in meiner Hosentasche das Handy brummte, machte ich einen überraschten Satz und wäre fast auf einer vereisten Stelle ausgerutscht. Da nur wenige Menschen die Nummer kannten, wurde ich auch nur selten angerufen, und dann meistens von meiner Agentin oder von Simón. Er allerdings wusste, dass ich joggen war, und rief mich höchstens
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