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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
Autoren: Karl May
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ob sie aus menschlichen Kehlen kamen.
    „Ver – dammt! Ah – oh! Ich glaube gar, ich bin – bin – be – besoffen!“ gurgelte der eine der Nahenden.
    „Natürlich bist du besoffen, und wie!“ lachte der andere in jenen Fisteltönen, welche anzeigen, daß der Sprechende die Herrschaft über seine Stimme verloren hat.
    „Und du – du – doch auch!“
    „Ja – aa! Ich hab auch ein – einen rie – riesigen Spitz. Dieser Cham – Cham – pagner taugte nichts. Der Wirt hat – hat gedacht, daß der Stoff für – für solche Mädels gut – gut genug sei.“
    „Halts Maul! Du belei – leidigst mich!“
    „Unsinn!“
    „Ja. Ist denn mei – meine Tänzerin ein Mädel?“
    „Was denn? Sie ist doch – doch kein Mannsbild!“
    „Nein, aber eine Kün – Kün – Künstlerin!“
    „Schön! Aber sau – saufen kann sie dennoch wie ein Lo – Lo – Loch. Sie hat me – me – mehr getrunken als wir beide.“
    „Weiß der Teu – Teu – Teufel! Der – der – bekommt's. Famoses Dirndl! Nicht?“
    „Ja, famos. Na, da sind wir. Halt!“
    Sie blieben unten stehen, mitten auf der Straße. Der Mond beleuchtete sie. Leni erkannte Anton und den Baron. Sie hielten sich aneinander fest, um nicht zu stürzen. Beide waren gleich sehr betrunken.
    Und dabei sprachen sie so laut, daß man es über die ganze Straße weg hören konnte. Sie hatten im Rausche alle Rücksicht verloren.
    „Nun müssen wir Ab – Abschied nehmen“, sagte der Baron. „Du bist da – da – daheim.“
    „Schön! Also gute – gute – Donnerwetter, es geht nicht!“
    Anton hatte sich von dem andern losgemacht und wollte allein nach der Tür gehen. Er brachte es nicht fertig und taumelte haltlos, bis er – sich auf die Straße setzte.
    „Du – du – du!“ lachte der Baron überlaut auf. „Du bist ja gar gefa – fa – fallen! Ich bin da viel mehr – heiliger Bimbam – da si – si – sitze ich wahrhaftig a – a – auch!“
    Es ging ihm gradso, wie seinem Gefährten. Er konnte ohne Stütze auch nicht stehen und plumpste neben Anton nieder.
    „Bi – bi – bist du a – a – auch da?“ lachte dieser. „Da – da – das ist schön! Nun si – si – sitzen wir da und können im Mo – Mo – Mondschein Sech – Sech – Sechsundsechzig spielen. Ha – ha – hast du eine Ka – Ka – Karte mit?“
    „Schweig! – Hi – hi – hilf mir lieber auf! Ko – ko – komm! Wir wollen es versu – suchen.“
    Sie faßten sich gegenseitig an und würgten sich empor, durften sich aber nicht fahren lassen, sonst wären sie wieder gestürzt.
    „Ko – ko – komm an die Mauer, mi – mi – mir wird's ganz schlecht“, ächzte Anton. „Ich glaube, ich mu – mu – muß brechen.“
    Sie taumelten nach der Mauer und lehnten sich mit den Händen gegen dieselbe. Bald hörte Leni Töne, aus denen sie deutlich entnehmen konnte, daß Antons Befürchtung eingetroffen sei. Die übermäßig genossenen Getränke erzwangen sich einen unnatürlichen Ausweg, und das schallte so durch die nächtlich stille Straße, daß Leni einen unendlichen Ekel empfand. Wie hatte sie doch diesen Menschen lieben können!
    Der Diener des Sängers war durch den Lärm, welchen die beiden verursachten, aufgeweckt worden. Er kam heraus und begann mit ihnen zu verhandeln.
    Der Baron wollte nicht weiter, und Anton erklärte sich bereit, ihn bei sich zu behalten. Der Lakai schaffte beide hinein, und nun hörte Leni unter sich einen Skandal, ein Lachen, Stöhnen, Brüllen und Johlen, wie es nur von ganz gemeinen Menschen verursacht werden konnte.
    „Aus!“ seufzte sie. „Ja, es ist aus! Er war es nicht wert, daß die arme Sennerin ihn anblickte. Wie tut es mir doch so herzlich leid um seine armen, braven Eltern!“
    Sie legte sich zur Ruhe und hörte, noch bevor sie die noch nicht müden Augen schloß, daß der Lakai das Trottoir reinigte. Jetzt hätte sie den einstigen Geliebten nicht mehr nur mit der Hand berühren mögen. Sie war für ihn unwiederbringlich verloren. –
    Als am anderen Morgen der Diener leise die Schlafstubentür öffnete, lag sein Herr noch schlafend im Bett, der Baron auf dem Sofa. Beide waren angekleidet. Der Lakai hatte nicht einmal vermocht, sie ihrer Stiefel zu entledigen.
    Er zog sich wieder zurück und hörte erst später an einem Geräusch, daß die Herren erwacht seien. Dann ertönte die Klingel, und als er bei ihnen eintrat, blickten sie ihn mit hohlen Augen
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