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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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ist hinter und vor uns gesperrt.«
    Kein Verkehr.
    »Wo sind wir?«
    »South Dakota.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann wissen Sie, was ich meine. Sind wir nicht in Sioux Falls oder Rapid City, befinden wir uns irgendwo in der Prärie. Und wir sind nicht in Sioux Falls oder Rapid City.«
    »Wir müssen irgendwo sein.«
    »Das Navi zeigt in der Nähe eine Kleinstadt an. Sie heißt Bolton. Ungefähr zwanzig Meilen entfernt. Aber sie ist sehr klein. Nur ein Punkt auf der Karte.«
    »Können Sie einen Ersatzbus anfordern?«
    »Ich komme aus Seattle. Wenn’s zu schneien aufhört, kann einer in ungefähr vier Tagen hier sein.«
    »Gibt es in Bolton eine Polizei?«
    »Ich warte auf einen Anruf.«
    »Vielleicht haben sie Abschleppwagen?«
    »Bestimmt. Wenigstens einen. Vielleicht in der Tankstelle an der Ecke, gut für liegengebliebene Pick-ups. Weniger gut für Fahrzeuge dieser Größe.«
    »Vielleicht gibt’s Farmtraktoren.«
    »Wir würden ungefähr acht brauchen. Und dicke Stahltrossen.«
    »Vielleicht haben sie einen Schulbus. Wir könnten umsteigen.«
    »Die Highway Patrol lässt uns nicht im Stich. Sie holt uns hier raus.«
    Reacher fragte: »Wie heißen Sie?«
    »Jay Knox.«
    »Sie müssen vorausdenken, Mr. Knox. Unter besten Umständen ist die Highway Patrol eine Stunde von uns entfernt. Bei diesem Wetter zwei. Oder drei, weil sie beschäftigt ist. Also müssen wir etwas unternehmen, denn in einer Stunde ist der Bus ein Kühlschrank. In zwei Stunden sterben diese alten Leute wie Fliegen. Vielleicht schon früher.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    Bevor Reacher antworten konnte, klingelte das Handy des Fahrers. Er meldete sich. Seine Miene hellte sich zuerst etwas auf, um sich dann wieder zu verdüstern. Er sagte »danke«, klappte das Telefon zu, blickte zu Reacher auf und sagte: »Die Stadt Bolton hat eine Polizei. Sie schickt einen Mann her. Aber das kann dauern, weil sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind.«
    »Wie lange?«
    »Mindestens eine Stunde.«
    »Was für Probleme?«
    »Das haben sie nicht gesagt.«
    »Sie werden den Motor anlassen müssen.«
    »Die Leute haben Mäntel.«
    »Das reicht nicht.«
    »Ich mache mir Sorgen wegen eines Feuers.«
    »Diesel ist viel schwerer entzündlich als Benzin.«
    »Was sind Sie – ein Experte?«
    »Ich war in der Army. Alle Lastwagen und Humvees haben Dieselmotoren. Aus verständlichen Gründen.« Reacher sah nach hinten. »Haben Sie eine Stablampe? Einen Feuerlöscher?«
    »Wozu?«
    »Ich kontrolliere die Unterseite. Scheint alles in Ordnung zu sein, klopfe ich zweimal an den Boden. Sie lassen den Motor an, und falls irgendwas brennt, lösche ich das Feuer und klopfe wieder, damit Sie den Motor abstellen.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Das Beste, was wir tun können. Und wir müssen irgendwas tun.«
    Knox schwieg einen Moment, dann zuckte er mit den Schultern, öffnete zwei weitere Staufächer und brachte eine silberne Maglite und einen Handfeuerlöscher zum Vorschein. Reacher nahm beides und wartete darauf, dass die Tür sich öffnete. Dann kletterte er ins hellrote Leuchten der Warnfackeln hinaus und wieder in den Straßengraben hinunter. Diesmal stapfte er vorn um den Bus herum, weil dessen Schräglage bedeutete, dass sich die linke Seite höher über dem Asphalt befand als die rechte. Sich im Schnee durch den Straßengraben zu arbeiten war keine schöne Aussicht, im Schnee übers Bankett zu kriechen nur marginal besser.
    Er fand die Tankklappe, hockte sich in den Schnee, drehte sich um, ließ sich nach hinten sinken und schlängelte sich auf dem Rücken liegend unter den Bus. Er schaltete die Stablampe ein. Fand das dicke Rohr, das vom Tankstutzen zum Dieseltank führte. Er schien intakt zu sein. Der Tank selbst war ein großer Zylinder, der vom Aufprall etwas zerkratzt und verbeult aussah. Aber er war nicht leckgeschlagen. Auch die nach hinten zum Motor führende Treibstoffleitung schien unbeschädigt zu sein. Schmelzwasser drang durch Reachers Jacke und Hemd. Er zitterte vor Kälte.
    Er benutzte das untere Ende der Maglite, um zweimal kräftig an eine Unterbodenstrebe zu klopfen.
    Er hörte ein Relais klicken, dann lief die Treibstoffpumpe an. Sie surrte leise pfeifend. Er kontrollierte den Tank. Kontrollierte die Leitung, so weit der Lichtstrahl der Stablampe reichte. Dann arbeitete er sich im Schnee auf dem Rücken liegend weiter unter den Bus vor.
    Der Anlasser drehte sich.
    Der Motor sprang an. Er klapperte, rasselte und lief dann laut nagelnd weiter.
    Keine
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