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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
Autoren: Karl May
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und dann ist der Prozeß freilich verloren.“
    „Weißt du nicht, ob der Baron mich kennt?“
    „Gesehen hat er dich noch nicht.“
    „So werde ich ihn mir einmal betrachten, ohne daß er es weiß, wer ich bin.“
    „Ja, der hat Vertrauen zu mir gefaßt, und ich denk, daß es mir gelingen wird, aus ihm herauszubekommen, was er eigentlich gegen dich im Schilde führt. Da kommt das Frühstück. Laß uns zugreifen!“
    Als der servierende Kellner sich wieder entfernt hatte, setzten sie ihre Unterredung fort. Sie erzählten sich, was sie seit ihrer Trennung erlebt hatten.
    Sepp hatte nicht viel zu berichten, der Fex auch nicht mehr. Er hatte fleißig Musik studiert, praktisch und theoretisch, und dabei die nötigen, amtlichen Schritte getan, als der Sohn des toten Barons von Gulijan anerkannt zu werden. Da er als Knabe verschwunden war und längst für tot galt, hatten entfernte Verwandte das reiche Erbe angetreten. Diese bestritten seine Identität, und so wurde ein Prozeß anhängig gemacht, welcher nach und nach alle Instanzen durchlief und nur durch das unmittelbare Eingreifen des Königs eine Beschleunigung erhielt. Der Fex hatte bisher gesiegt und war überzeugt, auch in letzter Instanz den Prozeß zu gewinnen. Die Entscheidung sollte bereits in kurzer Zeit gefällt werden.
    Nach dem, was der Sepp jetzt erzählte, konnte man leicht auf eine heimliche Agitation schließen, und darum beschloß der Fex, sich noch heut zu seinem Wiener Advokaten zu begeben.
    „Und eine Opern hast also macht?“ fragte der Sepp endlich. „Was hast ihr denn für einen Titel geben?“
    „Götterliebe.“
    „Das klingt recht vornehm. Weißt denn auch, wie die Göttern einander liebhaben?“
    „Gradso wie die Menschen.“
    „Dann hätten sie ja gar nix vor uns voraus!“
    „Du darfst nicht vergessen, daß die Götter der Griechen und Römer nichts waren, als die Personifikation der menschlichen Verhältnisse und Gefühle. Sie hatten Leidenschaften und Fehler gradso wie die Menschen. Weißt du, wer den Text gedichtet hat?“
    „Nix weiß ich.“
    „Max Walther, der einstige Lehrer von Hohenwald. Und der früher so kranke und elende Elefanten-Hans hat die Dekorationen gemacht.“
    „Wie kommst zu ihnen? Die waren doch vorher in Ägypten, damit der Hans gesund werden soll, und hernach sind's bis jetzt und heut in Italien.“
    „Wir haben uns stets geschrieben.“
    „Aber so eine Dekoration kostet doch ein großes Geld!“
    „Der Hans hat's umsonst gemacht. Übrigens bin ich jetzt sehr gut bei Geld. Ich habe einen Bankier, der mir seine Kasse zur Verfügung gestellt hat, da er überzeugt ist, daß ich meinen Prozeß gewinnen werde. Die Oper soll baldigst in Herrenchiemsee aufgeführt werden.“
    „Will's der König? Davon hab ich doch gar nix derfahren!“
    „Er weiß selbst noch gar nichts davon. Es soll eine Überraschung für ihn werden. Er soll dabei alle unsere Bekannten sehen, welche er glücklich gemacht hat. Rudolf von Sandau, dem er den Preis für den Kirchenbau von Eichenfeld zugesprochen hat, soll das Theater bauen.“
    „Alle Teufel! Ein extra Theater soll baut werden! Da unternimmst zuviel.“
    „Nein. Es wird ein Bretterbau, zu nur einer einzigen Vorstellung berechnet. Die Leni soll die Venus singen und der Krickel-Anton den Mars. Das ist das Liebespaar.“
    „Du, das laß sein. Die Leni mag von dem Anton nix mehr wissen.“
    „Werden sehen. Es ist jetzt alles nur im Entwurf. Es ist ein Plan, der noch gar mancherlei Änderungen erfahren kann. Ich werde vor allem mit der Leni reden. Meinst du, daß sie jetzt zu sprechen ist?“
    „Wahrscheinlich. Aber nimm dich in acht, daß der Anton dich nicht derblickt!“
    „Ich werde aus derjenigen Straßenrichtung kommen, nach welcher die Wohnung Antons nicht liegt. Welche ist das?“
    „Von rechts.“
    „Gut. Du gehst nicht mit?“
    „Nein. Kommst nachher wieder her. Gehst von hier aus die Ferdinandstraße hinab; dann kommst gleich in die Mohrengassen.“
    Nachdem der Fex sich noch nach der Hausnummer erkundigt hatte, brach er auf. Leider aber hatte er den Alten nicht richtig verstanden. Er ging ganz im Gegenteil so, daß er von Antons Fenster aus gesehen werden konnte.
    Bei diesem letzteren war indessen der Baron wieder eingetroffen und hatte ihm mitgeteilt, daß er eine sehr passende Wohnung gefunden und auch sogleich gemietet habe. Diese Wohnung lag mit ihrer hinteren Front der hinteren Front des Salzmannschen Hauses so grad gegenüber, daß es leicht war, mit
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