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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
Autoren: Karl May
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a.D.‘
    „Hm, eine Adresse ist allerdings nicht dabei“, sagte er.
    „Weil er erst gestern hier in Wien angekommen ist.“
    „Und ein Bayer ist er, also ein Landsmann von mir. Das freut mich. Hoffentlich wird er sich finden lassen!“
    „Sicher! Er wird mich besuchen, denn ich habe ihn eingeladen, und er versprach es, zu kommen. Er spielt gern, sagte er.“
    „Ah, da paßt er zu uns. War er ein angenehmer Gesellschafter?“
    „Außerordentlich! Er war so liebenswürdig, daß mir in der Weinseligkeit das Herz aufgegangen ist. Ich befürchte, daß ich ihn da mehr zu meinem Vertrauten gemacht habe, als ich eigentlich beabsichtigen konnte. Übrigens hatte ich ihn bereits vorher gesehen, im Café, wo er mit dem Kommerzienrat von Hamberger und dem Grafen von Senftenberg an einem Tisch saß.“
    „Was! Hat er auch diese bereits kennengelernt?“
    „Ja. Er ist ja gestern mit auf der Soiree gewesen. Du mußt ihn gesehen haben.“
    „So? Wie ist sein Äußeres?“
    Der Baron beschrieb den Sepp.
    „So einen Herrn habe ich freilich nicht gesehen. Du mußt dich also irren.“
    „Er hat es mir selbst gesagt, und als ich ihn nach dir fragte und ihm sagte, daß du mein Spezial seist, sprach er sich sehr anerkennend über deine Leistung aus.“
    „So! Er muß an einem Orte gestanden haben, an welchem ich ihn nicht sehen konnte. Na, wenn er dir versprochen hat, dich zu besuchen, so werde ich ihn ja noch zu sehen bekommen. Bitte, lies jetzt weiter!“
    Der Baron nahm das Blatt wieder zur Hand und fuhr fort:
    „Also: – in Gemeinschaft mit dem vortrefflichen Hauptmann von Brendel – na, hörst du? Da siehst du ja genau, daß er da gewesen ist – einen lustigen Gebirgsjodler, welcher herzerfrischend erklang.
    Was sollen wir über ihre Stimme, über ihren Vortrag sagen? Nichts! Denn wir sind überzeugt, daß wir keine treffenden Worte finden können. Diese Sängerin ist ein wirkliches Phänomen, nicht ein Stern, sondern geradezu eine Sonne am Himmel der Kunst, und Wien sollte sich alle Mühe geben, dieses Wunder für immer zu fesseln.
    Wir sind sofort nach dem Schluß der Soiree förmlich nach der Redaktion dieses Blattes geeilt, um die Leser desselben von dieser überraschenden Neuigkeit zu unterrichten und ihre Aufmerksamkeit auf die gottbegnadete Beherrscherin der Töne zu lenken. H.G.
    Das ist also der Bericht, dessen Verfasser vermutlich der Theateragent ist. Darunter aber folgt noch weiter:
    Zu diesen Zeilen unseres verehrten Berichterstatters beeilt sich die Redaktion, zu bemerken, daß es allerdings für unsere Kaiserstadt geradezu eine Pflicht ist, die Ubertinka zu fesseln.
    Der in Rom erscheinende Diritto erzählt von dieser außerordentlichen Dame, daß ein englischer Lord sie zur Frau begehrte und, obgleich von ihr abgewiesen, doch von ihren Reizen so bezaubert war, daß er sie geradezu zwang, einen Schmuck von fast königlichem Wert von ihm zum Andenken zu nehmen. Man sagt, daß sie ihn nie trage.
    Und der Secolo, das verbreitetste Blatt Mailands, erzählt, daß ein alter Marchese, der keine Familie hat, ihr, als er in Gesellschaft einige Lieder aus ihrer Kehle hörte, den Antrag machte, sie zu adoptieren. Sie lehnte ab, und als er kurze Zeit darauf unerwartet starb, stellte es sich heraus, daß er sie zur Universalerbin eingesetzt habe. Sein Vermögen wurde ihr von Mailand nach Neapel, wohin sie inzwischen gegangen war, nachgesandt. Es befanden sich auch sämtliche Familiendiamanten dabei.
    Diese beiden kleinen Episoden mögen beweisen, welch ein reizendes Weib die Künstlerin auch schon in rein persönlicher Beziehung ist, und so wiederholen wir die Aufforderung, daß betreffenden Orts sich durch ein Engagement der Signora der Dank der Hauptstadt zu verdienen wäre.
    Die Redaktion.“
    „Himmeldonnerwetter!“ fluchte Anton. „Sie muß doch ein Wunder von Schönheit sein!“
    „Und Diamanten mag sie haben! Oh!“
    Seine Augen leuchteten begierig. Die Diamanten waren ihm am meisten in die Ohren gefallen.
    „Pah!“ sagte der Sänger wegwerfend. „Was tue ich mit Diamanten. Sie selbst, sie selbst will ich haben! Eine solche Schönheit! Sie muß mein werden!“
    Er war aufgesprungen.
    „Ich denke, du hebst die Tänzerin!“ bemerkte der Baron in einem fast scharfen Ton.
    „Allerdings. Ich heirate sie. Aber die Ubertinka will ich auch kennenlernen.“
    „Verbrenne dir die Finger nicht!“
    „Schwerlich! Sängerinnen pflegen nicht allzu spröde zu sein!“
    „Diese aber doch, so viel man über sie
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