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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken
Autoren: Karl May
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Hoffentlich wird es mit unserem Jettchen nicht so schnell schlimmer werden!“
    Der Apotheker entfernte sich, sehr froh, sich seines Auftrages so glanzvoll entledigt zu haben. Zu Hause angekommen, instruierte er die Tochter und stieg dann in den Keller hinab, dessen Tür er nicht verschloß. Er zog sich mit dem Hauptmann in die bekannte hintere Abteilung zurück, wohin sie auch das Licht mitnahmen.
    Kaum war das geschehen, so kam Adolf die Gasse herab. Er fand die Haustür, wie so oft, verschlossen und klopfte an das Fenster. Die ‚schöne‘ Jette sah ihn durch die Scheiben und kam heraus, um ihm selbst zu öffnen.
    „Alle guten Geister!“ sagte er, ein großes, freudiges Erstaunen heuchelnd. „Ich denke, du bist krank!“
    „O nein! Das war nur ein Scherz.“
    „Nun, was gibt es denn sonst so notwendiges?“
    „Es ist ein Herr da, der mit dir sprechen will.“
    „Ein Fremder?“
    „Nein, sondern derselbe, welcher gestern mit unten im Keller war.“
    „Ach so! Ist er auch jetzt unten?“
    „Ja.“
    „Der Vater mit?“
    „Der ist bei ihm. Aber Vater sagte, daß du erst später kommen könntest!“
    „Ich habe mich davongeschlichen, weil ich Angst um dich hatte. Ein Kamerad verrichtet unterdessen meine Arbeit. Wie gut, daß du nicht wirklich krank bist! Aber ich will den Herrn nicht warten lassen.“
    „Ich werde dich führen!“
    „Danke! Es gibt vielleicht etwas zu besprechen, was nur für uns Männer ist. Wenn Ihr uns nicht stört, so werde ich nachher einige Maß zum besten geben.“
    Das wirkte. Sie drückte ihm die Hand und verschwand hinter der Stubentür. Nun schlich er sich leise die Kellertreppe hinab und lauschte, als er unten angekommen war. In der vorderen Abteilung war es dunkel, aber weiter hinten war es, als ob er sprechen höre.
    Er kannte den Keller sehr genau und war also sicher, kein Geräusch zu verursachen. Er schritt auf den Fußspitzen weiter bis an die Tür, hinter welcher sich die beiden befanden. Als er das Ohr an dieselbe legte, konnte er verstehen, was hinter ihr gesprochen wurde.
    „Also, du hast nicht gehört, daß heute nacht irgend etwas ungewöhnliches in der Palaststraße passiert ist?“ fragte der Hauptmann.
    Er schien die Eigentümlichkeit zu haben, seine Leute einmal du und das andere Mal Sie zu nennen.
    „Nein, gar nicht“, antwortete der Alte.
    „So wurde mir falsch berichtet.“
    „Ist meine Tinktur bereits an den Mann gekommen?“
    „Ja; kurz nachdem ich sie geholt habe. Du garantierst natürlich, daß sie wirken wird!“
    „Mit meinem Leben!“
    „Und mit der Bezahlung bist du zufrieden?“
    „Ja, Herr.“
    „Ich denke, daß du für dasselbe Geld gern wieder so etwas zusammenbrauen würdest?“
    „Warum nicht? Ein jeder Mann sucht das, was er gelernt hat, möglichst zu verwerten. Brauchen Sie mehr von dieser Sorte?“
    „Von derselben Sorte nicht. Dieses Mittel macht nur zeitweise irrsinnig. Das genügt mir heute nicht mehr.“
    „Also für immer?“
    „Ja. Gibt es so etwas?“
    „Ja. Unsereiner versteht sich auf dergleichen. Nur fragt es sich, ob man nicht etwa Gefahr dabei läuft.“
    „Mensch!“
    „Gut, gut, Herr! Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ist's für einen Mann oder für ein Frauenzimmer?“
    „Mußt du das wissen?“
    „Natürlich!“
    „Für eine Frau.“
    „Und welcher Art soll der Wahnsinn sein?“
    „Es soll alles Phantasieren vermieden werden.“
    „Ich verstehe! Beim Phantasieren werden Dinge ausgeplaudert, welche besser unausgesprochen bleiben. Wie wäre es mit einer künstlichen Apathie?“
    „Unempfindlichkeit? Kann die hervorgebracht werden?“
    „Warum nicht?“
    „Wird aber in diesem Fall nicht genügen.“
    „Also stärker: Lethargie?“
    „Was Lethargie ist, weiß ich natürlich; aber was verstehst denn du darunter?“
    „Geistige Erschlaffung, welche in eine hochgradige Schlafsucht übergeht, welche endlich zum Todesschlaf führt.“
    „Wie lange dauert es, bis der letztere eintritt?“
    „Je nach der Stärke des Mittels.“
    „Ist die Erschlaffung, also die Anfangswirkung des Mittels so, daß der Kranke noch zusammenhängend denkt und spricht?“
    „Das kann man nach Belieben einrichten.“
    „So ist mir dieses Mittel recht. Es gibt eine Person, welche binnen dreimal vierundzwanzig Stunden nicht mehr denken soll.“
    „Das ist nicht schwer zu bewerkstelligen. Diese Person wird in einen beinahe ununterbrochenen Schlaf verfallen.“
    „Aber in den Zwischenräumen, wenn sie wach ist –?“
    „Da
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