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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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ein Fensterflügel, und eine Stimme erkundigte sich:
    „Wer ist da draußen?“
    „Drei arme, deutsche Handwerksburschen.“
    Auf diese Antwort hin ward die Jalousie ein Stück aufgezogen, dann näherte sich der Kopf Steinbachs der Öffnung und fuhr fast mit dem Gesicht des Lords zusammen.
    „Sapperment!“ rief der Deutsche. „Wer ist – ah, ist das möglich! Mein Retter aus dem Wasser des Goldenen Horns! Lord Eaglenest?“
    „Ja, der bin ich, Mister Steinbach.“
    „Hier im Bardo?“
    „Wie Sie sehen.“
    „Wie kommen Sie zu dieser Zeit in das Schloß?“
    „Über die Mauer gestiegen.“
    „Nicht doch!“
    „Warum nicht? Meinen Sie etwa, daß wir darüber geflogen seien?“
    „Nein. Eine Schwalbe sind Sie nicht.“
    „Aber ein Star zuweilen, nicht? Na, wir haben Ihnen etwas Hochwichtiges zu sagen. Lassen Sie uns ein!“
    „Wie? Wer ist noch draußen?“
    „Meine beiden jungen Freunde, die mir bei Ihrer Rettung mithalfen.“
    „Normann und Wallert? Schön! Ich komme gleich. Bitte, gehen Sie bis zur nächsten Tür an der Mauer hin.“
    Sie taten das, und bald kam Steinbach, um zu öffnen und sie in sein Zimmer zu führen.
    „Hier wohne ich als Gast des Bei“, erklärte er den Freunden. „Seien Sie mir willkommen und sagen Sie mir, wie es möglich ist, Sie hier zu sehen.“
    „Wie es möglich ist?“ fragte der Lord. „Nun, Sie brauchen ja nur die Augen aufzumachen.“
    „Richtig!“ lachte Steinbach. „Aber Sie dürfen meine Frage nicht so streng wörtlich nehmen. Daß Sie über die Mauer gestiegen sind, war doch nur ein Scherz.“
    „Nein, es ist die volle Wahrheit. Wir kommen, um den Bei vor einem Mordanschlag zu warnen.“
    „Sind Sie des Teufels?“
    „Schwerlich. Es handelt sich wirklich um einen Mordanschlag. Der Bei soll in die Luft gesprengt werden.“
    „Unglaublich!“
    „Es ist wahr.“
    „Wann soll es geschehen?“
    „Während des Gebetes.“
    „Wo?“
    „Im Garten.“
    „Von wem?“
    „Von dem Derwisch Osman!“
    „Sie meinen doch denjenigen, den wir in Konstantinopel gemeinschaftlich kannten?“
    „Ja. Er ist mit Ibrahim Pascha hier.“
    „Ich weiß es. Aber bitte, erklären Sie sich deutlicher, sonst denke ich wirklich, daß ich mich im Traum befinde.“
    Der Lord erzählte nun ausführlich seine Erlebnisse, und sein Bericht brachte einen bedeutenden Eindruck hervor.
    „Das ist ihm zuzutrauen“, versetzte Steinbach dann, „und zwar nicht nur ihm allein, sondern auch dem Pascha. Ah, wenn es so ist, wie Sie sagen, Mylord, so haben Sie dem Bei das Leben gerettet und werden auch mir einen außerordentlichen Dienst erwiesen haben. Also im Kiosk des Sallah ist es!“
    „Was heißt dieses Wort?“
    „Kiosk des Gebetes. Der Mord ist für nachmittags drei Uhr geplant, anders nicht.“
    „Wie können Sie das wissen?“
    „Es ist allbekannt, daß der Bei nur das Dreiuhrgebet in dem Kiosk verrichtet. Sobald der Muezzin von dem Minarett zum Gebete ruft, betritt der Bei den Kiosk und befindet sich eine volle Viertelstunde daselbst. Die Mörder haben also volle fünfzehn Minuten Zeit zur Vollbringung ihrer schwarzen Tat.“
    „Ah, wie gut ausgedacht! Der Anschlag könnte also gar nicht mißlingen.“
    „Ja, und der Mörder würde nie entdeckt. Wir brauchen uns eigentlich nicht zu beeilen, aber ich werde trotzdem den Bei sofort kommen lassen.“
    „Wie, Sie wollen ihn wecken?“
    „Ja.“
    „Dürfen Sie das?“
    „Unter diesen Umständen werde ich es wagen.“
    „Und er soll hierherkommen?“
    „Gewiß. Gehe ich zu ihm, so errege ich Aufsehen. Wir müssen die Sache in aller Heimlichkeit untersuchen, sonst ist es möglich, daß der Mörder erfährt, daß er verraten ist. Erlauben Sie!“
    Steinbach warf einige Zeilen auf ein Stück Papier, kuvertierte und versiegelte es und klatschte dann in die Hände. Ein Schwarzer erschien und verbeugte sich demütig. Er erhielt das Schreiben und einen leisen Befehl, worauf er sich schnell entfernte.
    Das war besorgt, und nun brachte Steinbach das Gespräch auf die privaten Angelegenheiten der Anwesenden und erfuhr dabei, was sie erlebt hatten, nachdem er an jenem Abend im Hafen von Konstantinopel von ihnen gegangen war. Noch hatten sie dies Thema nicht beendet, so klopfte es an eine Tür, die nach einer Nebenstube führte. Steinbach brannte ein Licht an und begab sich hinaus. Dort stand im Dunkeln der Bei Mohammed es Sadak in ganz gewöhnlicher Kleidung. Er hatte sich heimlich herbeigeschlichen.
    „Hier ist dein Brief“, sagte
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