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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
Autoren: Karl May
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Sepp.
    „Armer Teufel!“ lachte er. „Jetzt bist du Witwer. Die Hexe hat doch gelogen. Sie kam mit dir und gehört also zu dir. Den Eintritt hast du bezahlt; weiter wollte sie nichts. Nun läßt sie dich sitzen oder vielmehr stehen. Ist's nicht so?“
    „Donnerwetter, ja!“ antwortete der Sepp mit natürlicher Stimme, welche der Baron ja nicht kannte. „Bezahlt habe ich, und nun ist sie futsch. Der Teufel hole sie!“
    „Warum hast du sie so ruhig fortgelassen?“
    „Weil es andere gibt.“
    „Brav so! Auch ich will mir eine holen. Wollen wir miteinander suchen?“
    „Wenn du mir die Schönste läßt, ja.“
    „Sehr gern. Der Geschmack ist ja verschieden. Komm also mit und trink vorher eins mit mir!“
    Er zog ihn nach dem Büffet. Der alte Sepp hatte seinen Zweck leichter erreicht, als er erwarten konnte. Sie stachen eine Flasche Wein aus und trollten dann durch den Saal, in lustiger Weise mit jeder Maske anbindend.
    Da blieb der Baron vor einer stehen, einem Blumenmädchen, welche auch nur Halbmaske trug, so daß der untere Teil ihres Gesichts von der Nase an zu sehen war.
    Sie war üppig gebaut. Das kurze, rote Röckchen reichte ihr kaum zwei Zoll über das Knie, und das schwarzsamtene Mieder war auf das tiefste ausgeschnitten. Sie trug alle ihre Reize zur Schau, schien aber bisher keinerlei Vertraulichkeit geduldet zu haben.
    „Schöne Maske, ich kenne dich“, sagte er.
    „Häßlicher Kerl, du irrst dich“, antwortete sie.
    „Komm her und laß dich küssen; so wird mein Mund dir gleich bekannt vorkommen.“
    Er wollte sie umarmen und an sich ziehen; sie aber stieß ihn kräftig von sich und rief:
    „Zurück, Muselmann! Küß deine Haremsnegerin, aber mich nicht! Du riechst nach Moschus und Bosporus!“
    „Alle Teufel, bist du giftig! Du bist doch sonst nicht so gegen mich, schöne Ballettkönigin.“
    Sofort wurde sie freundlicher.
    „Du kennst mich wirklich?“
    „Natürlich! Wer dich einmal küßte, der kann deinen Mund nicht vergessen.“
    „Oho! Hättest du mich geküßt?“
    „Tausendmal!“
    „Beweise es!“
    „Ich brauche dir nur meinen Namen zu sagen – Egon.“
    „Ah – endlich seid ihr da. Ich hoffe doch, daß der – der andre auch mitgekommen ist.“
    „Natürlich! Wie hätte ich ohne ihn vor dir Gnade finden können“, lachte er.
    „Wo befindet er sich?“
    „An der Angel.“
    „Das sollte ihm übel bekommen!“
    „Sei gnädig mit ihm! Es ist nur ein kleines Intermezzo. Siehst du den Türken mit dem Domino drüben am zweiten Pfeiler?“
    „Ja. Ist er es?“
    „Es ist dein zukünftiger Herr und Gebieter. Sobald er dich erkennt, wird er den Domino zum Teufel jagen. Geh nur zu ihm!“
    „Noch nicht. Ich will erst beobachten, ob er dort vielleicht Feuer fängt. In diesem Fall würde ich dann löschen. Verrate mich ihm nicht!“
    Sie entfernte sich, um ihre Schritte langsam nach dem erwähnten Pfeiler zu lenken.
    Dort gab sich Anton alle Mühe, von Leni herauszubekommen, wer und was sie sei. Er wollte sich die bekannten Maskenfreiheiten erlauben; sie aber duldete nicht die geringste Vertraulichkeit.
    „Mädchen“, sagte er endlich unwillig, „du bist ja das reine Eis! Hast du denn gar kein Blut im Herzen?“
    „Nur für treue Liebe.“
    „Ich bin treu.“
    „Beweise es!“
    „Wie soll ich es beweisen?“
    „Indem du bei mir bleibst und mit keiner andern Maske sprichst.“
    „Alle Teufel! Du verlangst viel! Ja, du forderst das Unmögliche!“
    „So troll dich fort!“
    „So schnell nicht. Erst sollst du mit mir eine Flasche Sekt ausstechen! Willst du?“
    „Ja. Komm also ans Büffet.“
    „Danke! Dort trinkt man keinen Champagner mit einer schönen Maske. Dazu sind andere Orte da. Schau, die Logen da oben! Für lumpige zwei Gulden bekommt man eine. Man schließt sich ein und ist ungestört. Dort werden wir uns demaskieren und können trinken und küssen, so viel uns beliebt. Komm!“
    „Danke für die Loge! Ich stimme weder für das Küssen, noch für die Demaskierung.“
    „Auch später nicht?“
    „Nein.“
    „So bist du eine Nonne!“
    „Und du ein Faun. Wir passen nicht zusammen. Lauf fort, so weit es dir beliebt!“
    Aber er ging nicht. Gerade ihr Widerstand reizte ihn. Er legte den Arm um sie, wurde aber von ihr zurückgestoßen. Das sah das Blumenmädchen, welches indessen herangekommen war.
    „Ist sie spröde, schöner Türke?“ höhnte sie.
    Er betrachtete sie scharf und antwortete dann:
    „Mag sie spröde sein und zum Teufel gehen. Ich
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