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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken
Autoren: Karl May
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herüber gekommen, um das hiesige Bad gegen die Hühneraugen zu gebrauchen, welche sie sich drüben angestolpert haben.“
    „Spaßvogel!“
    „Es ist wahr!“
    „Nun, hoffentlich treffe ich sie bald.“
    „Heut noch.“
    „Wirklich?“
    „Ja, denn sie kommen auch nach dem ‚Stern‘, wohin ich dich führen werde.“
    „Weißt du, wo er liegt?“
    „Natürlich.“
    „Ich möchte möglichst bald hin.“
    „So wollen wir gleich gehen.“
    „Ja. Vielleicht ist doch Steinbach da und wartet auf mich.“
    „Wollen sehen. Sollte mich selbst freuen, wenn wir diesen seltsamen Menschen treffen würden.“
    Sie gingen nach der Stadt.
    Unterwegs sah Sam ihnen denjenigen entgegenkommen, von dem sie gesprochen hatten, nämlich Steinbach. Dieser ging drüben auf der Straße. Sofort nahm der Dicke mit irgend einer Frage das ganze Interesse Zimmermanns so in Anspruch, daß dieser die hohe Gestalt gar nicht beachtete.
    Steinbach erkannte Sam sehr wohl, da er aber an dem Gebahren desselben bemerkte, daß er nicht angeredet sein wolle, so schritt er vorüber.
    Überhaupt hatte er selbst alle Ursache, unerkannt zu bleiben, und hielt sich daher möglichst im Schatten. In einer der vornehmeren Straßen angelangt, trat er in ein Privathaus und stieg eine Treppe empor, wo er klingelte. Ein Mädchen öffnete und fragte nach seinem Begehr.
    „Der Herr Staatsanwalt zu sprechen?“
    „Werde fragen. Er ist zu Hause. Wen darf ich anmelden?“
    „Ich melde mich selbst an.“
    Er schob das Mädchen zur Seite, trat in den Vorsaal und schritt auf eine Tür zu, die er zu kennen schien. Er zog dieselbe, als er in das Zimmer getreten war, schnell hinter sich zu.
     
     
    Der Staatsanwalt schien soeben von einem Ausgang zurückgekehrt zu sein, denn er war noch in Straßentoilette.
    „Hoheit!“ rief er erstaunt. „Welch eine Ehre, einen solchen Besuch am –“
    „Pst! Keinen Titel, mein Verehrter!“ unterbrach ihn Steinbach. „Prinz Oskar kommt erst morgen offiziell nach hier. Ich komme in der Grafenreuther Angelegenheit.“
    Seinem Gast einen Sessel präsentierend, bemerkte der Beamte:
    „Und ich war soeben in derselben Angelegenheit aus. Ein Bote des Amtswachtmeisters rief mich schleunigst zu dem letzteren, und ich bin ganz untröstlich, Herrn Steinbach ein Ereignis melden zu müssen, an welchem irgendeine Schuld zu tragen ich mir glücklicherweise nicht bewußt bin.“
    „Was ist geschehen?“
    „Der Agent Schubert hat sich unserem Gesetz entzogen.“
    „Doch nicht entsprungen?“
    „Nein, sondern entleibt.“
    Der Blick des Staatsanwalts war mit deutlicher Besorgnis auf das Gesicht Steinbachs gerichtet. Dieses aber verfinsterte sich nicht, wie befürchtet worden war, es nahm vielmehr einen ruhigen Ausdruck an.
    „Das ist mir sehr lieb.“
    „Ah! Wirklich?“ entfuhr es dem Beamten in erstauntem Ton.
    „Ja. Es klingt freilich nicht human, wenn ich Ihnen aufrichtig gestehe, daß ich Ihnen wegen dieses Selbstmordes keineswegs zürne, aber ich habe wirklich Ursache, befriedigt zu sein. Die anderen Täter, die eigentlichen Urheber, sind tot. Um dieses einen Menschen willen wären wir gezwungen gewesen, Verhältnisse an die Öffentlichkeit zu bringen, über welche ich am liebsten schweigen möchte. Es werden Familien davon berührt, deren Glieder bereits zu viel erduldet haben, als daß ich sie nun noch ohne allen Nutzen durch gerichtliche Untersuchungen quälen lassen möchte. Sehen wir, wie die Angelegenheit sich so arrangieren läßt, daß die betreffenden Ereignisse mit dem heutigen Tag ihren Abschluß finden.“
    „Ich stehe natürlich ganz zu Befehl und zur Verfügung.“
    Die beiden Herren hatten eine vertrauliche Unterredung, infolge deren am nächsten Morgen im Amtsblatt die Veröffentlichung zu lesen war:
    „Mehrere unserer Badegäste werden sich wohl noch des eigentümlichen Renkontres erinnern, welches zwischen Seiner Herrlichkeit Lord Eaglenest und dem angeblichen Bankier Abrahim aus Kairo stattfand. Dieser letztere, welcher von dem erstgenannten Herrn für nicht satisfaktionsfähig erklärt wurde, scheint gestern ein unfreiwilliges und gewaltsames Ende gefunden zu haben. Er wurde von einer zufälligerweise auf Schloß Grafenreuth anwesenden Gesellschaft in einem abgelegenen Raum mit durchschossenem Kopf vorgefunden. Neben ihm lag die Leiche eines vielgesuchten, entsprungenen Verbrechers, in Frauenkleider gehüllt, und auch mit einer Schußwunde im Kopf. Ein Raubmord ist ausgeschlossen, da der Bankier seine
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