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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken
Autoren: Karl May
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hast, als Sänger im Land umherzureisen.“
    „Hier hast du sie.“
    Alexius zog die beiden Papiere aus der Tasche und übergab sie dem Kosaken. Dieser untersuchte sie sehr genau und schüttelte den Kopf.
    „Sie sind richtig!“ meinte er enttäuscht. „Also kann ich dich nicht hindern, deine Kunst auszuüben; aber, hm – was hast du denn? Was willst du sagen?“
    Diese Frage war an den bereits erwähnten Kosaken gerichtet, der ungeduldig im Sattel umhergerutscht war und dem man ansah, daß er gar zu gern eine Bemerkung gemacht hätte. Jetzt antwortete er auf die Frage seines Vorgesetzten:
    „Brüderchen, ich will wetten, daß der Mann nicht Peter Saltewitsch ist. Jener hatte lichtes Haar; dieser hier aber ist dunkel. Auch war er kleiner und untersetzter und hatte ganz die russischen Gesichtszüge. Dieser jedoch sieht gar nicht wie ein Russe aus.“
    „Hm!“ brummte der Wachtmeister wichtig. „Das ist freilich auffällig. Hier im Paß steht: Zähne gut, Gesicht gewöhnlich; dagegen ist gar nichts zu sagen, und auch das andere stimmt. Aber deine Rede darf auch nicht überhört werden. Wir müssen einmal diesen – hm!“
    Er betrachtete den Sänger abermals sehr genau. Dieser aber lachte laut auf und sagte:
    „Was gibt es da zu überlegen? Die Sache ist ja außerordentlich einfach! Dieser Kosak irrt sich und irrt sich auch nicht. Wir sind nämlich zwei Brüder; ich heiße Peter, und mein Bruder heißt Paul Saltewitsch. Ihn hat er gesehen und mich nicht. Er verwechselt die Vornamen.“
    „O nein“, meinte der betreffende Kosak. „Ich habe viel von dem Peter sprechen hören; er hat keinen Bruder; er besitzt überhaupt keine Verwandten. Er ist ganz allein.“
    Da nickte der Wachtmeister leise vor sich hin, zog ein sehr pfiffiges Gesicht und sagte, nachdem er die beiden Legitimationspapiere zusammengelegt und in die Satteltasche gesteckt hatte:
    „Die Sache kommt mir verdächtig vor. Ich werde sie genauer untersuchen.“
    Der Sänger aber zog die Brauen finster zusammen, trat ihm einen Schritt näher und antwortete:
    „Dazu hast du kein Recht! Meine Legitimationen sind richtig. Sie stimmen ganz genau; also mußt du sie mir zurückgeben und darfst mich nicht in meiner Freiheit hindern.“
    „Aber die Aussage meines Kameraden muß berücksichtigt werden. Er behauptet, daß derjenige Saltewitsch, der du sein willst, gar keinen Bruder habe. Ich muß also den Paß und den Schein von meinem Offizier prüfen lassen. Du wirst uns nach der Station begleiten müssen.“
    „Das fällt mir nicht ein.“
    „Brüderchen, es ist gar nicht so schlimm, wie du denkst. Du wirst uns auf der Station etwas singen und dafür viel Wodka trinken und auch noch Geld erhalten.“
    „Ich trinke keinen Wodka, und ich weiß auch, daß ihr Soldaten niemals Geld übrig habt. Ich will mein Recht, weiter nichts.“
    Die Art und Weise, in der Alexius sprach, verfehlte nicht, den beabsichtigten Eindruck auf den Wachtmeister hervorzubringen. Er langte bereits mit der Hand wieder nach der Tasche, um die Legitimationspapiere aus derselben zu nehmen; da aber trieb der erwähnte Kosak sein Pferd ganz nahe an ihn heran und sagte leise:
    „Brüderchen, laß dich nicht irremachen. Er ist kein Sänger. Ich glaube vielmehr, daß er der Zobeljäger ist; ich möchte darauf schwören. Gestern, als du ausgeritten warst, las uns der Sotnik vor, daß der gesuchte Zobeljäger ein ganz besonderes Kennzeichen habe. Es ist ihm nämlich einmal der linke Arm in eine Zobelfalle geraten. Davon sieht man gleich unter der Hand noch die Spur. Fordere ihn auf, zu singen. Wenn er die Balalaika spielt, hält er den Hals derselben mit dem linken Arm empor, und da wird der Ärmel so weit nieder rutschen, daß es sichtbar wird. Das ist das beste; meinst du nicht auch?“
    „Brüderchen, du bist ein Schlaukopf!“
    Das Flüstern der beiden Kosaken hatte nicht so lange gedauert, als Zeit zur Beschreibung nötig ist. Sie hatten sehr schnell und eilig gesprochen, und nun wandte sich der Wachtmeister wieder an den Sänger:
    „Ich habe mit meinem Kameraden hier gesprochen. Er sagt noch immer, daß du nicht Peter Saltewitsch seist. Ich sollte dich eigentlich arretieren; aber ich will mich in anderer Weise überzeugen, ob du mich belogen hast oder nicht. Du kannst mir nur dadurch, daß du uns etwas vorsingst, beweisen, daß du der bist, für den du dich ausgegeben hast. Wenn du wirklich Sänger bist, so muß dir das schöne Sängerlied von der Laute bekannt sein. Sing
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