Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Kery wird dir wohl nix sagt haben.“
    „Der wäre der Richtige! Den kann ich so gut leiden wie den Leichdornen am Fuß. Nein, der sagt mir nix. Dennoch hab ich wußt, daß der Osec sein Schwiegersohnen werden soll. Daß dies der Gisela nicht passen tut, das konnt ich mir denken, aber daß es ihr grad um deinetwillen nicht passen will, das ist mir unbekannt gewest.“
    „Ich hab's auch nicht wußt“, lachte Ludwig.
    „So! Das soll ich glauben?“
    „Ja. Ich hab es erst am gestrigen Abend derfahren, und da kam auch sogleich der Bauern dazu und hat einen Spektakeln macht, daß ich ihm gleich sagte, daß ich heut früh vom Hof fortgehe.“
    „Ist's so! Also fortjagen hast dich nicht lassen, sondern selbst bist gangen. Das kann ich mir denken, denn so einer wie du, der sieht sich wohl vor, daß er nicht einen Schandfleck in das Dienstzeugnis bekommt. Also mit der Gisela bist einig?“
    „Ja.“
    „Und was sagt ihre Muttern dazu?“
    „Oh, die ist nicht dagegen.“
    „Das ist gut. Da werdet ihr euch auch bekommen, und wann der Kery sich noch so sehr dagegen sträubt. Ich bin seit einiger Zeit nicht hinunterkommen nach Slowitz. Aber ich werd in den nächsten Tagen mal hinab und da will ich dem Kery eine Bußpredigten halten, daß ihm die Augen übergehen.“
    „Das kann ihm nix schaden. Aber wo ist denn der Wirt! Sieht uns denn niemand sitzen?“
    „Laß nur! Es ist kein Mensch daheim, als nur die alte Großmuttern! Bei dieser geht es langsam. Ich hab mir ein Käs und Brot bestellt. Ehe die das fertig bringt, kann eine Woch vergehen.“
    „So lang kann ich mich nicht hersetzen; ich hab keine Zeit dazu. Geh du doch mal hinein zu ihr, Muttern, und hilf ihr dabei. Das wird ihr willkommen sein. Hol ein Bier heraus und ein Essen dazu.“
    Seine Mutter folgte dieser Aufforderung.
    „Hast's doch recht eilig!“ meinte der Sepp.
    „Ja, ich hab heut noch gar viel vor.“
    „Was denn? Willst dir einen neuen Dienst suchen?“
    „Nein. Ich hab andere Sachen zu versorgen.“
    „Und damit hast's gar so schnell?“
    „Es erleidet keinen Aufschub. Vielleichten sehen wir uns bereits heut wieder. Ich muß nach Hohenwald.“
    „So kannst doch gleich jetzt mit mir.“
    „Ich komme nach. Ich möcht doch erst zur Schwestern gehen, um sie zu begrüßen.“
    „Nun, wannst dazu Zeit hast, so ist die Sach doch nicht so eilig, als wie ich dachte.“
    „Es hat Zeit bis am Nachmittag. Also deine Stationen hast jetzund in Hohenwald? So kennst wohl auch die Leutln dort?“
    „Die kenn ich so gut wie mich selbst, bereits seit langer, alter Zeit, auch ohne daß ich meine Station dort aufschlagen tu.“
    „So kannst mir am End eine Auskunften geben?“
    „Ja, gern. Was willst wissen?“
    „Sind jetzunder fremde Leutln dort im Dorf?“
    „Ja. Warum fragst nach ihnen?“
    „Ich möcht einen aufsuchen.“
    „Wen?“
    „Er soll ein Hexenmeistern sein, ein Tausendkünstlern.“
    „Da kenn ich keinen in Hohenwald. Die Bauern, die da wohnen, sind keine Tausend –“
    „Er soll im Gasthofen wohnen“, fiel ihm Ludwig in die Rede.
    „Ah, im Gasthofen! Sappermenten, das kann schon sein. Jetzunder weiß ich, wenst meinst. Heißt er nicht Signor Bandolini?“
    „Ja. Aber eigentlich nennt er sich anders.“
    „So kennst also seinen wirklichen Namen?“
    „Ja.“
    Das Interesse des alten Sepp begann sich zu verdoppeln. Er zog seine alte Tabakspfeife hervor und begann, den in dem Kopf enthaltenen Tabaksrest in Brand zu setzen. Es war zu erwarten, daß er etwas Neues, Wichtiges erfahren werde, und dabei mußte die Pfeife brennen. Das erhöhte den Genuß. Er tat einige tüchtige Züge und fragte sodann:
    „Und wie nennt er sich dann?“
    „Jeschko.“
    „Das stimmt.“
    „Er ist ein Zigeunern?“
    „Auch das stimmt.“
    „So kennst ihn also?“
    „Ganz gut.“
    „Mit dem muß ich reden!“
    „Das kannst sehr leicht. Er ist immer anzutreffen. Doch, darf ich nicht vielleicht wissen, wast von ihm willst?“
    „Ich möcht nicht davon sprechen.“
    „Ach so! Es ist ein Geheimnissen?“
    „Ja.“
    „So behalt's für dich, wannst kein Vertrauen hast zum Wurzelsepp!“
    Er stand von der Bank auf und entfernte sich. Er ging in das Innere der Schenke, entweder um die beiden Frauen zur Eile anzutreiben oder weil er sich ärgerte, daß Ludwig nicht mitteilsamer mit ihm war.
    Bald brachte er dessen Mutter getrieben. Auch die alte Großmutter kam herbeigehinkt, um das verlangte Essen und Trinken zu bringen. Sie war fast ganz taub,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher