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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken
Autoren: Karl May
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nieder, sprangen wieder auf, stolperten und stürzten abermals übereinander weg. Sie schrien, brüllten, fluchten und randalierten dabei in einer Weise, daß die Frauen aus der Tür gesprungen kamen.
    „Laßt sie nicht ins Haus!“ gebot der Bauer ihnen und hielt den Strahl so lange auf die drei gerichtet, bis dieser sie nicht mehr zu erreichen vermochte. Nun erst blieben sie stehen, und der Wachtmeister erhob drohend die Faust und rief:
    „Merke dir das, Hund! Wir werden dich noch weit mehr einweichen als du jetzt uns!“
    Der Bauer wich nicht von dem Spritzenschlauch, um die ungebetenen Gäste gleich wieder empfangen zu können, falls es ihnen je einfallen sollte, zurückzukehren. Aber sie gingen jetzt räsonierend und oft nach dem Haus zurückblickend davon, bis sie hinter einem Buschwerk verschwanden.
    Nun erst verließ der Bauer den Brunnen und schritt nach dem Haus, wo an der Tür noch immer seine Frau und Tochter standen, nachdem die Mägde bereits wieder nach der Küche gegangen waren.
    Die Frau war eine behäbige Gestalt mit freundlichem Gesicht und mildem Blick. Es war ihr leicht anzusehen, daß es ihr, wie man zu sagen pflegt, nicht möglich sei, ein Wässerlein zu trüben.
    „Aber, Väterchen, bist du nicht zu streng mit ihnen gewesen?“ fragte sie. „Sie werden nun Feindschaft hegen.“
    „Pah, diese Kerle sind niemals Freunde zu nennen. Und nun, Mila, du hast mir nur kurz sagen können, was geschehen ist. Erzähl es mir doch einmal ausführlich.“
    Mila gehorchte, und die Eltern hörten ihr aufmerksam zu. Als sie geendet hatte, sagte der Bauer:
    „Also das, das war Alexius Boroda! So habe ich ihn mir gedacht, jung, kühn, umsichtig, klug und verwegen und dabei stark wie ein Bär! Wie war denn seine Gestalt, sein Aussehen?“
    Mila beschrieb den Sänger, so gut sie es vermochte – oder vielleicht noch besser, denn ihr Vater sagte lächelnd:
    „Er scheint also ein sehr hübscher junger Mann zu sein? Hat er dir gefallen?“
    „Ja.“
    „So, so! Weiter, als was du erzähltest, hat er dir nichts mitgeteilt?“
    „Kein Wort.“
    „Hm! So wissen wir leider nichts Genaues.“
    „Väterchen, er wird wiederkommen.“
    „Das glaube ich nicht. Dazu wird er wohl zu vorsichtig sein, da er hier erkannt worden ist. Man würde ja alle Vorkehrungen treffen, ihn zu fangen, falls er zurückkehrt.“
    „Mein Gott! Denkst du das wirklich?“
    „Natürlich denke ich es. Vielleicht umstellt man meine ganze Besitzung mit Wachtposten.“
    „So ist er verloren!“
    Mila verriet eine innere Angst und eine Teilnahme, wie sie dieselbe noch bei keinem der vielen Leute geäußert, denen sie zur Freiheit verholfen hatte. Ihr Vater bemerkte dies gar wohl, sagte aber nichts, sondern fuhr fort:
    „Um ihn habe ich keine Sorge. Er hat sich noch in ganz anderen Fährlichkeiten befunden, als diejenigen sind, die ihm hier bei uns drohen. Aber um andere ist es mir bange. Wie leicht kann gerade heute irgendein Hilfsbedürftiger zu uns wollen, der dann anstelle Borodas ergriffen würde! Und sodann steht alle Tage die Ankunft der großen Anzahl von Flüchtlingen zu erwarten, deretwegen wir zu Karpala gesandt haben. Ich wollte, die Tungusen wären schon da. Da hätten wir reichlichen Schutz.“
    „Karpala wird sofort aufgebrochen sein“, meinte Mila.
    „Natürlich. Aber in so bedeutender Anzahl reitet man nicht so schnell wie allein. Unser Bote wird auch erst heute bei ihr in Platowa ankommen. Es ist zwei Tagereisen her zu uns. Wenn nur nicht indessen etwas geschieht. Man scheint so nach und nach hinter unser Geheimnis zu kommen. Nun, es ist nur gut, daß wir nicht länger hier bleiben.“
    Die Bäuerin hatte sich bis jetzt nicht an dem Gespräch beteiligt, nun aber fragte sie schnell:
    „Nicht länger? Also gelingt es? Wirst du verkaufen?“
    „Ja“, nickte ihr Gatte.
    „Und wohl bald?“
    „Schneller als ihr denkt“, antwortete Dobronitsch lächelnd. „Seht euch einmal das Pferd an.“
    Er deutete auf das Tier, von dem er vorher abgestiegen war, als er ankam. Es stand noch so fromm dort, wie er es stehengelassen hatte. Zu beiden Seiten des Sattels hingen verheißungsvoll große Ledertaschen.
    Dobronitsch nahm die beiden Taschen, die ziemlich schwer zu sein schienen, von dem Pferd und öffnete eine derselben. Sie enthielt kleine, viereckige Papierpakete und längliche Rollen, die versiegelt waren.
    „Was ist das?“ fragte er.
    „Das ist Geld!“ antwortete die Bäuerin.
    „Ja, liebes Frauchen, das ist Geld, sehr
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