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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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recht?“
    „Natürlich“, antwortete der Lord, der sehr wohl wußte, daß er hier vergebens warten würde.
    „So sollen Sie jetzt die verabredete Bezahlung erhalten“, sagte der Derwisch und griff in die Tasche. Da hörten sie plötzlich, während er noch nach dem passenden Geld suchte, ein Geräusch, das sich ihnen aus der Richtung des erwähnten Hauses näherte. Es waren die Schritte zweier Personen.
    „Es kommen Leute!“ flüsterte der Derwisch. „Man braucht uns nicht zu sehen. Verhalten Sie sich ruhig und drücken Sie sich an die Mauer, bis sie vorüber sind.“
    „Ducken wir uns lieber ganz nieder. Das ist besser.“
    Kaum hatten sie dies getan, so kamen auch schon die beiden Männer, zum Erstaunen des Lords sich halblaut in deutscher Sprache unterhaltend, näher. Auch die Stimmen schienen ihm bekannt zu sein. Er horchte daher gespannt auf.
    „Jetzt kann man sich wieder eine Zigarre anbrennen“, sagte der eine. „Hast du Feuer?“
    „Ich, gleich – da!“
    Im selben Augenblick blitzte ein Wachshölzchen auf und beleuchtete die Gesichter der beiden, die kaum zehn Schritte entfernt von den zwei Verborgenen stehengeblieben waren. Was der Lord bei dem Klang ihrer Stimme vermutet hatte, wurde jetzt zur Gewißheit; er erkannte Normann und Wallert. Obwohl er nun von ihnen nichts zu befürchten hatte, so blieb er doch um des Derwisches willen ruhig. Dieser war bei dem Anblick der Gesichter zusammengezuckt.
    „Allah, Allah!“ entfuhr es ihm. „Diese Kerle, diese –“
    Er hatte es zwar nicht laut gesagt, aber Normann drehte sich doch um.
    „Hörtest du?“ fragte der leise Wallert. „Mir war es, als ob hier jemand gesprochen hätte.“
    „Pah! Die Luft streicht durch den Mauerbogen. Komm, gehen wir!“
    Die Freunde entfernten sich darauf langsam nach der Stadt zu. Jetzt fuhr der Derwisch aus seiner kauernden Stellung empor.
    Er befand sich in einer solchen Aufregung, daß er dem Lord gegenüber gar nicht daran dachte, daß er vorsichtig sein müsse. Er tat zwei, drei rasche Schritte vorwärts, blieb dann wieder stehen und sagte in fliegender Eile:
    „Ah, sie waren da, sie waren hier! Was haben sie gewollt? Wie haben sie es erfahren? Ist etwa gar etwas geschehen? Ich muß das wissen! Hölle und Teufel! Was mache ich? Ich muß ihnen nach und muß doch auch – in das Haus!“
    Da kam ihm ein Gedanke. Rasch fragte er den Lord:
    „Zwei Franken haben Sie sich bereits verdient. Wollen Sie sich noch zehn weitere verdienen?“
    „Wenn ich kann, ja. Zehn Franken! Das ist ja für mich ein Vermögen!“
    „Gut, so folgen Sie diesen beiden Männern heimlich nach. Ich muß wissen, wo sie wohnen. Laufen Sie, laufen Sie! Fort, fort!“
    Mit diesen Worten schob der Derwisch den Lord vorwärts. Letzterer ging, aber als er sich so weit entfernt hatte, daß er von jenem nicht bemerkt werden konnte, blieb er stehen und brummte:
    „Verteufelt, verteufelt! Was tue ich? Ich wollte doch dem Kerl nachschleichen, um zu erfahren, wo er sich aufhält. Und nun jagt er mich fort. Was tue ich? Diese zwei finde ich ja sicher, aber ihn – Donnerwetter! Er will ja in ein Haus und hatte es so eilig! Da steht er ganz gewiß nicht mehr dort unter dem Bogen, um sich von mir belauschen zu lassen. Es ist also doch am besten, ich laufe den beiden nach.“
    Das tat er denn auch. Als der Lord Normann und Wallert erreichte, traten diese zur Seite. Sie hatten seine eiligen Schritte gehört und wollten ihn vorüber lassen. Er aber blieb stehen und sagte lachend:
    „Halt, Kerle! Heraus mit dem, was ihr habt! Das Geld oder das Leben!“
    „Was der Teufel!“ antwortete Normann. „Der Lord!“
    „Wirklich! Der Lord!“ fiel Wallert ein. „Wo um aller Welt willen kommen Sie denn her?“
    „Wenn ich es Ihnen sage, werden Sie staunen.“
    „Wohl von der berühmten Entführung der drei Mädchen?“
    „Nein. Die ist leider verunglückt, dafür aber ist mir etwas anderes desto besser gelungen. Raten Sie, wen ich getroffen habe.“
    „Das wäre Zeitverschwendung. Sagen Sie es selbst.“
    „Den Derwisch.“
    „Den? So?“
    Das klang allerdings gar nicht etwa sehr überrascht. Darum zürnte der Lord: „Den? So? Das ist Ihre ganze Antwort?“
    „Was sollen wir denn sagen?“
    „Die Hände über dem Kopf zusammenschlagen sollen Sie vor Verwunderung.“
    „Fällt uns nicht ein.“
    „Nicht! Sapperment! Ich finde den Kerl, den wir so eifrig suchen, und das ist Ihnen so gleichgültig!“
    „Was ist da weiter? Wir haben noch weit mehr
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