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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken
Autoren: Karl May
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sagte, dies Haus sei es, und veranlaßte mich, hier auf Herrn Steinbach zu warten. Er wollte denselben herausschicken, um ihn zu überraschen.“
    „So ist das gewiß wieder einmal einer seiner drolligen Streiche, die er so gern macht. Kennen Sie denn Herrn Steinbach?“
    „Sehr genau sogar.“
    „Mir ist's ganz so, als ob ich auch Sie kennen müsse. Es ist nur zu dunkel, um Ihr Gesicht zu sehen; Ihre Stimme aber muß ich gehört haben.“
    „Ich die Ihrige auch; das dachte ich gleich beim ersten Wort, welches ich aus Ihrem Mund hörte.“
    „Wo haben Sie Herrn Steinbach kennen gelernt, mein Herr?“
    „In Amerika.“
    „Ah, da war ich auch!“
    „Wirklich? Sollten wir uns da gesehen haben?“
    „Möglich. In welcher Gegend waren Sie?“
    „Überall. Mit Herrn Steinbach aber befand ich mich im Todestal.“
    „Mein Gott, ich auch!“ rief sie aus.
    „Sie auch? O bitte, darf ich Ihren Namen erfahren?“
    „Ich nannte mich dort Magda Hauser.“
    „Mag – Mag –!“
    Er rief es laut vor Überraschung und Entzücken. Jetzt wußte er, warum der Dicke ihn veranlaßt hatte, hier zu warten.
    „Was haben Sie?“ fragte sie. „Warum sprechen Sie meinen Namen nicht aus?“
    „Vor Staunen. Ich kenne Sie. Ich habe von Ihnen und ihren Schicksalen gehört.“
    „Von wem?“
    „Von einem Bekannten, einem deutschen, jungen Kaufmann, welcher sich längere Zeit in Ihrer Nähe befand.“
    „Meinen Sie etwa Señor Cuartano?“
    „Ja. Eigentlich hieß er anders.“
    „Karl Zimmermann; ich weiß es wohl. Sie kannten ihn? Sie waren wohl gar mit ihm befreundet? Wissen Sie, wo er sich jetzt befindet? Wie geht es ihm?“
    Sie sprach diese Fragen so schnell und hastig hinter einander aus, daß sein Herz vor Wonne bebte. Er fühlte und hörte, daß sie ihn nicht vergessen, sondern wohl sehr oft seiner gedacht habe.
    „Es geht ihm gut,“ antwortete er. „Er befindet sich jetzt in seiner Heimat, also in Bayern.“
    „So nahe! Und er hat nichts, gar nichts von sich hören lassen!“
    „Er weiß ja gar nicht, wo Sie sind. Er hat lange Zeit vergeblich nach Ihnen gesucht und erst heut erfahren, daß Sie hier sind.“
    „Heut –?“ fragte sie.
    „Ja, heut, soeben jetzt.“
    „Jetzt? Mein Gott, ist's – ist's – was höre ich – Sie – Sie wären –?“
    Sie langte in ihrer Herzensfreude nach seiner Hand, und er griff nach der ihrigen. So standen sie eine lange Weile still, wortlos Hand in Hand. Ohne daß er es wollte, zog er sie leise an sich, und ohne daß sie es wollte, gab sie seinem Arm nach – sie lag an seinem Herzen, und er küßte sie auf den warmen, blühenden Mund.
    „Karl!“ hauchte sie.
    „Magda,“ antwortete er. „Ist's wahr? Ich habe dich! Endlich, endlich gefunden!“
    „Ja, endlich, endlich!“ antwortete sie.
    „Wie habe ich mich nach dir gesehnt!“
    „Und ich mich nach dir. Es war so unmöglich, etwas über dich zu erfahren.“
    „Und mir ist's gegangen, wie es in der Lenore heißt:
    ‚Er frug den Zug wohl auf und ab,
Und frug nach allen Namen,
Doch keiner war, der Kunde gab,
Von allen, die da kamen.‘
    Ich habe mir unendliche Mühe gegeben, aber nichts, gar nichts erfahren können. Nun aber ich dich gefunden habe, trenne ich mich auch nie, nie wieder von dir.“
    „Ja, du bleibst, bleibst hier bei uns. Oder bist du bereits anderswo gebunden?“
    „Nein. Ich bin frei; ich kann wohnen, wo ich will.“
    „So bleibst du hier. O, wie werden sich die Meinigen freuen!“
    „Wo befinden sie sich?“
    „Hier in dieser Villa, welche meinem Schwager gehört.“
    „Werde ich ihnen aber auch willkommen sein?“
    „Wie du nur so fragen kannst! Mama wird ganz entzückt sein, dich wieder zu sehen. O, wir haben viel, sehr viel von dir gesprochen, und stets mit großer Sehnsucht.“
    „Die Mama auch?“ fragte er lächelnd.
    „Ja, besonders aber ich,“ antwortete sie aufrichtig.
    „Nun, so ist nun doch diese Sehnsucht gestillt. Aber, du sagtest vorhin, du hättest dich drüben Magda Hauser genannt. Hast du denn eigentlich einen anderen Namen?“
    „Ja.“
    „Welchen?“
    „Ich heiße Magda von Adlerhorst.“
    „O weh!“
    „Was?“
    „Also von Adel?“
    „Ja.“
    „Was werden da die deinen von mir sagen? Ich bin nur Kaufmann und bürgerlich.“
    „O, Schwager Normann ist auch bürgerlich. Übrigens haben unsere Schicksale uns gelehrt, daß dieses kleine ‚von‘ nicht den mindesten Wert hat, und –“
    Da tauchte eine kleine, dicke Gestalt vor ihnen auf, daß Magda
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