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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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ist Tschita?“
    „Im Nebenraume. Sie schläft.“
    „Und du nicht?“
    „Wir haben bis spät gewacht, denn wir hatten die frohe Botschaft vernommen, daß ihr in Tunis seid.“
    „Wohl von Said?“
    „Ja. Dann legten wir uns zur Ruhe. Tschita schlief bald ein. Sie hatte ja so lange nicht geschlafen, nur stets gewacht, um zu weinen. Auch mich wollte der Schlaf ergreifen, da hörte ich das Klappern der Gartenpforte und ahnte sogleich, daß ihr es sein würdet. Ich stand daher wieder auf, ohne aber Tschita zu wecken, und nun sehe ich dich vor mir! Oh, ihr Heiligen, jetzt können wir wieder Hoffnung haben!“
    „Nicht nur Hoffnung, sondern Gewißheit. Aber darf ich nicht mit Tschita sprechen?“
    „O wie gern, doch ich muß erst zu ihr. Sie würde sonst vor Glück laut aufschreien und dich verraten. Hier ist mein Zimmer und drüben das ihrige. Warte hier.“
    Zykyma trat in die Nebenstube, während Normann stehenblieb. Sein lauschendes Ohr vernahm gleich darauf heimliche Stimmen, dann einen unterdrückten Laut, und dann – huschte es zu ihm herein! Zwei weiche, warme Arme legten sich um ihn, ein Köpfchen drängte sich an seine Brust, doch ohne einen Laut, ein Wort hören zu lassen.
    Da schlang auch er die Arme um sie und flüsterte:
    „Tschita! Meine Blume, meine Wonne, meine Seligkeit! Endlich, endlich habe ich dich wieder! Oh, nun ist alles gut. Du Ärmste, was mußt du gelitten haben!“
    Tschita antwortete nicht, aber ihr Körper erbebte an dem seinen unter dem Schluchzen, das sie kaum zu unterdrücken vermochte.
    „Sprich ein Wort, nur ein einziges!“ bat er.
    Sie schmiegte sich fester an ihn, aber antworten konnte sie nicht. Da wartete er, bis diese erste Aufregung vorüber war, und sagte:
    „Jetzt soll uns nichts wieder scheiden! Gehst du mit mir?“
    „Nein, das ist unmöglich. Ich könnte die Mutter nicht mitnehmen.“
    „Warum nicht?“
    „Sie glitt heute aus und fiel die Stiege hinab, so daß sie nicht stehen und gehen konnte. Der Arzt mußte geholt werden, er hat sie verbunden und verboten, daß sie heraufgeschafft werde.“
    „O weh, o weh! Hat er nicht gesagt, wann sie geheilt sein wird?“
    „Nein. Ich wollte bei ihr bleiben, aber –“
    Tschita stockte.
    „Du durftest wohl nicht?“
    „Oh, ich hätte gedurft, aber ich kann nicht. Zykyma ist doch oben, und ich muß bei ihr sein, da sie den Dolch hat.“
    Jetzt wußte Normann, was die Geliebte meinte. Der Dolch war ja die einzige Waffe gegen die Zudringlichkeit, gegen die Leidenschaft Ibrahim Paschas!
    „Meine arme, arme Tschita! Wie fürchterlich ist es doch, die Sklavin eines solchen Menschen zu sein! Wie bin ich erschrocken, als ich in Konstantinopel zu Barischa kam und hörte, daß du verkauft seist!“
    Nun gab es ein Erzählen, ein Klagen und Trösten. Die Herzen der beiden flossen über, flossen ineinander.
    Zykyma war drüben geblieben. Sie gönnte der Liebe ihre Rechte. Erst als die beiden ruhiger geworden waren, nahm sie teil an dem Gespräch.
    Normann erfuhr nun, daß auch draußen vor den beiden Giebelstuben ein Wächter liege. Dennoch hielt er es, trotzdem ja keine Gewalt angewendet werden durfte, für nicht gar zu schwer, fortzukommen, und bedauerte nur, daß die Mutter krank geworden sei. Für den Augenblick war leider nichts zu tun. Es wurde aber ausgemacht, daß Said morgens Nachricht nach dem italienischen Hause bringen solle. Erst dann wollten die Freunde bestimmen, was zu tun sei.
    Wie gern wäre er noch dageblieben, aber als Normann jetzt einen Blick hinauswarf, sah er am östlichen Himmel die ersten grauen Streifen des Tages erscheinen. Er mußte fort, denn die Gefahr, in der er sich befand, verzehnfachte sich mit jeder Sekunde, die er länger blieb.
    So trat er denn an den Laden, hielt die Hände an den Mund und ahmte das mit Wallert verabredete Zeichen nach. Es dauerte gar nicht lange, so stand der Wächter unten von seiner Bank auf und verschwand hinter der Ecke des Hauses.
    Noch einmal drückte Normann die Geliebte an sich und flüsterte: „Lebe wohl!“
    Dann schwang er sich hinab und sprang in weiten Sätzen über den Kiesweg hinüber in das Gras, wo er sich sofort niederwarf, da in demselben Augenblick der Wächter wieder erschien. Von hier aus kroch er nach dem Zaun. Wallert war noch nicht dort, kam aber bald herbei.
    „Gott sei Dank!“ sagte er aufatmend. „Mir war angst um dich. Das dauerte ja eine Ewigkeit.“
    „Ich denke, daß es nur eine Minute gewesen ist.“
    „Nun, wie steht es?“
    „Du
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