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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken
Autoren: Karl May
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Viertelstunde bist du tot. Deine Nase wird schon spitz und weiß.“
    Da griff sich der Mann schnell mit den Händen an die Nase, befühlte sie sorgfältig und seufzte mit brechender Stimme:
    „Ja, sie ist schon spitz, fast so spitz wie eine Stecknadel. Mit mir geht's zu Ende; mit mir ist's aus. O heilige Kathinka!“
    Darauf faltete er die Hände und senkte das Haupt. Der Bauer war unterdessen zu dem zweiten Kosaken getreten und hatte nach dessen Magen gegriffen.
    „Nein, nein!“ schrie derselbe auf. „Das kann ich nicht aushalten!“
    „Hm! Das läßt sich wohl denken. Du hast ja unter der Haut ein so großes Loch, daß man mit der Faust hineinfahren kann. Da gibt es keine Reparatur! Einen Magen, der ein Loch hat, kann man nicht ausbessern wie eine alte Pauke.“
    „So muß ich auch sterben?“
    „Unbedingt! Innerhalb einer Viertelstunde. Gehe in dich; bereue deine Sünden, und bereite dich auf den letzten Gang vor!“
    Der Mann streckte sich auf dem Boden aus und gab keinen Laut mehr von sich. Er war zu erschrocken, als daß er hätte viele Worte machen können.
    „Nun zu mir!“ gebot der Wachtmeister. „Ich werde wohl mit dem Leben davonkommen. Mein Kopf ist gesund. Die Rippen liegen ja nicht im Kopf.“
    „Warte nur erst, bis ich dich untersucht habe. Jetzt kannst du noch jubilieren. Zeige einmal her!“
    Damit kniete Dobronitsch zu dem Wachtmeister nieder und legte ihm die Hände an beide Seiten der Brust, um diese letztere kräftig zu drücken.
    „Donnerwetter!“ brüllte der Wachtmeister. „Was fällt dir denn eigentlich ein? Das kann ich unmöglich aushalten. Du mußt doch bedenken, daß mir sämtliche Rippen gebrochen sind!“
    „Hm, ja. Ich wollte es nicht glauben, jetzt aber fühle ich, daß du recht hast. So viel verstehe ich von solchen Sachen, daß ich dir keine Hoffnung mehr geben kann. Was hilft es, wenn ich dich tröste! In einer halben Stunde bist auch du tot.“
    Der Wachtmeister sah den Sprecher mit großen, erschrockenen Augen an.
    „In – einer – halben – Stunde – tot?“ stieß er langsam hervor.
    „Ganz gewiß!“ nickte der Bauer sehr ernst. „Deine Rippen sind so spitz abgebrochen, daß sie in zehn Minuten dir alle aus dem Leib herausstehen werden. Mach deine Rechnung mit dem Leben quitt! In kurzer Zeit wirst du eine Leiche sein. Du darfst keinen Augenblick verlieren.“
    „Oh, ihr Seligen alle! Wer hätte das gedacht! Ich – sterben! Der Teufel hole diesen verfluchten Boroda! Bauer, bringe mir Wodka, Wodka, Wodka!“
    „Der ist zu nichts nutze. Da hilft Wasser viel besser.“
    „Soll ich im Sterben Wasser trinken?“
    „Trinken? Nein, trinken sollst du es nicht. Das mute ich keinem sterbenden Kosaken zu. Äußerlich sollst du es bekommen.“
    „So mach schnell! Dann aber bringst du mir Wodka!“
    „Mir auch!“ bat der eine Kosak.
    „Und ich will auch welchen!“ winselte der andere.
    „Ihr sollt ein jeder haben, was euch gehört. Wartet nur wenige Augenblicke.“
    Dobronitsch trat zum Brunnen, an dem eine Vorrichtung angebracht war, die man im südlichen Sibirien sehr oft findet.
    Da es dort nämlich verhältnismäßig warm ist, die Häuser meist nur aus Holz bestehen, und somit Feuergefahr sehr im Bereich der Möglichkeit liegt, errichtet man, wo nur irgendein Hochquell durch Röhren nach einem dieser völlig isolierten und auf Selbsthilfe angewiesenen Güter geleitet werden kann, am Röhrentrog ein hohes Holzgestell, auf das sich zwei Röhren stützen, in denen das Wasser haushoch emporgeführt wird. In der einen Röhre steigt es empor, in der anderen wieder nieder. Dadurch erhält es einen starken Druck, so daß es, wenn man ein Mundstück anschraubt oder gar einen Schlauch anbringt, wie aus einer wirklichen Feuerspritze bis auf die Dächer der Gebäude geleitet werden kann. Der Strahl steigt dann bis zu derjenigen Höhe auf, die die beiden Röhren besitzen.
    Peter Dobronitsch hatte auch eine solche Vorrichtung am Brunnen stehen, und der Schlauch nebst Mundstück lag stets daneben im Wasser, damit er nicht austrocknen solle.
    Jetzt ging der Bauer zum Brunnen und schraubte den Schlauch an.
    „Mach schnell! Schaff Wasser herbei!“ gebot der Wachtmeister. „Ich brauche Kühlung.“
    „Gleich, gleich! Paß auf!“ antwortete der Bauer, dann richtete er das Mundstück auf die drei Kosaken und schraubte den Hahn auf. Sofort schoß nun ein starker, kalter Wasserstrahl mit großer Wucht auf sie ein, so daß sie im Verlauf zweier Sekunden fadennaß
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