Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ein Nachtlichten brennen tut. Dasselbige müssen wir so klein machen, daß es nur einen geringen Schein abgibt. Nachher brauchen wir gar keine ganze Figuren in Menschengröße, sondern nur einen Kopf, den wir aufs Kissen legen. Und das Deckbett ziehen und legen wir so, daß es den Anschein hat, als ob der Leib unter demselbigen läg.“
    „Ich stimme vollständig bei! Nachher können's einisteigen und – Himmelsakra, den Kopf hab ich schon!“
    „Den deinigen etwa?“
    „Nein, den geb ich nicht dazu her. Drunten im Gewölb hat dera Müllern einige Kürbissen liegen. Aus denen schneiden wir den Kopf. Die Schale ist dunkel, die gibt das Haar. Auf dera anderen Seiten schneiden wir sie weg und schnitzen ein Gesicht mit Mund und Nas und Stirn und Augen. Das soll ein Prachtkopf werden. Meinst nicht auch, Ludwig?“
    „Ja, das ist das best, was wir tun können, wann nämlich unser Herr damit einverstanden sein will.“
    Der König hatte die beiden nicht unterbrochen. Jetzt, als Ludwig die letzten Worte direkt an ihn richtete, antwortete er ihm:
    „Es ist wirklich eigentümlich, daß du ganz denselben Plan entwickelst, welcher auch mir vorschwebte. Ich hatte gleich den Gedanken, mich einer Puppe zu bedienen. Und der Kürbis ist geeigneter als jedes andere dazu. Nur darf der Müller einstweilen noch nichts davon merken, daß ihm ein solcher fehlt.“
    „Er soll nix wissen“, antwortete der Sepp. „Ich bin ein ehrlicher Kerlen, aber bei so einer Gelegenheiten kann ich mausen wie ein Rab oder eine Elster.“
    „Gut! Aber wer schneidet das Gesicht?“
    „Ich“, antwortete der Alte.
    „Wirst du es bringen?“
    „So gut und noch bessern als jeder andere. Wann ich zuweilen ins Oberammergau kommen tu, so hab ich gute Bekannte unter denen dortigen Holzschnitzern und da sitz ich allemalen tagelang bei ihnen und schneid irgend eine Figuren zurecht.“
    „Aber wie!“ lachte der König.
    „Oho! Da gibts halt gar nix zu lachen! Ja, erst, da wollt's nicht recht gelingen. Wann ich einen Frauenkopf schneiden wollt, so war es ein Elefantengesicht und wann ich ein Pferd schnitzen wollt, so war's nachher ein Papageien. Sodann aber ging's immer besser und besser und jetzt bring ich ganz genau das, was ich bringen wollt. Also dera Kürbiskopf wird ganz gut werden, und wann ich mir ein wengerl Mühen geb, so glaub ich sogar, daß er einige Ähnlichkeiten haben soll.“
    „Das möchte ich mir eigentlich verbitten“, scherzte der König.
    „Werden 'S sich aber diesmalen doch gefallen lassen müssen! Je ähnlicher die Visagen wird, desto eher lassen die Slowaken sich täuschen. Nun möcht ich auch wissen, wer die anderen sind, die mithelfen sollen.“
    „Zwei gute Bekannte von dir. Der Lehrer und der Fex.“
    „Ah, diese beiden! Das laß ich mir schon gern gefallen. Wann die mit dabei sind, da muß die Sach gelingen. Wie aber soll es anfangen werden?“
    „Sehr einfach. Nachdem wir den Kopf in das Bett gelegt und die Decke so drapiert haben, daß es den Anschein hat, als ob ein Mensch unter derselben liege, verstecken sich zwei von euch hier im Zimmer. Die zwei andern aber verbergen sich draußen vor dem Fenster so, daß sie den Mördern nahe sind, ohne von ihnen bemerkt zu werden.“
    „Das ist leicht. Es steht ja Holunder längs dera Mauer hin. Das gibt ein gutes Versteck. Aber ich mein, daß es besser sei, wann sich alle hier in dera Stub verstecken. Nachher kommen die Mörder einistiegen und werden sogleich dergriffen.“
    „Nein, dazu rate ich nicht und ich habe meine guten Gründe. Ich muß euch so viel wie möglich schonen.“
    „Uns? Wer soll uns etwas tun? Wir sind doch vier Personen gegen zwei.“
    „Das ist richtig. Ich bin überzeugt, daß ihr die beiden überwältigen werdet; aber es ist doch leicht möglich, daß es trotz eurer Übermacht zum Kampf kommen kann.“
    „Wehren werden sich die Halunken freilich, aber es soll ihnen nix nützen. Wir nehmen sie halt gleich so fest, daß sie sich gar nicht rühren können.“
    „Es fragt sich, ob euch das gelingt. Und ich glaube, die Slowaken haben gefährliche Waffen bei sich. Wie leicht könnte da einer von euch verwundet werden!“
    „Was schadet das? Gar nix!“
    „Aber es kann und muß verhütet werden. Übrigens dürft ihr nicht denken, daß alles so glatt gehen wird, wie ihr es euch denkt. Die beiden können nicht zugleich einsteigen. Der eine kommt hinter dem andern. Wenn nun derjenige von ihnen, welcher voransteigt, bemerkt, daß der Kopf ein fingierter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher