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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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er, die Zeilen zurückgebend. „Warum läßt du mich mitten in der Nacht wecken und auf Umwegen zu dir kommen?“
    Der Bei sah bei diesen Worten nicht gut gelaunt aus. Selbst sein bevorzugtester Günstling hatte nie gewagt, ein solches Ansinnen an ihn zu stellen. Steinbach antwortete jedoch ruhig:
    „Es gilt dein Leben, o Herrscher! Und wenn du nicht heimlich kämst, würden wir den Mörder vielleicht nicht ergreifen.“
    „Mein Leben? Den Mörder? Höre ich recht?“
    „Du hörst recht. Ich habe dir gesagt, daß jener Ibrahim Pascha unter fremden Namen hier ist, um dich und deine Absichten auszuforschen. Du hast gemeint, ihn nicht fürchten zu müssen. Du hast gezaudert, die Wege zu gehen, die ich dir zu deinem Heil und zum Heil deines Volkes empfehlen mußte. Du wirst heute erkennen, daß ich recht gehabt habe. Ibrahim Pascha will dich ermorden, mitten im Gebet.“
    „Beweise es.“
    „Du sollst dich mit eigenen Augen überzeugen.“
    Steinbach berichtete nun, was er von dem Lord und dessen Begleitern gehört hatte. Der Bei nahm diesen Bericht in aller Ruhe entgegen. Dann sagte er:
    „Laß uns nach dem Kiosk gehen, wir beide allein!“
    Die drei warteten unterdessen. Sie hatten gemeint, daß der Bei zu ihnen kommen werde, um sie zu befragen, aber sie irrten sich. Schon saßen sie wohl eine Stunde in dem Zimmer, und der Tag war bereits angebrochen, als endlich Steinbach zurückkehrte.
    „Schön, daß Sie kommen!“ empfing ihn der Lord. „Ich dachte wirklich, wir sollten hier sitzen bleiben, bis wir fest angewachsen seien. Leute, die solche Nachrichten bringen, pflegt man mit mehr Aufmerksamkeit zu behandeln.“
    „Je nach den Umständen. Der Herrscher ist nicht unaufmerksam gegen Sie. Er hat mich beauftragt, Sie zu grüßen.“
    „Zu grüßen? Ist das alles?“
    „Einstweilen, ja!“
    „Nun, dann grüßen Sie ihn von mir wieder, und sagen Sie ihm, daß ich mit ihm fertig bin!“
    „Schön, das werde ich tun.“
    „Und ich verabschiede mich.“
    „So schnell? Ich hoffte doch, daß Sie den Kaffee mit mir trinken würden!“
    „Trinken Sie ihn, mit wem Sie wollen! In Zukunft soll es mir sehr gleichgültig sein, ob man irgendeinen in die Luft sprengen will oder nicht.“
    Der Ärger des Lords machte einen so komischen Eindruck, daß Steinbach darüber lachen mußte.
    „Was, Sie lachen auch noch?“ rief der Beleidigte. „Das ist mir denn doch zuviel! Ich meine es gut, und muß mich dafür verlachen lassen! Adieu! Wir sehen uns wohl nie wieder, Mister Steinbach!“
    „O doch! Am Vormittag!“
    „Fällt mir nicht ein!“
    „Wie? Wollten Sie sich etwa nicht bei diesem interessanten Verhör einfinden?“
    „Bei welchem Verhör?“
    „Sie wissen wohl, daß der Bei ein strenger und gerechter, aber auch ein außerordentlich schneller Richter ist. Er überläßt die Rechtsprechung nicht gern anderen. So wird er auch heute über die Ereignisse dieser Nacht bereits am Vormittage aburteilen.“
    „Was für Ereignisse?“
    „Nun, es hat einer drei Haremsdamen entführt!“
    „Donnerwetter!“
    Der Lord entfärbte sich.
    „Und auf das Schiff schaffen wollen.“
    „Hol's der Teufel!“
    „Ah, Mylord, das sind Sie!“ lachte Normann.
    „Laßt mich mit dieser Geschichte in Ruhe! Sie ist vorüber. Ich hätte dabei den Hals brechen können, habe ihn aber nicht gebrochen, damit könnt ihr euch geradeso zufriedengeben wie ich!“
    „Was Sie betrifft, ja, aber was diesen Juden und seine Helfershelfer anbelangt, so wird ihnen kurzer Prozeß gemacht werden. Dazu aber müssen auch Sie verhört werden.“
    „Unsinn! Ich will gar nicht verhört werden! Wer etwas erfahren will, mag die Schurken selber fragen.“
    „Bitte, überlegen Sie! Sie sind nach den Gesetzen aller Länder und Völker gezwungen, Auskunft zu erteilen. Etwa nicht?“
    „Geht mir mit diesen Ländern und bleibt mir auch mit diesen Völkern vom Leib! Das Verhör ist öffentlich. Niemand braucht zu wissen, in welcher Weise ich mir einen Spaß gemacht habe.“
    „Es ist allerdings einiges dabei, was am besten verschwiegen werden möchte. Aber gerade darum sollen Sie den Kaffee hier bei mir trinken.“
    „Was hat der Kaffee mit dieser Angelegenheit zu tun?“
    „Und nach dem Kaffee wird der Bei erfreut sein, Sie bei sich zu empfangen, um sich die betreffenden Erlebnisse von Ihnen selbst erzählen zu lassen.“
    Das brachte sofort die gewünschte Wirkung hervor.
    „Ah! So pfeift der Spatz?“ meinte der Lord.
    „Ist das etwa falsch
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