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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken
Autoren: Karl May
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sicher“, sagte er sich. „Ich habe sie beruhigt. Sie hat mich an den Rand des Verderbens gebracht; das darf nicht wieder geschehen. Sie hat die Steine für sich behalten wollen; sie will also reich sein; sie will von mir fort, vielleicht aus Liebe zu diesem Befour! Ja, sie soll fort, aber – ins Irrenhaus! Und daß das geschieht, ohne daß sie Widerstand leistet, dafür will ich auf der Stelle sorgen!“
    Kaum eine Viertelstunde später verließ er ganz in derselben Verkleidung und auch durch dasselbe Pförtchen wie gestern sein Palais. Er begab sich zu dem alten Apotheker, welcher einigermaßen verwundert war, ihn so früh bei sich zu sehen.
    „Du kennst die Wohnung des Fürsten von Befour?“ fragte er ihn im strengen Ton.
    „Ja, Herr“, antwortete der Gefragte demütig.
    „Warst du schon einmal dort?“
    „Nein.“
    „Du hast mir gestern den Diener empfohlen. Bist du überzeugt, daß er treu und sicher ist?“
    „Vollständig. Er wird ja mein Eidam!“
    „Ich muß sofort mit ihm sprechen, aber ohne daß er ahnt, daß ich mich hier befinde.“
    „So soll ich ihn holen?“
    „Ja. Ich werde unten im Keller warten.“
    „Aber was soll ich ihm sagen?“
    „Das ist deine Sache. Also, er darf nicht wissen, daß ich hier bin.“
    „Ich werde vorsichtig sein.“
    Er führte den Baron in den Keller und begab sich dann nach der Palaststraße. Der Portier verwunderte sich, als er den Mann erblickte.
    „Zu wem wollen Sie?“ fragte er.
    „Gibt es hier nicht einen Diener, welcher Adolf heißt?“
    „Allerdings.“
    „Ich habe mit ihm zu sprechen.“
    „So früh! Ist es so notwendig?“
    „Ja.“
    „Gehen Sie eine Treppe hoch. Rechts, erste Tür im Bedientenzimmer werden Sie ihn finden.“
    Als der Apotheker dort eintrat, waren Adolf und Anton grad mit ihrem ersten Frühstück beschäftigt. Der erstere empfing ihn sehr freundschaftlich und fragte nach seinem Begehr. Der Alte war doch in Verlegenheit, was er sagen sollte.
    „Hm!“ meinte er. „Jette –“
    „Was ist's mit der Jette?“
    „Krank, sehr krank! Ganz plötzlich!“
    Adolf war genug Schlaukopf, um etwas zu ahnen. Er heuchelte ein Erschrecken und rief:
    „Krank? Sapperment! Ist's gefährlich?“
    „Es scheint leider so!“
    „Und sie verlangt wohl nach mir?“
    „Mit Sehnsucht!“
    „So will ich den gnädigen Herrn fragen, ob ich gehen darf.“
    Er hieß den Apotheker warten und suchte seinen Herrn auf, welcher sich erst vor kurzem zur Ruhe begeben hatte. Er wußte, daß er es unter den gegenwärtigen Umständen wagen durfte, ihn zu wecken. Er tat dies und meldete, daß er durch das Erscheinen des Apothekers dazu veranlaßt sei. Sofort war der Fürst munter.
    „Was will er?“ fragte er.
    „Ich soll zu ihm kommen. Meine reizende Jette ist plötzlich außerordentlich krank geworden.“
    „Glaubst du das?“
    „Daß ich dumm wäre?“
    „Ich auch nicht. Das hängt ganz gewiß mit dem Einbruch zusammen.“
    „Natürlich! Man hat mich in irgendeinem Verdacht.“
    „Und man will dich jedenfalls ins Verhör nehmen. Derjenige, der das tut, ist wohl kein anderer als derselbe, der gestern mit dir gesprochen hat.“
    „Also der Hauptmann selbst! Wollen wir ihn fangen?“
    „Was würde es uns nützen. Besser, viel besser ist es, zu erfahren, wohin er geht, wenn er den Apotheker verläßt.“
    „Ich werde ihm folgen.“
    „Ich auch. Und da mehrere Augen hier besser sind als nur zwei oder vier, so soll auch Anton mitgehen. Ich werde ihn instruieren. Der Hauptmann erwartet dich jedenfalls im Keller. Das gibt vielleicht eine Gelegenheit, ihn zu belauschen.“
    „Wohl schwerlich, gnädiger Herr!“
    „O doch! Der Apotheker wird sich sofort zu ihm in den Keller begeben. Beide unterhalten sich. Du sagst, daß du nicht sogleich kommen kannst, gehst aber dennoch sofort. Sie fühlen sich sicher, und du horchst.“
    „Hm! Möglich ist das allerdings. Es kommt darauf an, wie man es anfängt.“
    „Nun, ich bin überzeugt, daß du nicht ungeschickt sein wirst!“
    „Hoffentlich nicht!“
    „So laß den Alten nicht länger warten. Ich komme nach und postiere mich mit Anton so, daß wir das Haus im Auge haben, ohne selbst bemerkt zu werden.“
    Adolf kehrte also nach dem Dienerzimmer zurück.
    „Sapperlot!“ sagte er. „Der gnädige Herr war fuchsteufelswild, daß ich schon so früh ausgehen will. Er hat mir zwar doch noch die Erlaubnis gegeben; aber eine halbe Stunde kann vergehen, ehe ich komme. Ich muß erst das Frühstück servieren.
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