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67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

Titel: 67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
Autoren: Karl May
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war, sodann eine Bank, ein Tischchen. An den Wänden hingen einige gleichgültige Gegenstände. Auf der Bank lag ein eisernes Kästchen, welches ganz gewiß einmal gewaltsam aufgebrochen worden war. Der Lehrer setzte die Laterne auf den Tisch und griff sodann nach dem Kästchen.
    „Sollte das dasjenige sein –?“ rief er.
    „Den Balzerbauern seins?“
    „Ja.“
    „Schaun 'S nach!“
    Dem Gewicht nach schien es leer zu sein. Walther machte den Deckel auf. Er fand mehrere Holz- und Papierschnitzel drin; unter den letzteren ein –
    „Schaun Sie her!“ jubelte er.
    „Was haben 'S?“
    „Gucken Sie nur genau her!“
    „Was! Ein Kassenbilletterl!“
    „Zeigen 'S her! Das ist doch eine fünfhundert!“
    „Ja, fünfhundert Taler.“
    „Herrgottsakra! Ist's denn möglich!“
    „Wir sind am richtigen Ort!“
    „Sollt's denn wirklich dem Balzerbauern sein Kassenscheinerl sein?“
    „Jedenfalls.“
    „Aber wir kennen die Nummern nicht.“
    „Die werden wir schon erfahren.“
    „Und was mag da in dem Schrank sein?“
    Der Lehrer probierte, ob er zu öffnen sei.
    „Er ist verschlossen.“
    „So brechen wir ihn auf!“
    „Nein.“
    „Warum nicht? Ist's etwa eine Sünden, wann man bei einem Spitzbuben einibrechen tut?“
    „Nein, besonders wenn man nicht stehlen will; aber die Klugheit gebietet uns, heut noch alle Gewaltmaßregeln zu vermeiden.“
    „Warum?“
    „Wir wollen warten, bis der Silberbauer morgen das andre Geld geholt hat.“
    „Ach so! Sie haben freilich recht. Aber was machen wir mit dem Banknoterl?“
    „Das lassen wir natürlich da.“
    „Was? Dalassen? Hörens, das gefallt mir nicht.“
    „Warum?“
    „Das Billetterl ist gestohlen. Es gehört dem armen Teuferl, welcher da draußen sitzt.“
    „Das ist sehr richtig. Aber wir dürfen den Silberbauern nicht ahnen lassen, daß wir in sein Geheimnis eingedrungen sind. Darum lassen wir alles stehn und liegen, wie es ist. Wir haben für heut genug Erfolg gehabt, indem wir diesen verborgenen Ort entdeckten. Alles, was sich hier befindet, ist – ah, was liegt da unter der Bank?“
    Der Sepp bückte sich und hob den Gegenstand auf.
    „Herrgottle!“ rief er aus. „Schaun 'S, was das ist! Das gehört auch dazu!“
    „Ein Hammer!“
    „Ja, ein Hammern! Jedenfalls der, mit welchem er hat den Balzer derschlagen wollen.“
    „Zeigen Sie her!“
    Der Lehrer betrachtete das Werkzeug genau und meinte dann:
    „Vielleicht läßt es sich noch nach der Narbe bestimmen, ob ein solcher Hammer es gewesen ist, mit welchem der Schlag ausgeführt wurde. Legen wir ihn wieder her. Auch er soll hier liegenbleiben. Bis wir so viel Beweismaterial beisammen haben, daß die Last desselben den Silberbauer erdrücken muß.“
    „Wann's der Balzer wüßt!“
    „Ja, wenn er es verstehen könnte!“
    „Vielleicht doch!“
    „Meinen Sie?“
    „Ja. Ich an der Ihrigen Stell tät ihn mal holen. Vielleicht tät er doch den blechernen Geldkasten erkennen, und nachher –“
    „Was nachher?“
    „Wann er nur erst was erkannt, dann kommt das andre schon ganz selbst hinterher.“
    „Unrecht haben Sie freilich nicht.“
    „Also holen 'S ihn mal herein!“
    „So muß ich Sie im Finstern lassen.“
    „Für eine so kurze Zeiten geht's schon gut.“
    „Also warten Sie!“
    Er entfernte sich mit der Laterne und ließ den Sepp im Dunkel zurück. Bereits nach kurzer Zeit kam er wieder, den Irren an der Hand hinter sich herziehend. Dieser zeigte in seinem Gesicht nicht die mindeste Spur von Angst. Das Brausen des Wassers, die Unheimlichkeit des Ortes machte nicht den mindesten Eindruck auf ihn. Walther stellte die Laterne auf den Tisch, neben den Eisenkasten, deutete auf denselben und fragte:
    „Kennst du das?“
    Er erhielt keine Antwort.
    „Kennst du diesen Kasten?“
    Wiederum keine Antwort. Die Augen Balzers waren auf den Schrank gerichtet. Da zog Walther ihn näher heran und hielt ihm den Kasten vor die Augen. Es änderte sich im Ausdruck seines Gesichtes nicht das geringste. Da nahm Walther den Hammer, hielt ihm denselben hin und fragte:
    „Was ist das?“
    Auch jetzt blieb er still.
    Ohne alle Absicht, höchstens nur um die Aufmerksamkeit des Indolenten zu erhöhen, erhob er jetzt den Hammer wie zum Schlag. Der Irre sah es, und sofort bemächtigte sich seines Gesichtes der Ausdruck der Unruhe, der Besorgnis. Sein Blick glitt in immer steigender Ängstlichkeit von dem erhobenen Hammer zum Kasten hin und von diesem wieder zu jenem zurück. Sein Auge gewann
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