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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament
Autoren: Karl May
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Wohlwollen des Königs in noch höherem Maß ein. Der letztere streckte ihm jetzt sogar die Rechte entgegen und sagte:
    „Held, du bist wirklich das, als was der Sepp dich mir bezeichnete, ein guter, braver Bayer. Ich freue mich, dich kennengelernt zu haben, und hoffe, daß auch du diesen Tag nicht vergessen wirst. Hier, nimm meine Hand. Es passiert nur Wenigen, dieser Auszeichnung sich rühmen zu dürfen. Der Händedruck deines Königs mag dir in Erinnerung bleiben für dein ganzes Leben; er sei dir die beste Belohnung für deine Tapferkeit und Treue, ebenso für das, was ich dir heute wieder zu danken habe, und der Gedanke an den gegenwärtigen Augenblick schwebe immer vor dir wie ein Engel, welcher dich vor dem Bösen warnt und vor jedem Fehltritt behütet!“
    Das war ernst aber freundlich gesprochen. Der König hielt die Hand des armen Knechtes während der ganzen Rede fest umschlossen. Ludwig schluchzte. Es war ihm so selig, so fromm zumute, wie noch nie in seinem ganzen Leben. Er bückte sich nieder, drückte seine Lippen auf die königliche Hand und konnte es nicht verhindern, daß dabei einige Tränentropfen auf dieselbe fielen.
    „Mein König und mein Herr“, schluchzte er, „ich möchte vor Wonne und vor Leid gleich sterben. Es ist mir, als ob meine Seele ausnanderspringen möcht vor Freud und vor Glück, und doch ist's mir auch ganz so, als ob ich ein ganzes Meer von Wehmut in mir hätt, vor Wehmut darüber, daß ein solcher Herr sich herabläßt, in dieser Güt und Freundlichkeiten mit mir zu reden. Verlangen 'S mein Leben und ich geb's her, gleich auf dera Stell und mit tausend Freuden.“
    „Nein“, lächelte der König gerührt, „ein solches Opfer verlange ich nicht von dir. Du sollst leben, dir und mir zur Freude. Du hast mir das Leben erhalten und dafür soll es fortan mein Bestreben sein, daß das deinige sich glücklich gestaltet. Mein Dank wird nicht auf sich warten lassen.“
    „Oh nein, Dank sind 'S mir gar nicht schuldig. Wann einer von uns dem andern danken muß, so bin halt nur ich derjenige. Ich hab nur meine Schuldigkeiten tan, und dabei ist doch gar nix, denn es war alles so gar leicht und ich hab nix dabei zu wagen habt. Aber die Hauptsach ist, daß Sie wirklich meinen, mir einen Dank schuldig zu sein. So glauben 'S nun also, daß ich die Wahrheiten sagt hab?“
    „Ja. Nachdem ich dich gehört habe, bin ich vollständig überzeugt, daß ich morgen nicht mehr leben würde, wenn du nicht gekommen wärst, mich zu warnen.“
    „Gott sei Dank! Darauf, daß Sie das glauben, kommt ja alles an. Da werden 'S nun also auch die Vorbereitungen treffen, daß der Anschlag nicht gelingen kann.“
    „Ja, das werde ich ganz gewiß, und da wirst du auch erkennen, daß deine Warnung für dich nicht ganz so gefahrlos ist, wie du vorhin meintest.“
    „Ich hab doch wirklich keine Gefahr gehabt.“
    „Bis jetzt noch nicht. Sie wird aber ganz gewiß noch kommen. Es fällt mir natürlich gar nicht ein, dem Mordanschlag nur aus dem Weg zu gehen, sondern die Hauptsache ist, die Mörder für alle Zukunft unschädlich zu machen.“
    „Freilich, freilich! Das denk ich auch. Wir müssen sie ergreifen.“
    „Wir, sagst du?“
    „Ja, natürlich!“
    „So willst du also auch mit dabei sein?“
    „Ich hab mir das als eine ganz besondere Gunst und Gnad erbitten wollt.“
    „Nun siehst du, das ist es ja grad, was ich meine. Die Festnahme solcher Leute ist doch nicht ungefährlich, und wenn du dich dabei beteiligen willst, so begibst du dich in Gefahr.“
    „Sappermenten!“ meinte Ludwig stolz. „Ich bin doch nicht etwa dera Kerlen, der sich vor denen beiden fürchten tut!“
    Er hatte sich bei diesen Worten stramm emporgerichtet, und blickte den König so herausfordernd ins Gesicht. Dieser lächelte fröhlich und meinte:
    „Ja, wie du so dastehst, so machst du wohl den Eindruck, daß du kein Hase bist.“
    „Na, ein Has, wann ich der wär, so tät ich mich gleich vor mir selber schämen. Nein, nein. Wissen 'S, Majestät, wann 'S die Kerlen dergreifen wollen, so brauchen 'S dazu keinen andern, als halt nur mich allein. Ich nehm sie beid beim Wipfel, daß es ein Vergnügen sein soll.“
    „Ich traue es dir zu; aber Vorsicht ist auch hier notwendig. Du wirst mir schon erlauben müssen, noch einige andere daran zu beteiligen.“
    „Das versteht sich ganz von selbst“, fiel da der alte Wurzelsepp ein. „Ich bin nicht derjenige, der in der Ferne stehen möcht, wann's einen solchen Fang
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