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67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

Titel: 67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
Autoren: Karl May
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Nixnutz, du oberster. Lauter Dummheiten hast im Kopf und Schalksnarreteien. Es ist doch jammernschad, daßt nicht heiratet hast!“
    „Etwa dich?“
    „Ja, grad mich!“
    „Au wai!“
    „Ich wär diejenige gewest, die dir den Kopf zurechtgerückt hätt! Alle Tage hätt's Wassersuppen gesetzt und eine Hucke Prügel dazu! Weiter hast nix verdient! Und wen bringst denn da noch mit?“
    „Er ist mein guter Freund.“
    „Was? Ein guter Freund von dir? Na, da wird er auch von dera richtigen Nummern sein!“
    „Ein gar Feiner ist er!“
    „Ja, das schaut man ihm gleich an! Man merkt gleich, was für ein Hallodri er ist; man braucht ihn ja nur anzublicken. So ein Hansdampf in allen Gassen, kann's Stehlen und Mausen nicht lassen!“
    „Du, verschimpfier mir meinen Freund nicht!“
    „Willst etwa auch noch aufbegehren?“
    „Jawohl!“
    „So nehm ich den Besen und die Ofengabeln und bring euch sogleich in Ordnung. Mit solchen Wischiwaschi, wie ihr seid, wird gar nicht lang gesprengerlt!“
    „Du nimm dich in acht! Weißt, wer er ist?“
    „Nun, wer dann wohl? Etwa ein Graf oder gar ein Fürst?“
    „Ja, ein Fürst ist er in seiner Schulstuben, denn weißt, er ist der neue Herr Lehrern, der den Silberbauern und seinen Buben so wacker durchgeprügelt hat.“
    „Machst etwa Spaß?“
    „Gar nicht.“
    „Was! Verschreck mich nicht! Ich kann ja gleich den Tod davontragen! Der neue Herr Lehrern soll das sein? Ist's wahr?“
    Sie richtete ihre letzte Frage an den Lehrer selbst.
    „Ja“, antwortete er lächelnd. „Ich bin es.“
    Da versetzte sie dem Sepp einen Rippenstoß, daß er weit fort auf die Seite flog und rief:
    „Warum hast mir das nicht sogleich sagt, du alter Galgenvogel! Läßt mich da stehen und dem Herrn Lehrern solche Grobheiten anwerfen!“
    „Das hat mich ja eben gefreut!“ lachte er.
    „Auch noch gefreut! Wart, Bursch, sollst mir nur wieder mal kommen und Kaffee verlangen und Zuckern dazu! Wirst nachher sehen, wast bekommst. Jetzt nun steh ich da wie eine Katz in dera Milchschüsseln und weiß gar nicht, wie ich's halt wiedergutmachen soll. Bitt schön, Herr Lehrern, was ist fein Ihr Leibessen?“
    „Warum?“
    „Ich koch's Ihnen allsogleich!“
    „Des Nachts ein Uhr?“
    „Ja. Das schadet nix; das ist ganz gleich. In einer Mühlen ist's in der Nacht grad wie am Tag. Ich hab Sie geschumpfen, und das muß ich gutmachen. Da muß ich Ihnen Ihre Leibspeis bereiten. Also, was essen 'S gern? Etwa Dampfnudeln?“
    „Danke!“
    „Oder einen guten Schmarrn?“
    „Danke auch.“
    „Ein grünes Gemüse mit Bratschinken?“
    „Nein. Ich kann überhaupt jetzt nichts essen. Ich danke von ganzem Herzen, Fräulein Barbara.“
    Einen Augenblick lang war es ganz still; dann schlug sie die fetten Hände zusammen, daß es weithin schallte.
    „Sepp, Sepp!“ rief sie überlaut.
    „Was? Wo brennt's?“
    „Hast's hört?“
    „Was er sagt hat, der Herr Lehrern?“
    „Nein, das Andre, was nachhero kam.“
    „Daß er nix essen mag?“
    „Nein, das andre, was nachher kam.“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Wie? Das weißt nicht? Grad die Hauptsachen hast übersehen? Weißt also nicht, wie er mich nannt hat?“
    „Nein.“
    „Fräulein hat er mich nannt, Fräulein Barbara!“
    „Donnerwettern!“
    „Ja. Hast du mich etwa mal so geheißen?“
    „Nein.“
    „Nun, warum etwa nicht?“
    „Weiß nicht.“
    „Bin ich etwa kein Fräulein nicht?“
    „Nein.“
    „So? Was denn?“
    „Eine alte Rapunzerl.“
    „Was? Wie? Eine alte Rapunzerl! Weißt, wannst mir noch mal so kommst, mit so einem Wort, so werf ich dir gleich alles an den Kopf, was ich so mit allen Händen derwisch. So ein Schnauzerl wie du kann mir gestohlen werden! Da ist der Herr Lehrern doch ein andrer Kerlen; der ist so ein feiner verbildeter und galanter Herr, daß man seine Freuden daran hat, der liebe, gute Herr Lehrern. Nein! Fräulein, Fräulein Barbara! Herr Lehrern, haben 'S die Gewogenheit und kommens auf einen Augenblick hereini. Ich muß Ihnen mal gleich was zeigen.“
    „Was?“
    „Werden 'S schon sehen.“
    „Oh, ich denke, Sie werden sich irgendeine Arbeit machen, welche unnötig ist!“
    „O nein! Aber Ihnen werd ich eine Arbeit zeigen, wann 'S mir nicht übel nehmen.“
    „Was für eine?“
    „Ich hab ein paar alte, gute Büchern, die sollten 'S sich mal anschaun und probieren, ob's was taugen.“
    „Wenn es das ist, so kann ich gern mit hineingehen. Ich bin ein Freund von alten Büchern.“
    Er ging voran, denn
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