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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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mir.«
    Reacher erklärte: »Wir müssen diese Leute aus dem Bus schaffen. Sonst erfrieren sie. Ich übrigens auch.«
    Peterson schwieg eine Weile. Es gibt keine Verbindung zwischen uns und dem, was Ihnen Sorgen macht. Dann nickte er energisch, als stünde sein Entschluss fest, und rief: »Alle mal herhören, Leute! Wir bringen Sie nach Bolton, um Sie richtig versorgen zu können. Die Lady mit dem Schlüsselbein und die mit dem Handgelenk fahren in meinem Wagen mit, für alle anderen kommt in Kürze ein Ersatzfahrzeug.«
    Für die beiden verletzten Frauen befand sich der Bus viel zu hoch über dem Straßengraben, weshalb Peterson die eine und Reacher die andere trug. Der Streifenwagen stand nur zehn Meter entfernt, aber inzwischen fiel der Schnee so dicht, dass Reacher ihn kaum sehen konnte. Als Peterson wegfuhr und er zum Bus zurückgehen wollte, war der verschwunden. Er hatte das Gefühl, in der weißen Leere völlig allein zu sein. Der Schnee war überall, in seinem Gesicht, in seinen Augen und Ohren, in seinem Kragen, wirbelte um ihn herum und blendete ihn. Seine Zähne klapperten vor Kälte. Einen Moment lang empfand er Panik. Verlöre er aus irgendeinem Grund die Orientierung und ginge in die falsche Richtung, würde er’s nicht merken. Er würde umherirren, bis er zusammenbrach und erfror.
    Doch er machte einen ausladenden Schritt zur Seite und sah den hellroten Schein der Warnfackeln, die immer noch brannten. Jetzt wusste er, wo der Bus ungefähr stand, und hielt darauf zu. Kam in Lee an, stapfte gegen den Wind kämpfend nach vorn und erreichte durch den Straßengraben die Bustür. Knox ließ ihn ein. Sie hockten sich nebeneinander in den Gang, spähten ins Dunkel hinaus und waren gespannt, welche Art Fahrzeug sie abholen würde.
    17.55 Uhr.
    Noch achtundfünfzig Stunden.
    Um achtzehn Uhr wurden die vierzehn Vorschläge endlich zu Papier gebracht. Der Kerl, der den Anruf des Rechtsanwalts entgegengenommen hatte, war mit allen Wassern gewaschen, aber er hatte schon immer die Überzeugung vertreten, wirkliche Intelligenz bedeute, seine Grenzen zu erkennen, die in seinem Fall darin bestanden, dass er unter Druck dazu neigte, Einzelheiten zu vergessen. Und er würde mit viel Druck rechnen müssen. Das stand fest. In die Tat umgesetzt werden konnten die Vorschläge nur mit Einwilligung einiger sehr, sehr vorsichtiger Leute.
    Deshalb schrieb er sich alles auf, vierzehn einzelne Absätze. Dann nahm er ein neu erworbenes Prepaidhandy, das niemand zu ihm zurückverfolgen konnte, aus dem Ladegerät und begann eine Nummer einzutippen.
    Das Fahrzeug, das sie abholen sollte, war ein Schulbus, aber doch nicht ganz. Eindeutig ein Standardbus von Blue Bird, normale Größe, normale Form, normale Abmessungen, aber grau, nicht gelb, mit vergitterten Fenstern und der Aufschrift Department of Corrections auf beiden Seiten.
    Der Bus sah fast neu aus.
    Knox meinte: »Besser als nichts.«
    Reacher sagte: »Ich würde mit ’nem Leichenwagen fahren, wenn er eine Heizung hätte.«
    Der Gefängnisbus wendete über die drei Fahrspuren hinweg und stieß dann mehrmals vor und zurück, bis er genau parallel so zu dem liegengebliebenen Reisebus stand, dass seine Eingangstür sich auf halber Länge des anderen Busses befand. Reacher erkannte sofort, weshalb. Ihr Bus besaß einen Notausgang, der aus einer Scheibe bestand, die sich leicht hinausdrücken ließ. Peterson hatte den Straßengraben, die Reisegruppe und den Notausgang gesehen, eine gute Entscheidung getroffen und den Busfahrer entsprechend instruiert. Peterson war ein ziemlich cleverer Kerl.
    Normalerweise wäre einige Überredungskunst nötig gewesen, um achtzehn Senioren dazu zu bringen, dass sie durch einen Notausgang in einen Schneesturm hinaustraten und sich von einem Fremden herunterheben ließen, aber die bittere Kälte hatte solche Hemmungen beseitigt. Knox half ihnen hinauf, und Reacher hob sie herunter. Kinderspiel, wenn Kälte und Schnee nicht gewesen wären. Am leichtesten war ein alter Mann, der kaum mehr als fünfundvierzig Kilo wog. Am anderen Ende der Skala stand eine Lady von fast hundert Kilo. Alle Männer wollten die wenigen Schritte zur Tür des anderen Busses selbst gehen. Die Frauen waren damit einverstanden, sich tragen zu lassen.
    Auch wenn der Gefängnisbus fast neu aussah, war er weit davon entfernt, luxuriös zu sein. Den Fahrgastraum hatte man durch einen Käfig aus glänzendem Stahl vom Fahrer abgetrennt. Die Plastiksitze waren hart und schmal. Der
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