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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer
Autoren: Kate Pepper
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in seiner Tasche, zog seine Geldbörse hervor, öffnete sie und zog einen Dollarschein heraus.
    »Natürlich.« Bell lachte. »Ich hab die Wette gewonnen. Ich kenne dich einfach zu gut, mein Freund. Du hättest es niemals geschafft, diesem Fall den Rücken zu kehren.«
    »Nimm das Geld und spar dir deine Häme.« Geary klatschte den Dollar auf Bells Handfläche. »Günstiger habe ich noch nie ein Auto gekauft.«

FÜNFTER TAG

KAPITEL 37
    E mily öffnete die Augen. Es herrschte Dunkelheit. Langsam sortierte ihr Gehirn die Einzelteile zu einem Bild.
    Sammy. Mein Liebling. Nein .
    Das Bild wurde klarer. Hier war kein Sammy. Hier war niemand. Sie war ganz allein, aber nicht mehr auf dem Boot. Sie atmete tief durch und wartete auf die Schritte. Der Maismann war nicht der Maismann. Ein Fremder. Sprich nicht mit Fremden.
    Er hielt ein Messer an Davids Brust.
    Jemand würde sterben.
    O Sammy.
    Ihre Muskeln zuckten, als sei sie von einer Klippe gefallen, ganz kurz vorm Einschlafen. Ihre Beine lagen auf einer weichen Unterlage. Ein Bett. Es roch frisch und sauber. Die Fesseln waren weg.
    Ihre Gedanken ordneten sich langsam. Sie befand sich in einem Krankenhauszimmer. Allein. Nach Davids Geburt hatte sie sich geschworen, nie wieder ein Krankenhauszimmer mit jemandem zu teilen, den sie nicht kannte. Bei Sam und später bei Maxi hatten sie den Zuschlag für ein Einzelzimmer bezahlt. Aber jetzt missfiel ihr die Situation. Sie wollte nicht allein sein. Lieber würde sie eine alte Frau neben sich haben, den ruhigen Rhythmus ihrer Atemzüge hören, die lederne Schwere ihrer Haut riechen. Würde sie beobachten und dabei an den Kreislauf des Lebens denken, an das Rad des Schicksals, das sich unaufhörlich weiterdrehte.
    Sie konnte ihre Arme bewegen und ihre Beine ebenfalls. Ihre Augen blinzelten ungehindert. Mondlicht flutete über die Zimmerdecke, und sie hörte das Brummen eines Autos, das draußen davonfuhr. Die Luft war trocken, nicht glitschig. Sie befand sich auf der Erde, auf dem Trockenen.
    Sie atmete nochmal tief durch.
    Das schrille, quiekende Geräusch.
    Sie wollte nicht mehr daran denken. Weg mit alledem . Sie drehte sich auf die Seite und spürte, dass sie dabei an dem Schlauch zerrte, der vom Tropf zu ihrem Arm führte und dort mit Klebeband befestigt war. Flüssigkeit, intravenös zugeführte Nahrung. Natürlich.
    Der Maismann nahm ihr die Augenbinde ab, und sie sah Sammy auf dem Boden.
    Und der Maismann war nicht der Maismann.
    Weg mit dir .
    Sie kniff die Augen zu und drehte sich vorsichtig auf die andere Seite, wobei sie auf den Schlauch achtete. Dann griff sie sich an die Zehen und bewegte die Füße. Beugte und streckte die Beine. Jemand musste sie gewaschen haben, denn der üble Geruch war fast ganz verschwunden.
    Sie setzte sich auf und sah sich im Zimmer um. Weiße Wände, Möbel aus Spanplatten, ein Telefon auf dem Nachttisch. Aus dem Hörer tönte das Amtszeichen. Sie wählte die Nummer ihrer Mutter und legte auf, noch bevor es klingelte. Sie würden schlafen. Die Uhr an der Wand zeigte vier Uhr morgens. Weg mit dir . Waren sie alle in Sicherheit? Sollten sie schlafen. Sie würde um sieben anrufen, ihrer Mutter sagen, dass mit ihr alles in Ordnung war, und sie daran erinnern, Maxi die Medizin zu geben.
    Aber sie konnte nicht einfach daliegen, konnte nicht still liegen. Sie schwang ihre Füße seitlich über die Bettkante, stützte sich mit den Händen auf der Matratze ab und ließ sich langsam aus dem Bett gleiten. Der Linoleumfußboden war kalt unter ihren bloßen Füßen. Ihr wurde schwindelig. Tief durchatmen, und sie schaffte es: ein Schritt vorwärts, dann ein zweiter. Sie musste einfach ein Stück gehen. Es war entweder der denkbar schlimmste Traum gewesen oder die längste Nacht der Geschichte.
    Der Ständer für den Tropf ließ sich leicht schieben, schepperte lediglich ein bisschen. Ihre Tür war offen, und als sie auf den Flur kam, war sie wie geblendet. Der lachsfarbene Fußboden und die beigefarbenen Wände waren in Neonlicht getaucht, und kleine Monitore für die einzelnen Zimmer flimmerten hinter einem U-förmigen Schwesternplatz. Aber niemand war dort Zeuge geworden, wie sie ihr Bett verlassen hatte, wie sie sich langsam hinausgeschlichen und sich aus dem grausigen Albtraum befreit hatte.
    Sie schob ihren Tropfständer um eine Ecke. Aus einer Doppeltür kam eine junge asiatische Frau in einem weißen Laborkittel gehastet. Auf ihrem Namensschild stand Dr. Mary Lao, Kinderärztin. Sie reagierte
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