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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
Autoren: Karl May
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meinen Vorschlag angenommen hat! Eigentlich hätte ich ihm heut in der Nacht die Kasse ausräumen können; aber mein Rausch war zu groß, und ich hätte sofort fliehen müssen, da der Verdacht natürlich auf mich gefallen wäre. Die Herren von der Polizei scheinen mich bereits im Auge zu haben. Aber ich kann noch nicht fort. Erst muß ich die Ankunft dieses sogenannten Fex erwarten, der sich jetzt Baron Curty von Gulijan nennt. Wenn ich seine Papiere erwischen kann, muß er den Prozeß verlieren und bleibt der Fex, der er gewesen ist. Und diese Sängerin besitzt solche Brillanten! Jedenfalls hat sie auch eine Masse Geld bei sich, da der dumme Marchese sie zur Erbin eingesetzt hat. Wenn ich das Glück habe, jetzt eine Wohnung zu finden, aus deren Hof ich heimlich in den Hof dieser Frau Salzmann gelangen kann, so ist es ja leicht, der Ubertinka einen nächtlichen Besuch abzustatten und sie um Geld und Diamanten zu erleichtern. Ah!“
    Er blieb freudig überrascht stehen, denn er erblickte den alten Hauptmann, welcher soeben um die Ecke der Ferdinandstraße gebogen kam.
    „Sie, Baron!“ rief Sepp. „Gehen Sie auch bereits spazieren?“
    „Geschäftsgang. Ist mir außerordentlich lieb, Sie zu treffen. Der Champagner war nicht echt und hat mein Gedächtnis angegriffen. Ich habe ganz vergessen, in welchem Hotel Sie wohnen.“
    „Kronprinz von Österreich, Asperngasse Nummer vier.“
    „Danke! Werde Sie dort umstürzen, erwarte aber, daß Sie vorher mich besuchen. Meine Adresse haben Sie doch?“
    „Gewiß. Sie gaben mir ja Ihre Karte.“
    „Schön! Wo waren Sie denn so plötzlich hin?“
    Sepp machte ein pfiffiges Gesicht.
    „Sie dürfen mir mein Verschwinden nicht übelnehmen. Ich wurde fortgelockt. Sie wissen ja: halb zog sie ihn, halb sank er hin –“
    „Da war's um ihn geschehen! Verstehe! Na, alter Freund, Diskretion! War mir übrigens gar nicht lieb. Ich hatte meinem Freunde Criquolini versprochen, Sie miteinander bekannt zu machen. Heut hab ich bei ihm geschlafen, denn die Beine waren mir wirklich wie Blei. Ich habe ihn getröstet, daß ich ihn Ihnen schon noch zuführen werde. Sie erlauben es doch?“
    „Natürlich! Es würde mich freuen, ihn näher kennenzulernen.“
    „Dazu wäre gleich jetzt die beste Gelegenheit. Ich suche, da er seine Wohnung plötzlich zu verlassen gedenkt, hier in der Zirkusgasse eine andere für ihn. Wenn Sie sich den Spaß machen wollten, sich mir auf dieser interessanten Jagd, welche wohl nicht lange dauern wird, anzuschließen, so könnten Sie dann gleich mit zu ihm kommen. Dann frühstücken wir miteinander und – machen ein kleines Spielchen.“
    Er sagte das letztere mit einem feinen, pfiffigen Lächeln. Der Alte antwortete aber:
    „Wollen Sie mir so großen Appetit machen? Tut mir leid, da ich für jetzt versprochen bin, stehe Ihnen aber sonst stets zur Verfügung!“
    Sie trennten sich. Der Sepp schritt langsam weiter und beobachtete, daß der Baron wirklich in die Zirkusgasse einbog.
    „Fehlte noch, den Criquolini kennenzulernen“, brummte er. „Kenne ihn bereits genug. Dieser Krickel-Anton darf mich hier ja gar nicht sehen. Er würde mich sofort erkennen und mir die ganze Geschichte verderben.“
    Er wandte sich der Asperngasse zu. Da fuhr die Pferdebahn grad an ihm vorüber.
    „Sepp, Sepp!“ hörte er sich vom Wagen herab anrufen.
    Er blickte verwundert auf. Wer konnte ihn hier bei diesem Namen erkennen? Ein junger, sehr elegant gekleideter Herr sprang im Fahren ab und kam auf ihn zugeeilt, ihm beide Hände zum Gruß entgegenstreckend.
    „Ist's möglich, du hier, alter Sepp! Und in so vornehmer Toilette! Was hast du hier zu tun? Gewiß Heimlichkeiten, weil du inkognito gehst.“
    „Himmelsappermenten, der Fex, der richtige und wirkliche Fex!“ antwortete Sepp. „Bursch, in Wien bist auch? Das ist ja eine Freud und Überraschung, die ich gar nicht derwartet hab!“
    „Mir geht es ebenso. Wie konnte ich ahnen, daß du dich hier befindest! Ich bin ganz perplex vor Entzücken.“
    „Na, mit dem Entzücken wirst du –“
    Er unterbrach sich, kratzte sich hinter dem Ohr und fuhr dann fort:
    „Sappermenten, was mach ich da für eine Dummheiten! So was ist doch nun verboten!“
    „Was denn?“
    „Der Herr sind ja ein Baronen worden, und ich sag immer noch du zu ihm!“
    „Das will ich mir auch ausgebeten haben! Für dich bin ich der Fex, und es bleibt bei dem du. Verstanden? Übrigens ist es mit dem Baron noch nicht ganz sicher. Die Erben meiner Eltern
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