Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
den er derettet hat, und dabei wird er sich wohler und besser befinden, als wannst ihn mit nach Haus nimmst, in Watten und Seidenpapieren einiwickelst und dann ins Glasschränkerl stellst, damit ihm ja kein Lüfterl an die Nasen weht und er den Schnupfen bekommt. So, jetzt hast genug! Merk dir's, und behalt den alten Wurzelseppen lieb. Wannst wieder mal jung wirst, kannst seine Frau werden. Behüt Gott!“
    Er schritt von dannen. Ludwig verabschiedete sich von seiner Mutter, sagte ihr einige beruhigende Worte und folgte dann dem Sepp.
    Dieser brummte, während sie rüstig weiterschritten:
    „So sind die Weibern. Sie heulen und klagen, wann's an eine Gefahr denken. Aber sodann, wann die Gefahr wirklich hereinbrochen ist, nachher können's auch die richtigen Helden sein. Dann besitzt oft so ein schwaches Weib mehr Mut und Ausdauer als dera stärkste Mann.“
    „Hast sie freilich tüchtig ausscholten!“
    „Das muß man. Wann ich es ihr nicht gar so derb sagt hätt, so hätt sie anfangen zu wimmern wie eine Ziehharmonika, in welche die Katz ein Paar Löchern einifressen hat. Das kann ich nicht ausstehen. Freilich, wann's wissen tät, wer der ist, denst rettet hast, so würd sie ein gar anderes Gesichterl machen, ein Gesichterl wie Schneeglöckchen und Selleriesalaten.“
    „Warum hast's ihr nicht sagt?“
    „Weil das Weibsvolken nicht alles zu wissen braucht. Verstanden?“
    „Aber ich darf's wohl derfahren?“
    „Eigentlich nicht, denn es ist ein Geheimnissen. Ich denk aber, daßt ihn kennen wirst.“
    „So ist er wohl ein Bekannter von mir?“
    „Ein sehr guter sogar, aber nicht etwa so einer, mit demst schon Sechsundsechzig spielt hast oder einen Skaten oder Schafkopfen. Sehen hast ihn oft, aber nicht mit ihm redet. Wannst ihn derblickst, so wirst ihn gleich kennen. Darum denk ich, es ist bessern, daß ich dir schon jetzt sag, wer er ist.“
    „Nun, wer?“
    „Eigentlich bist ein gewaltiger Dummerjan, daßt das nicht schon weißt.“
    „Woher sollte ich es wissen?“
    „Aus allem, was sprochen worden ist. Er ist reich; er hat Millionen. Verstanden! Und Ludwigen heißt er auch! Nun denk doch mal nach, wo es in Bayern einen Ludwigen gibt, der so reich ist an Millionen!“
    Da hielt der einstige Unteroffizier den Schritt an, legte dem Alten fast erschrocken die Hand auf die Schulter und sagte:
    „Sepp, sollt meine Ahnung die richtige sein?“
    „Nun, was ahnst denn?“
    „Dein Herr Ludwig ist ein Mann von sehr großer, starker Figur?“
    „Ja, ein Großer ist er.“
    „Und eine hohe Stellung hat er? Wohl eine sehr hohe?“
    „Eine gar sehr hohe, ja.“
    „Um Gottes willen! Sage mir einmal, ist der König jetzunder in München?“
    „Nein.“
    „Wo denn?“
    „Er ist auf eine Sommerfrischen gangen.“
    „Wohin, wohin?“
    „Na, nach Hohenwald.“
    „Herrgott! Also doch, also doch!“
    „Was jammerst denn?“
    „Ich jammere ja nicht. Aber nachträglich möcht ich erschrecken über die Gefahr, in welcher er geschwebt hat. Also er ist's, der König, unser lieber, guter König?“
    „Ja, der ist es.“
    Ludwig holte tief, tief Atem. Er wollte etwas sagen, aber es kam ihm ein anderer Gedanke. Er wendete sich schnell der Richtung des Weges zu, eilte fort und rief:
    „Komm, Sepp, komm schnell! Wir müssen zu ihm, zu ihm!“
    Er schritt so aus, daß ihm der Alte gar nicht zu folgen vermochte.
    „Kreuzmillionenschockhaselnüssen!“ schimpfte er. „Willst gleich anschleifen! Legst sofort den Hemmschuh an! Wer soll denn da mit dir laufen!“
    „Komm nur, komm!“
    „Ich komm ja schon! Aber mach ein wenig langsamer, sonst bringst mich um! Auf zehn Minuten kann es nun auch nicht ankommen.“
    „Auf eine einzige kann es ankommen!“
    „Die Tat soll doch erst in dera Nacht geschehen. Und wannst so fortläufst, so läufst gleich über Hohenwald hinaufi und bist um drei Uhr in Hamburgen und um vier drüben in Amerika. Was soll aus meiner Lung werden und aus den meinigen Beinen. Ich setz mich hier nieder und geh gar nicht von dera Stell. Nachher kannst dir den Herrn Ludwigen selberst suchen!“ Er tat wirklich so, als ob er sich niedersetzen wollte, und das half.
    „Na komm“, meinte Ludwig. „Du hast recht. Wir haben ja noch genug Zeit.“
    Nun schritten sie nebeneinander hin, möglichst rasch zwar, aber doch nur so schnell, als der Alte auszuhalten vermochte. Dabei mußte Ludwig nun ausführlicher erzählen, was er erlauscht hatte.
    Er hütete sich, etwas zum Vorschein zu bringen, was dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher