Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Kery-Bauer schaden konnte. Er erzählte überhaupt nur, daß er gestern an der Ziegelhütte vorübergegangen sei und da bemerkt habe, daß sich jemand darinnen befinde. Er habe sich näher geschlichen und durch die Ladenöffnung alles mit angehört. Er verschwieg, daß er die beiden Slowaken auch dann am Abend noch einmal beschlichen habe. Der Kery-Bauer und die ganze Schmuggelei mußte aus dem Spiel bleiben.
    Als er geendet hatte, meinte der Sepp:
    „Das hat halt dera liebe Herrgott schickt, daßt an dera Ziegeleien vorüber bist. Wann das nicht wär, so wär morgen in dera Früh das Bayern ein Waisenkind. Ich darf gar nicht daran denken, so steigen mir sogleich alle Haaren zu Berge.“
    Nun schwieg die Unterhaltung, der Wald, durch welchem der Weg führte, senkte sich tiefer und tiefer, bis der Pfad in die bekannte, von Steinegg führende Straße mündete. Da lenkten sie links ein und sahen bald Hohenwald vor sich liegen.
    Sie hatten die bereits vielfach erwähnte Brücke zu überschreiten und bogen dann wieder rechts, um nach der Mühle zu gelangen. Sepp deutete nach einer Stelle des Waldes rechter Hand, wo die Wipfel einiger sehr hoher Kiefern über die andern Bäume emporragten.
    „Schau“, sagte er, „dort ist dera Föhrenbusch, von welchem die Red' gewesen ist. Dort sind jetzunder die Bäumen niederschlagen und das Holz steht zum Verkauf in Klaftern; daher also werden die Kerlen kommen!“
    Jetzt kamen sie an dem Wehr vorüber und sahen die Mühle vor sich liegen.
    „Siehst das Fenstern hier am Giebel“, meinte der Sepp. „Das ist dasjenige, durch welches sie einisteigen wollen.“
    „Da drinnen wohnt der König?“
    „Ja.“
    „Ein König und eine solche Wohnung!“
    „Ja, weißt, du glaubst gar nicht, was für ein eigener und lieber Herr unser guter König ist. Wer ihn nicht kennt, der denkt, er sei ein recht Kalter und Stolzer. Aber er ist grad das Gegenteil. Das wirst nun auch derfahren. Komm!“
    Sie schritten nach dem Eingang zu. Als jetzt der Augenblick da war, vor seinem König zu erscheinen, fühlte Ludwig doch etwas, was er bisher selbst in der Schlacht nicht empfunden hatte. Er kämpfte es aber tapfer nieder.
    Eben kam die alte Haushälterin aus der Tür.
    „Dera Sepp!“ sagte sie scherzend. „Bist schon wieder da, du Wegebreit und Unkraut! Wann man mal froh ist und denkt, daßt endlich fort bist, so bist erst recht wiederum daheim!“
    „Daran ist nur die schöne Barbara schuld!“ antwortete er.
    „Ich? Geh und laß mich aus!“
    „Nein, ich kann dich nicht auslassen. Ich hab dich einmal tief im Herzen drin. Du bist die schöne und liebreizende Schweinefinne, welche mir im Fleisch sitzt. Darum komm ich immer wiederum zu dir herbei!“
    „Wannst so weiter redest, werd ich den Takt dazu schlagen“, drohte sie, nach einer Schaufel greifend, welche zufälligerweise neben der Tür lehnte.
    „Das kannst bleiben lassen! Ich bin schon fertig und hab weiter keine Zeit. Ist dera Herr Ludwigen daheim?“
    „Ja, er sitzt eben in seiner Stuben und hat die Zeitung in dera Hand.“
    „Schön! Komm, Ludwig!“
    Er wollte hinauf. Da aber stellte Barbara sich ihm in den Weg und sagte:
    „Oho! So rasch geht das nicht! Meinst, ich hab hier gar nix mehr zu gebieten und zu bedeuten! Hier ist kein Ort, wo jeder fremde Vogel ein- und ausfliegen kann, ganz so, wie es dir beliebt.“
    „Hast recht! Das hätt ich gar beinahe vergessen. Du mußt doch wissen, wer mein junger Freund ist!“
    „Auch ein Freund! Wie viele Freunde hast denn eigentlich?“
    „Zehntausend und noch einige mehr. Also dieser junge Herr, der ist ein berühmter Professor der Astronomie aus Wien, der vor einigen Tagen den Vollmond entdeckt hat. Und diese hier“ – fuhr er fort, auf Barbara deutend – „ist die Fürstin Pompadur, die vor sechshundert Jahren die Krinolin derfunden hat. So, nun kennt ihr euch, und wir dürfen eini!“
    Die Barbara wollte anfangs zürnen, brach aber doch in lautes Lachen aus, gab den Eingang frei und sagte:
    „Dich kennt man schon, alter Lügenpatron! Hast nix als bunte Raupen und Würmern im Kopf. Niemals soll ich wissen, wer die Leuteln sind, die er mitbringen tut! Aber ich werd's schon noch derfahren, wer dieser Vollmondastronomen eigentlich ist. Er ist weit laufen, das sehe ich schon. Er wird einen Hungern und einen Dursten haben. Darum werd ich gleich einen Schmarren backen, den kann er essen, wann er vom Herrn Ludwigen wieder abikommt. Und nachher wird er mir sagen, wer er ist.“
    Halb
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher